Versuchsanordnung

Versuchsanordnung für die Feldforschung: Wir sind davon ausgegangen, dass jedes Individuum – um eine Metapher zu gebrauchen – einem riesigen Archiv gleicht, in dessen verschiedenen Schichten sein Wissen, seine Erfahrungen und seine Erinnerungen an Orte und architektonische Objekte gespeichert sind. Auch ein Ort oder ein architektonisches Objekt gleicht einem Archiv mit vielen Schichten – historischen, ästhetischen, politischen, geographischen, geologischen, realen, mythologischen, sichtbaren, unsichtbaren, tabuisierten, vergessenen, verdrängten, erinnerten und so weiter –, in denen gespeichert ist, was je zu einem Ort oder einem Objekt gehört hat, alles, was sich hier zugetragen hat: topographische, räumliche, funktionale, bauliche und andere Veränderungen, die zu einem Ort gehören. Als dritte Instanz in der Dreiecks-Konstellation des Interviews agiert das Archiv der Befragerin.

Archive zum Dialogisieren bringen: Um die Elemente eines Archivs wecken zu können, bieten sich grundsätzlich zwei Möglichkeiten an: Die befragte Person reagiert, weil ihr Archiv durch eine Frage direkt angesprochen wird, oder sie reagiert indirekt auf das, was die Frage zum Ort in ihrem Kopf in Bewegung bringt. Immer ging es darum, Fragen so zu stellen, dass bestimmte Schichten und Elemente der Archive eines Kunstwissenschafters oder einer Künstlerin, eines Historikers oder eines Architekten, eines Filmschaffenden oder einer Theaterwissenschafterin, eines Planers oder einer Politikerin in Kontakt kamen mit spezifischen Schichten eines Ortes. Es ging auch darum, die Fragen so zu stellen, dass sich unerwartete theoretische wie praktische Argumente für atmosphärische Wirkungen aufgreifen und im weiteren Gespräch auf mögliche assoziative Brücken hin prüfen liessen.

Der Fragenkatalog bezog sich auf das Archiv (soweit bekannt oder vermutet) der befragten Person, auf ihre Erfahrungs- und Wissensschichten  auf das Archiv des Ortes oder des Objekts, auf einzelne seiner materiellen, historischen, ästhetischen, geologischen, geographischen, metereologischen und anderer Schichten  auf theoretische Texte zum Begriff des Atmosphärischen.