Go crazy or go home.

 

 

Steckbrief

Produkt: Crazy Line Gartenschere
Hersteller: Leyat Swizerland
Schneidgrösse: 10mm (Klingenöffnung max: 25 mm)
Gewicht: 200 g
Länge: 190 mm
Farbe: Carbon, Schwarzmatt
Preis: 22.90.- (Landi) – 30€ (Amazon)

Griffe: Ergonomische Aluminiumgussform mit Spezialdruck
Klingen: Bypass Schneidklingen mit PTFE-Beschichtung (Rostfrei) / Qualitätsstahl gehärtet / Präziser und schöner Schnitt, lange Lebensdauer
Ergonomie: Integrierter Schock-Absorber für die Gesundheit von Handgelenk und Hand

Marke

Leyat Swiss Manufacture since 1917.

Leyat Sàrl ist eine Schweizer Firma die seit 1917 Gartenscheren herstellt. Gegründet wurde sie in Valais (CH), eine typische Wein- und Landwirtschafts-Region, heute produziert sie in Neuchâtel, was auch eine bekannte Weinregion im Jura ist.

Leyat hat ein breit gefächertes Sortiment an Gartenscheren, gedacht für Profis und Neueinsteiger, gemacht für den Gartenbau, Baumzucht, Weinbau oder im Privaten Garten. Ständig verbessert und erneuert, profitieren die Leyat Gartenscheren von der neuesten Technologie und ist sehr bekannt für ihr exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis.

So zumindest beschreibt sich die Firma auf ihrer Website. Die Firma hat nur eine .com, und eine .co.uk-Homepage, bei der .com-Version kann nur Englisch oder Französisch als Sprache gewählt werden. Das gibt mir einen komischen Eindruck weil die Firma so stark mit ihrer „Swiss Manufacture since 1917“ werben. Die Websites sind zudem beide extrem veraltet und beinhalten auch keinen Shop, lediglich die Produktlinien, ein Foto zu jeder Gartenschere und etwas über die Firma. Es ist auch überhaupt nicht klar ob es Swiss Made ist. Ihr Firmensitz ist in der Schweiz und ihr Logo mit dem Matterhorn und „Swiss Group“ lässt einen glauben dass die Scheren auch in der Schweiz Produziert werden. Ob das wirklich stimmt kann ich nur anzweifeln, denn mit einem Verkaufspreis von 23.- wäre es meiner Meinung nach kaum möglich so etwas in der Schweiz zu produzieren. 

Produktfamilie

Crazy Line Produktfamilie

Die Carbon-Gartenschere Stammt aus einer Produktlinie Namens Crazy-Line. Rechts im Bild sieht man in welchen Ausführungen das Modell erhältlich ist. Dabei Unterscheiden sich diese Ausführungen rein in der Lackierung, sonst sind alle Komponenten gleich.

Die Crazy-Line ist dabei eine von 3 Produktlinien der Gartenscheren, welche im Leyat-Sortiment erhältlich sind.  Nebenbei gibt es noch eine Happy Line, diese bietet 2 Scherentypen an, je in 8 Farben. Die Professional Pruners Line vertritt 9 Verschiedene Gartenscheren, davon sehen 2 genau gleich aus wie die Modelle der Happy Line, was ein bisschen für Verwirrung sorgt.

Material & Herstellung

Alle Teile einer Leyat Crazy Line Gartenschere

Wassertransferdruck

1. Die 2 Griffstücke, welche sich auf beiden Seiten bis fast zur Scherspitze erstrecken, sind meiner Meinung nach per Aluminium-Druckguss gefertigt. Nachdem wurden die verschiedenen Löcher gebohrt damit die Klingen und der Verschluss angebracht werden können. Zum Schluss werden etliche Kanten gebrochen und schliesslich per Wassertransferdruck mit einer Carbon-Textur lackiert.

2. Die obere Klinge ist aus gehärtetem Stahl, vermutlich gestanzt, angeschliffen und die Kanten gebrochen. Der Stahl mit PTFE beschichtet (rostfrei) und anschliessend wird der scharfe Schliff gemacht. Sie ist mit einer Kreuzschraube befestigt und kann ausgewechselt werden.
2.1 Befestigungsschraube für die Schneidklinge. Gehärteter Stahl; gegossen, gefräst und brüniert.

3. Die untere Klinge sieht aus wie ein geschliffener Stahl, vermutlich ebenfalls rostfrei. Sie schneidet nicht und dient nur zur Abscherung, ausserdem ist sie mit abgebrochenen Schrauben oder Nieten befestigt, und kann nicht ausgetauscht werden.

