These 6 | Provokation des Flüchtigen

Atmosphären sind meist flüchtig. Sie zeigen sich im unmittelbaren Jetzt und sind – jenseits der ‚hard-facts‘ – von lediglich temporärer Signifikanz: Resultate fragiler, passagerer, gleichwohl hoch wirksamer Operationen flinker, sprunghafter Geister auf der Suche nach Erzählungen zu einem Ort.

Zur Flüchtigkeit atmosphärischer Erfahrungen gehört deren Unwiederholbarkeit. Dass jede Wahrnehmung, jede Reflexion des Atmosphärischen auch das Mass der eigenen Aufmerksamkeit, die individuelle Gestimmtheit gegenüber einer gegebenen Situation spiegelt, macht sie so auffällig wie unterscheidbar. Atmosphärische Wirkungen verflüchtigen sich oft so schnell, wie ein Gedanke verschwindet, eine Assoziation sich auflöst. Wie die „allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ (Heinrich von Kleist), so verändert sich die Verfertigung einer atmosphärischen Erfahrung mit jedem assoziativen Brückenschlag – darin ähnlich anderen atmosphärischen Gegebenheiten, etwa dem bewölkten Himmel. Uns interessiert, wie sich das Flüchtige in dialogischen Wahrnehmungsprozessen zeigt. Hier sind Beispiele aus unseren Videointerviews:

Nicht festzuhalten
In Sekunden eine Welt eröffnen | Jonas Raeber | Reusswehr Einmal jährlich Plaza Internacional | Urs Häner | BaBel Ich gehe ins Bild | Atmosphäre: Timing und Prägnanz | Huth & Frey | KKL Der Fokus hält das Flüchtige fest | Judith Albert | Nationalquai Postfachbeziehungen | Judith Stamm | Postfach Selten gewordene Stimmungen | Mario Gerteis | Hinterhof Bruchstrasse Für einen Moment etwas bewirken | Nicht definierte Rahmenbedingungen | Niklaus Lenherr | Terrasse Hochhaus Eichhof Transit-Ort und Bleibe | Im Umbruch | Tausend Fenster und Einblicke | Robert Müller | BaBel Das Zufällige | Das Unwiederholbare Ich bezweifle, ob es dasselbe wäre, wenn wir alle Einzelelemente eines Ortes an einem anderen Ort nach Modell wieder aufbauen würden. Denn was hier typisch ist und wirkt, ist das Zusammenspiel von Innen und Aussen, mit den Fahnen im Wind, mit den Bergen, mit dem See und dem Panorama dahinter, die Schwäne, die jetzt gerade aus dem See steigen. Das ist einfach nicht wiederholbar, nicht konstruierbar und vielleicht gerade deswegen das Eigentliche oder die Substanz der Atmosphäre. | Ortsgebunden Atmosphäre ist etwas ganz stark Ortgebundenes. Das hat mit dem gebauten Ort zu tun, aber auch mit dem gelebten Ort, ob in der Stadt oder auf dem Land. | Temporär | Ursula Stalder | Café de Ville *Mit Lust hin und her springen | Wie Atmosphäre funktioniert | *Sommerliches Lichttheater | Valentin Groebner | Seebad Wie das Wetter Die stärksten Atmosphären sind diejenigen – weswegen Atmosphäre ja so oft an das Wetter gekoppelt ist, an plötzliches Gewitterlicht, an Föhn, an einen aufreissenden Himmel nach einem verregneten Tag –, mit denen ein Betrachter nicht gerechnet hat. Und das ist einer der Gründe, warum aussergewöhnliche Umstände so sehr – und zwar unmittelbar und in grosser Intensität – Atmosphäre erzeugen. | Simultan, nicht wiederholbar Atmosphäre ist etwas, das durchaus mehrere Leute miteinander zur selben Zeit wahrnehmen und sich darüber austauschen können. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Atmosphäre etwas ist, das mehrere Leute miteinander problemlos wiederholen können. Das scheint mir nicht so zu sein. Dann können die noch so viele Kerzen aufstellen und romantische Hintergrundmusik laufen lassen. Es wird beim zweiten oder beim vierten Mal einfach nicht mehr so funktionieren. Und im Grunde genommen wissen wir das alle auch ganz genau. | *Das Magische | Unübersehbare Spuren | Valentin Groebner | Giftshop Casagrande In Sekundenbruchteilen Diese Sekundenbruchteilhaftigkeit besteht in einer Berührung. Es kann ein Atemzug sein, ein Blick oder ein Faltenwurf. Der Faltenwurf bringt hier eine extreme Situation zum Kochen, zum Überkochen. | Ergriffen werden | Erinnerungskarussell | Paolo Bianchi | The Hotel Atmosphäre – so heiss wie möglich und so kalt wie nötig Atmosphäre ist etwas Fragiles, etwas, das jeden Moment explodieren könnte, in der Schwebe zu halten. | Körperabdruck auf dem Bett, eine Skulptur | Schlafende Akteure | Illusion und Begehren im Transitraum Die Begierde öffnet den Raum für die Illusion, oder die Illusion öffnet den Raum der Begierde. | Thea Brejzek | The Hotel