Interview mit Lucy Kägi, Dezember 2023

Eine Künstlerin zwischen Goldschmiedekunst und Digitaler Illustration

 

Lucy Kägi, Absolventin des Bachelorstudiums in Knowledge Visualization der ZHdK, empfängt mich herzlich im Strapazin Atelier in Zürich, einem kreativen Raum, den sie mit knapp zwanzig anderen Kunstschaffenden teilt. Das Strapazin Atelier bietet Lucy nicht nur einen Raum zum Arbeiten, sondern auch einen Ort des kreativen Austauschs. Anfangs arbeitete sie noch von zuhause aus, da es natürlich im Jahr 2020 – inmitten der Coronapandemie – schwierig war sich etwas zu suchen. Sie fand aber schnell für sich heraus, dass sie den Austausch mit anderen und ein Atelier ausserhalb ihres Zuhauses brauchte. Heute arbeitet sie drei Tage pro Woche als selbstständige Illustratorin im Strapazin Atelier, was für sie der ideale Arbeitsplatz ist. In der Regel arbeiten circa zehn Personen jeweils gleichzeitig im Atelier. Wenn alle am Arbeiten sind, herrscht eine ruhige und konzentrierte Stimmung. Das gemeinsame Mittagessen zu kochen, übernimmt jeden Tag eine andere Person.

Ihr künstlerischer Weg begann mit einer erfolgreichen vierjährigen Berufslehre als Goldschmiedin, gefolgt von der Berufsmatura. Bereits damals war ihr klar, dass sie sich in einem anderen Bereich weiterentwickeln wollte. Die Entscheidung fiel auf das Knowledge Visualization Studium an der ZHdK. Nach dem Abschluss im Jahr 2020 arbeitet Lucy nun 60% als selbstständige Illustratorin im Strapazin Atelier. Am Abschlusstag des Studiums erhielt sie ein unerwartetes Angebot von ihrem früheren Goldschmieden-Chef für eine 40%-Stelle, das sie annahm, um finanzielle Stabilität nach dem Studium zu gewährleisten. Lucy betont die Bedeutung von Kontakten und Teamarbeit, insbesondere jetzt nach dem Studium. Viele ihrer ersten Anstellungen und Aufträge kamen über Bekannte, sogar von ehemaligen Dozenten. Ihr Stil hat sich seither von vorwiegend wissenschaftlichem Inhalt zu mehr Editorial-Stil entwickelt, wobei sie auch weiterhin Schmuckzeichnungen erstellt.

Lucy Kägi nutzt vorwiegend Programme wie Procreate, Adobe Illustrator und Aftereffects für ihre pixelbasierte Arbeit. Obwohl sie in der Vergangenheit analog gearbeitet hat, ist dies aufgrund der fehlenden Zeit heute seltener der Fall. Darum schätzt sie besonders die Handarbeit und analoge Arbeit als Goldschmiedin, die ein willkommener Ausgleich zur digitalen Illustration ist. Die Aufträge steuern momentan ihre Richtung. Obwohl sie nicht abgeneigt ist mit Cinema 4d und anderen 3D Programmen zu arbeiten, fehlt die Zeit, um nochmals richtig in die Welt der 3D Visualisierung einzutauchen und sich die Skills anzueignen. Sie führt einen Wochenplan, der sich flexibel den Anforderungen der Aufträge anpasst. Eine Herausforderung der Selbstständigkeit ist zum Beispiel die Notwendigkeit, an mehreren Projekten gleichzeitig arbeiten zu können, Organisationstalent zu besitzen, flexibel zu sein und Geduld zu haben.

 

«Ja, wenn man gerade in die Selbstständigkeit startet, muss man halt schon ein wenig eine Durststrecke aushalten. Also ich habe jetzt sicher auch zwei Jahre gehabt, wo ich weniger als in einer Anstellung verdient habe. Erst seit diesem Jahr habe ich einen normalen Lohn. (…) Aber interessant ist, dass mir extrem viele sagen, dass sie auch etwa zwei Jahre brauchten. «

 

Lucy Kägis künstlerischer Weg ist geprägt von der gelungenen Symbiose zwischen der Präzision der Goldschmiedekunst und kreativen Freiheit einer Illustratorin. Ihre Erfahrungen spiegeln die Herausforderungen und Belohnungen wider, die mit der Selbstständigkeit in der Kunstwelt einhergehen. Die Arbeit von Lucy Kägi zeigt, wie verschiedene Welten sich bereichern können und eine individuelle Reise in der Kunst immer wieder neue und aufregende Wege einschlagen kann.

*Das Zitat wurde von Schweizerdeutsch auf Hochdeutsch übersetzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lucy Kägi an ihrem Arbeitsplatz im Strapazin Atelier in Zürich.

www.lucykaegi.ch

Instagram: @lucykaegi_illustration