4. Mechanischer Lock-tide für 5.; gestanzt, abgekantet und brüniert.
4.1 Schraube für 4.; Gehärteter Stahl; gegossen, gefräst und brüniert.

5. Spezialmutter für 9: Gehärteter Stahl; gegossen, gestanzt, gefräst, abgekantet und brüniert
5.1 Unterlegplatte für 5: Stahlblech; gestanzt, geprägt, abgekantet und brüniert

6. Arretierhebel: Stahlblech; gestanzt, geformt, abgekantet und brüniert.
6.1 Unterlegsscheibe für 6: Stahlblech; gestanzt, abgekantet und brüniert.
6.2 Schraube für 6: Gehärteter Stahl; gegossen, gefräst und brüniert.

7. Die Feder ist ein gestanztes, aufgerolltes Federblech, wie man es auch von anderen Gartenscheren kennt.

8. Ein kleines Stück Gummi tritt dazu bei, dass die Schläge auf die beiden Griffstücke beim Abschneiden gedämpft werden.

9. Spezialschraube für 5: Gehärteter Stahl; gegossen, gefräst und brüniert.

*Ersatzteile

Auswechselklingen, -Schrauben und -Federn

Die Herstellerseite besagt dass fast alle Teile ausgewechselt werden können, wie z.B. die Klinge, die Schrauben oder der Arretierhebel. Auf dem Netz konnte ich jedoch nur auf Amazon die Klinge zum Kaufen finden (6.90.-), die Herstellerseite hat keinen Shop.

Ökologie

Ich finde es sehr gut dass sich die Schere fast in alle Einzelteile zerlegen lässt, das macht die Rezyklierung einfacher. Wie im letzten Absatz beschrieben sind auch Ersatzteile für die Schere erhältlich, das würde die Langlebigkeit der Schere um ein vielfaches erhöhen und somit auch viel Ökologischer sein.
Die Griffe der Schere sind aus Aluminium gefertigt, dies macht die Schere leicht und stabil, die Ökobilanz dieses Materials sieht aber ziemlich schlecht aus. Die Aluminiumgewinnung, sowie die Rezyklierung benötigen hohe Schmelztemperaturen. Das Aluminium wird ausserdem oft beschichtet, wie auch bei dieser Gartenschere, das macht das Recycling noch viel schwieriger und aufwändiger. Einen Wassertransferdruck (und die Lackierung darüber) zu lösen geht nur mit starken, agressiven Lösungsmitteln und macht somit die Griffe ökologisch gesehen ziemlich schwachsinnig. 
Für die Teflonbeschichtung auf der austauschbaren Klinge gibt es anscheinend ein nachhaltiges trennverfahren, diese ist deshalb Ökologisch gesehen ziemlich kreislauffähig. Die ebenfalls austauschbaren Schrauben und Platten sind auch in einem sehr guten Kreislauf, sie sind lediglich brüniert, und sollten wie auch die Feder ziemlich lange halten wenn die Schere richtig gelagert und ab und zu geölt wird.
Der schlag-dämpfende Gummi anteilsmässig sehr klein und nimmt auch wegen der Carbon-Beschichtung (und deren trennverfahren) kaum einen Einfluss auf die Ökobilanz.

Semantik

Symbolfunktionen

Die Feder und die Verzahnung der Mutter erinnert mich ziemlich schnell an eine klassische Gartenschere, ich denke weil wir Zuhause und im Rebberg immer ein ähnliches Design hatten.
Die mit einer Carbonstruktur beschichteten Griffe versuchen es, der Schere in einen High-Tech look zu verschaffen, was aber kläglich scheitert wenn man weiss wie Carbon sonst aussieht. In diesem Fall lässt es das Produkt nämlich eher wie eine minderwertige China-Ware aussehen. Aber wer weiss, vielleicht täuscht es ja trotzdem den ein oder anderen.
Die Gezahnte Mutter und die eingehakte Feststellplatte erinnern mich ein bisschen an den heutigen Steampunk Look.

