Dis­zi­pli­nä­res Den­ken ist ge­rich­tet: es ver­folgt ein spe­zi­fi­sches ge­gen­ständ­li­ches In­ter­es­se, be­dient sich fest­ge­leg­ter Me­tho­den oder be­ruht auf ka­no­ni­schem Wis­sen. Die je ein­zel­wis­sen­schaft­li­chen Vor­stel­lun­gen von Ord­nung, Ra­tio­na­li­tät, Ver­fah­rens­wei­sen, Grund­la­gen ste­hen in einem prin­zi­pi­el­len Kon­flikt zu an­de­ren, kon­kur­rie­ren­den Ra­tio­na­li­tä­ten oder auch (mit Hus­serl ge­sagt) zum «Uni­ver­sum des Selbst­ver­ständ­li­chen». Zwar be­zie­hen sich die Wis­sen­schaf­ten immer auch auf le­bens­welt­li­che Zu­sam­men­hän­ge und Um­wel­ten. Häu­fig blei­ben sie aber ope­ra­tiv ge­schlos­sen. Wäh­rend mit dem Be­griff der «In­ter­dis­zi­pli­na­ri­tät» le­dig­lich die wis­sen­schaft­li­che Zu­sam­men­ar­beit über Fä­cher­gren­zen hin­weg be­zeich­net wird, be­schreibt «Trans­dis­zi­pli­na­ri­tät» dar­über hin­aus den Ver­such, dis­zi­pli­nä­re Gren­zen als sol­che zu pro­ble­ma­ti­sie­ren, zu ver­schie­ben und den ex­pe­ri­men­tel­len Raum der Wis­sen­schaft in un­vor­her­seh­ba­rer Weise zu öff­nen. Damit ent­ste­hen neue Pro­blem­stel­lun­gen und Ar­beits­fel­der, neue Me­tho­den und For­men des Ler­nens. In die­sem Ver­ständ­nis kann De­sign als ein Mo­dell­fall trans­dis­zi­pli­nä­rer Pra­xis be­schrie­ben wer­den, die mit dem per­ma­nen­ten Struk­tur­wan­del nicht de­fen­siv durch Kom­ple­xi­täts­re­duk­ti­on, son­dern of­fen­siv «ge­stal­te­risch» um­geht.

Ger­hard M. Bu­ur­man, Tanja Herdt und Marc Rölli, IDE

 

Li­te­ra­tur:

Hus­serl, Ed­mund: Die Kri­sis der Eu­ro­päi­schen Wis­sen­schaf­ten und die tran­szen­den­ta­le Phä­no­me­no­lo­gie. Eine Ein­lei­tung in die phä­no­me­no­lo­gi­sche Phi­lo­so­phie. Den Haag 1954, S. 199.


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