Erkenntnisse aus Interviews

Netterweise haben sich einige Personen aus dem Medien- und Informationszentrum der ZHdK und dem Schweizerischen Kunstarchiv dazu bereit erklärt, Interviews, zum Thema des Verhältnisses von Digital und Analog im Archiv, mit mir zu führen. Dabei haben sie mir wirklich zu aufschlussreichen Erkenntnissen verholfen. Offenbar geht der Trend dahin, dass die Archive momentan ihre Bestände als digitale Daten zur Verfügung stellen möchten und Linked Open Data spielt von daher eine bedeutende Rolle dafür. Das, was ich aus den Interviews mitnehmen konnte, fasse ich hier zusammen.

Warum Archivbestände digitalisieren?

Archive haben zur Zeit ein großes Interesse daran, ihre Bestände zu digitalisieren. Einerseits bietet die digitale Speicherung mehr „Speicherplatz“ und Flexibilität als die analoge. Dies erleichert die Arbeit im Archiv selbst und andererseits erleichtert es gleichzeitig den Zugang von außen auf das Archiv. Denn wenn die Daten der Bestände online verfügbar sind, können Interessierte auf der Website bereits sehen, was im Archiv vorhanden ist. Das führt dazu, dass – entgegen der ersten Vermutung – mehr Leute das Archiv besuchen und benutzen und die Bestände des Archivs überhaupt findbar sind. So bekommt es bei Forschenden mehr Präsenz und die Forschenden haben ein besseres Findmittel. Außerdem ist es bei Forschungsprojekten Voraussetzung, dass der offene Zugang zu den Daten garantiert wird, damit die Ergebnisse intersubjektiv nachvollzogen werden können. Das Archiv hat demnach Interesse daran, die Daten verfügbar zu machen, um weiterhin für Forschungsprojekte benutzt zu werden. Drei gute Gründe also, um verstärkt an der Digitalisierung der Bestände und dessen freie Verfügbarkeit zu arbeiten.

Anknüfpung als Chance

In Zürich haben sich vor einem Jahr auch aus diesem Grund vier Insitutionen für das Projekt Linked Open Data Zürich zusammengetan, um ihr Vorgehen bei der Umwandlung von Metadaten in Linked Open Data zu vergleichen und um die Metadaten einheitlich konvertieren und verbinden zu können. Dies ermöglicht dann die Suche über die vier Plattformen hinweg. Das Verfügbarmachen der Daten bietet somit die Chance auf Anbindung an solchen Plattformen. Das macht das Archiv erst findbar und konsultierbar. Der Zugriff auf die Archivdatenbestände wird so natürlich erleichtert.

Grenzen Digital – Analog

Digitale Archive bieten viele Vorteile, aber alles können sie nicht bieten: Die typisch analogen Eigenschaften. In digitalen Datensammlungen kann man nicht, wie in Bücherregalen, „links und rechts“ schauen. „Serendipity“, der Zufallsfund bei der Informationsbeschaffung ist viel seltener und kann digital nur bedingt reproduziert werden. Bei der Archivierung von materiellen Dokumenten bemüht man sich außerdem, die Dokumente so beisammen zu lassen, wie sie ursprünglich waren. Diese physische Nachbarschaft ist im Digitalen nicht vorhanden, wäre aber sinnvoll. Das Problem, das sich stellt, ist die Dekontextualisierung des Objekts, was nur durch eine sehr aufwändige Metadatierung ausgeglichen werden kann. Bei physischen Beständen reicht ein Blick um die Umgebung und damit den Kontext zu erfassen. Diesen umfassenden Blick wird man vielleicht über nichtkonventionelle Darstellungsstrategien oder neuen technischen Lösungen auch im Digitalen realisieren können.