Anzeichenfunktionen

Man sieht der geschwungenen Form der Griffe an dass sie gedacht sind, die Schere dort in die Hand zu nehmen. Als Rechtshänder ohne Sehprobleme merkt man schnell dass sich die Schere an dem daumennahen Entriegler entriegeln lässt. Wegen ihrer einheitlich Schwarzen Farbe lassen sich die unterschiedlichen Teile kaum Formlich unterscheiden. Ich begriff auch recht schnell dass die Schere in 2 Zustände geöffnet werden kann. Semantisch ist dies aber recht schlecht gelöst, weil man dies nur bemerkt wenn man die Form des Entrieglers und der Unterlegplatte der gezahnten Spezialmutter genau betrachtet und genug Vorstellungskraft hat das Zusammenspiel zwischen Form und Form zu erkennen. Vielleicht merkt man es auch einfach per Zufall, aber die Schere ist somit bestimmt nicht für ältere Personen geeignet.

Funktion und Benutzung

Benutzung im halboffenen und maximal spreizbarem Bereich.

Die Schere fühlt sich beim Luftschneiden ziemlich gut und qualitativ an, das Gewicht ist nicht zu schwer aber auch nicht zu leicht. Die Schneiden gleiten schön aneinander vorbei während sich die Schere auch im Drehpunkt reibungslos schliesst. Die Feder hat eine angenehme Federkraft und spreizt die Schere auseinander, sobald der Arretierhebel gelöst wird.

Arretierhebel Detail

Mithilfe dieses schwarzen Arretierhebels kann die Schere in geschlossenem Zustand sicher aufbewahrt werden. Dieser Hebel muss mit ziemlich viel kraft betätigt werden um die Sicherung zu lösen. Wenn man die Schere fest zusammendrückt geht es ein bisschen einfacher, ist aber trotzdem nicht ideal.  Er kann in 2 verschiedenen Zuständen die Schere entweder wenig spreizen lassen oder die am weitesten mögliche Spreizung zulassen. Dies ist recht praktisch, so kann die Schere von grossen und kleinen Händen benutzt werden. Auch wenn z.B. nur kleine Äste geschnitten werden ist es angenehmer wenn sich die Schere weniger weit spreizt und dies den Kraftaufwand verringert. 

Die Hand rutscht beim Gebrauch nach vorne.

Das Abschneiden von Ästen funktioniert sehr zufriedenstellend. Bis zu einer Dicke von ca 1cm lässt sich jeder Zweig problemlos abschneiden. Ich habe bemerkt dass bei mehr als 2-3 Schnitten die Hand anfängt nach vorne Richtung Schneidklingen zu rutschen. Das könnte gefährlich sein und man muss immer wieder hinten nachgreifen, damit man die nötige Kraft hat die Schere überhaupt zu benutzen. Die Griffe sind ziemlich hart und fast schon auf dem Knochen spürbar wenn man damit schneidet.

Mit einer Drehbewegung lassen sich auch grössere Äste durchschneiden.

Die schnabelartige Klingenform erlaubt es, auch grössere Äste durch Drehen abzuschneiden, ohne dass sich die Schere vom Ast wegdreht.

Fazit

Preis / Leistung: 4 von 5 Punkten

Die Schere Schneidet gut und ist aus qualitativen Materialien hergestellt. Es können fast alle Teile separat zum ersetzen gekauft werden (falls man sie irgendwo findet), das macht die Schere haltbarer.

Handhabung: 2 von 5 Punkten

Die Griffe sind und sehr hart, das gibt (trotz dem Gummipuffer) ständig Schläge auf die Knochen. Der Arretierhebel ist ziemlich Streng lösbar und es ist auch nicht ersichtlich dass er in 2 Positionen gestellt werden kann. Für wenige Schnitte OK, für die Tägliche Benutzung ungeeignet.

 Ästhetik: 2.5 von 5 Punkten

Anfangs fand ich die Schere wegen ihrem Fake-Carbon grässlich, aber desto mehr ich sie anschaue und analysiere, desto mehr gefällt sie mir auch. Ihre Einheitliche Farbe im Mix zwischen Steampunk und High-Tech-Look gefällt mir wenn man nur auf die Ästhetik und nicht auf die Funktionalität schaut.

 Verbindung/ Material: 4 von 5 Punkten

Die Materialien sind alle Qualitaiv und nur durch Schrauben verbunden. Abgesehen von der Carbonlackierung also ein sehr Sinnvoller Einsatz von Material.

 Gartentauglichkeit: 3 von 5 Punkten

Diese Gartenschere ist gedacht um hie und da mal ein paar Zweige abzuschneiden, aber für die professionelle Benutzung eher ungeeignet. Wenn es darum geht, die Gartenschere der Kleidung oder dem Heckspoiler anzupassen ist dies bestimmt die Ideale Gartenschere für den casual Hobbygärtner.

Total 15.5/25 Punkten