Hybride

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Der Begriff des Hybriden bezeichnet im ursprünglich biologischen Wortgebrauch einen Bastard, ein aus einer Kreuzung hervorgegangenes Produkt von Vorfahren mit unterschiedlichen Merkmalen. In natur- und technikwissenschaftlichen Bereichen wie z.B. der Chemie, Medizin, Informatik, Mathematik oder Physik wird die Hybride als Fachterminus für eine Kombination von Materialien oder Energien und die daraus erfolgende Umwandlung bezeichnet. So entsteht eine Effizienzsteigerung und eine höhere Komplexität, wobei gemeinsame Synergien genutzt werden.

Der Begriff des Hybriden wird in den 1980er und 90er Jahren aus dem natur- und technikwissenschaftlichen Zusammenhang gelöst und im gesellschaftlichen Diskurs für die metaphorische Beschreibung kultureller sowie sozialer Phänomenbereiche verwendet. Irmela Schneider nennt in ihrem einflussreichen Buch «Hybridkultur» (1997) verschiedene Felder, in denen sich Diskurse des Hybriden entwickelt haben; die Literaturwissenschaft, die Medientheorie, die Medienkunst, die Postmoderne- sowie die Gender-Debatte (Schneider 1997: 21). Gegenwärtig findet der Begriff in einer Vielzahl von Diskurszusammenhängen Verwendung, wobei er jeweils unterschiedliche Auslegungen erfährt. Schneider unterteilt die unterschiedlichen Deutungen in drei grob gefasste Einheiten: Erstens beschreibt die metaphorische Verwendung des Hybriden Phänomene, die traditionell dichotomisch sind, also eine Gegenüberstellung von Einheitlichkeit und Homogenität. Zweitens wird damit, vor allem in der Postmoderne-Debatte, ein Gegenbegriff für das Hierarchische und Hegemoniale entworfen. Drittens bezeichnet die Metapher des Hybriden in den Medientheorien eine Phase des Übergangs.

Der Begriff des Hybriden wird wegen des mit ihm verbundenen Produktivitäts- und Effizienzgedanken in den Bereichen Wirtschaft und Politik zunehmend für werbetechnische Zwecke genutzt. Der Kulturwissenschaftler Kiên Nghị Ha sieht darin einen Missbrauch des Begriffs und befürchtet dessen Verwässerung durch die Anwendung in diversen Gebieten und Fachbereichen (Ha, Kiên Nghị 2005: 13). Die Theaterwissenschaftlerin Erika Fischer-Lichte erachtet den Begriff des Hybriden in Zukunft nur dann für ergiebig, wenn sich seine Bedeutung stärker konturieren lässt oder zumindest eine klare Verwendung des metaphorischen Charakters erfolgt. Ansonsten sei eine Anwendung auf kulturelle Phänomene nicht mehr produktiv zu gestalten (Fischer-Lichte 2010: 21).

Für die Theoriebildung der Transdisziplinarität ist die Begriffsgeschichte des Hybriden als Grundlage sowie als Vergleichsmoment der eigenen Diskussionsbasis relevant.

 

Literatur

Fischer-Lichte, Erika; Hasselmann, Kristiane; Rautzenberg, Markus (Hg.): Ausweitung der Kunstzone: Interart Studies- Neue Perspektiven der Kunstwissenschaft. Bielefeld 2010.

Ha, Kiên Nghị: Hype Um Hybridität. Kultureller Differenzkonsum und postmoderne Verwertungstechniken im Spätkapitalismus. Bielefeld 2005.

Schneider, Irmela; Thomsen, Christian W. (Hg.): Hybridkultur: Medien, Netze, Künste. Köln 1997.

Spielmann, Yvonne: Hybridkultur. Berlin. 2010.

(vr)

 


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