Geschichtenerzähler durch Wort und Bild: Wie versteht Torben Kuhlmann Illustration und Autorenschaft

“Ich bin tatsächlich geneigt, mich nicht primär als Illustrator und Autor zu bezeichnen, sondern eher als Geschichtenerzähler. Die Medien Wort und Bild sind die Mittel, die ich dafür nutze.”.

Vom Studium an der HAW bis zum Erfolg als Geschichtenerzähler und Illustrator.

Die Reise von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften HAW zu einem etablierten Geschichtenerzähler und Illustrator war für Torben Kuhlmann eine faszinierende Entwicklung. Das Studium „Illustration und Kommunikationsdesign“ an der HAW Hamburg, das viele verschiedene kreative Bereiche beinhaltet, legte den Grundstein seiner Karriere.

Die Entscheidung für die HAW und damit auch für Hamburg fiel aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten innerhalb des Bereichs Illustration – von Fiction bis Non-Fiction. Die Nähe zur Elbe und der Nordsee begünstigte die Entscheidung für die Hansestadt sicherlich ebenfalls. Der gute Ruf der HAW im Bereich Illustration, sichtbar durch Buchmessen und international präsente Studierende, verfestigte die Wahl zusätzlich.

Ursprünglich tendierte er mehr zu Non-Fiction und weniger zu Bilderbüchern. Historische Zeichnungen und Geschichten faszinierten ihn, doch die Wege an der HAW standen für beide Optionen offen und er konnte praktische Erfahrung in beiden Bereichen sammeln. Obwohl Torben Kuhlmanns Schwerpunkt im Bereich Illustration lag, wagte er sich während des Studiums auch in die Bereiche des „Kommunikationsdesigns“ vor, hier vor allem in den Bereich Film. Dies waren keine Pflichtkurse, allerdings ergab sich hier die Möglichkeit, Storytelling und Zeichnung auf ganz andere Weise zu kombinieren. Filmwissen und Storyboard öffneten ihm nach dem Studium schliesslich auch die Tür zu einer Position in der Werbeagentur Jung von Matt, wo er seine Fähigkeiten als Storyboard-Künstler weiter ausbauen und Erfahrungen sammeln konnte.

Schon früh in seiner Studienzeit begann er mit berufsorientierten Aufträgen, darunter die Zusammenarbeit mit dem „Stern“. Diese praxisorientierten Projekte mit knappen Timings und unter realen Berufsbedingungen zu bearbeiten, verhalfen ihm zu ersten Veröffentlichungen. Ein erster Schritt in die Berufswelt der Illustration war damit erfolgt. Diese Projekte dienten nicht nur als wichtige Erfahrung, sondern bereicherten auch das stetig wachsende Portfolio.

Interesse an Mechanik und Geschichte: Eine Kombination für die Zukunft

Torben Kuhlmanns Interesse an Technik liess sich ebenfalls in das Illustrations-Studium integrieren. Wenn es mit der Zulassung an der HAW Hamburg nicht geklappt hätte, wäre für ihn vielleicht ein klassischer, eher technischer Beruf ebenfalls eine Option gewesen. Wie er verrät, hat es aber zum Glück auf Anhieb mit dem Illustrationsstudium geklappt. Technik und Geschichte wurde zu einem zentralen Thema in seinen Büchern, insbesondere in den „Mäuseabenteuern“, so wie in seinen informativen Illustrationen. Durch die Verbindung von Technikgeschichte und historischen Kulissen entstand sein erstes Bilderbuch, das auch seine Abschlussarbeit an der HAW Hamburg darstellte. „Lindbergh“ – heute eine seiner bekanntesten Arbeiten – spielt im frühen 20. Jahrhunderts und erzählt eine alternative Luftfahrtgeschichte in der Mäusewelt. Allerdings hat auch der reale menschliche Flugpionier Charles Lindbergh in der Geschichte einen Gastauftritt, wodurch die Geschichte zu ihrem Namen kam.

Der Weg durch die Werbeagentur: Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Seine Zeit in der Werbeagentur Jung von Matt, wo er nach dem aktiven Studium mehrere Jahre als angestellter Illustrator arbeitete, verdeutlichte Torben Kuhlmann die Bedeutung des Sprichworts: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Obwohl das Studium ihn handwerklich gut auf das Berufsleben vorbereitet hatte, musste er sich erst an das straffe Arbeitspensum innerhalb einer Werbeagentur einarbeiten. Das selbstbestimmte und recht unverfängliche Bearbeiten an eigenen Illustrationsprojekten im Studium wich einem engen Korsett aus Briefings, Zwischenbesprechungen und knappen Abgabefristen – mit vielen Korrekturschleifen. Wie er heute sagt: Im Studium lernte er das Handwerk, in der Agentur das Arbeiten gegen die Uhr. Selbst die Zusammenarbeit mit Zeitschriften wie dem „Stern“ oder der „National Geographic“ hatten dagegen einen fast betulichen Rhythmus. Die Arbeit an Storyboards und Werbelayouts lehrte ihn, sich zu strukturieren, seinen Arbeitsrhythmus richtig einzuschätzen und im Endeffekt Timings immer einzuhalten.

Mit der Festanstellung folgte er seinem „Masterplan“, der nach dem Studium im Idealfall eine Festanstellung im kreativen Bereich vorsah, um dort Erfahrungen zu sammeln, Kunden zu finden und schliesslich den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Sein Portfolio, welches nicht nur Illustration und Infografik, sondern auch Film- und Designarbeiten beinhaltet, erwies sich als Türöffner. 

Eigene Projekte und die Kunst der Sommerpause

Er erzählt, dass er für freie Malerei oder projektunabhängige Arbeiten oft zu wenig Zeit findet. Insbesondere jetzt liegen umfangreiche Buchprojekte und Auftragsarbeiten auf dem Schreibtisch, darunter Umschlagillustrationen und Vignetten für ein Jugendbuch von Frida Nilsson, für welche er sich immer ein wenig Zeit freihält. Gefragt nach seinen Lieblingsillustrationen nennt Torben Kuhlmann ebenfalls ein paar bisherige Zusammenarbeiten mit Frida Nilsson. Die Titelbilder zu „Sasja und das Reich jenseits des Meeres“ und „Siri und die Eismeerpiraten“. Auch schätzt er seine schon recht alten Illustrationen „Rezitation bei Regenwetter“ nach einem Gedicht von Erich Kästner. Ein Anzeichen dafür, dass er für eine Arbeit stolz empfindet, ist, dass er dann gerne einen Druck oder sogar ein Original an die Wand hängt.

„Lindbergh“ feiert diesen Sommer sein 10-jähriges Jubiläum, für das ein paar spezielle Illustrationen anstehen, so wie auch ein zeitlich knapp geplantes weiteres Mäuseabenteuer. Torben Kuhlmann erzählt, dass er noch nie so viele Arbeiten gleichzeitig auf seinem Tisch liegen hatte, weshalb er sich ab diesem Sommer eine Pause nehmen möchte, um so für die freien Arbeiten Zeit zu haben. Dafür hat er schon eine Weile Leinwände sowie Ölfarben bereitstehen.

Ratschlag für angehende Illustrator*innen

Sein Ratschlag an angehende Illustratorinnen und Illustratoren ist klar: Glaubt an euren eigenen Stil und habt Mut ihn voranzutreiben. Auf Trends aufzuspringen ist nicht zwingend notwendig; Vertrauen in die eigene Bildsprache und Intuition sind entscheidend. Trotzdem sollte man flexibel genug sein, verschiedene Bereiche zu erkunden und sich nicht nur krampfhaft dem Portfolio zu widmen. Der eigene Stil sollte erkennbar bleiben, während man verschiedene Bereiche erschliesst. Eine Balance zwischen dem, was Spass macht und dem, was machbar ist, sei entscheidend, um nicht überfordert zu werden. Der Mut, an den eigenen Stil zu glauben, ist auch eine wirksame Abwehr gegen die Herausforderungen der im wahrsten Sinne des Wortes generischen KI.

In der Vielfalt und Kreativität von gutem Storytelling in Filmen und Büchern findet Torben Kuhlmann Inspiration für seine Arbeit, ebenso bei ausgiebigen Museumsbesuchen. Zu seinen Vorbildern in der Kunst gehören Caspar David Friedrich, Claude Monet und Edouard Manet. In Sachen Lichtstimmungen verehrt er William Turner oder den amerikanischen Realisten John Singer Sargent.

Die persönliche Freiheit, sich mit verschiedenen Themen zu beschäftigen, hilft ihm dabei, neue Ideen zu generieren. Auch das bewusste Abschalten durch andere Betätigungen, wie beispielsweise das Erkunden der Industriegebiete Hamburgs mit vielen Kränen und brutalistischen Gebäuden, trägt dazu bei, neue Perspektiven zu gewinnen und Ideen zu entwickeln. So ist die Inspiration für das neueste Buch „Die graue Stadt“ entstanden.

Die Zukunft birgt für ihn weiterhin viele Projekte, darunter die Fortsetzung der Mäuseabenteuer, neue Buchprojekte und die Pflege von langjährigen Beziehungen zu Verlagen und Kunden. Trotz der Unsicherheiten im kreativen Bereich und dem Aufkommen von KI ist er zuversichtlich, dass die Einzigartigkeit des individuellen Stils unersetzlich bleibt.

Sein Ratschlag für angehende Künstlerinnen und Künstler ist also klar: Behaltet euren eigenen Stil bei, glaubt an euch selbst und seid mutig, neue Wege zu gehen. Der Weg mag unvorhersehbar sein, aber die Liebe zur eigenen Arbeit und die Freude am Geschichtenerzählen sind die treibenden Kräfte, die auch in der Zukunft erfolgreich machen werden.

Webseite: https://www.torben-kuhlmann.com/

 

Quellen:

Abb. 1: Selbstportrait – Torben Kuhlmann

Abb. 2: Illustration aus Lindbergh: Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus