Transdisziplinäre, Künstlerische Forschung

Wie in jeder Wissenschaft haben Untersuchungen von Phänomenen, realen und künstlichen Objekten oder sozialen Prozessen auch in der Künstlerischen Forschung Entdeckungen oder Erfindungen zum Ziel, die Einfluss auf Theorien und Methodologien in einer spezifischen menschlichen Handlungssphäre haben können. Handlungssphäre ist die künstlerische Praxis, die über ihre Methoden und Artefakte wiederum Einfluss auf weitere gesellschaftliche Domänen haben kann.

Künstlerische Forschung besteht aus der Untersuchung und Erprobung von neuen Arbeitsweisen – der Vermehrung, Dokumentation und Vermittlung des Wissens, wie künstlerische Praxis betrieben werden kann. Sie kann beispielsweise untersuchen, welche Strategien Kunst bezüglich Wirkung in der Öffentlichkeit verfolgt, oder wie virtuelle Räume von hoher Immersivität hergestellt werden können, oder welche Wirkungen die Verfremdung der menschlichen Stimme bei einem Publikum hervorrufen kann. Dabei finden immer Überschneidungen mit anderen Domänen und Wissensgebieten statt – die künstlerische Forschung tritt in ihren Projekten in einen Dialog mit anderen Wissenschaftsdisziplinen; sie ist grundsätzlich inter- und transdisziplinär.

Spezifisch transdisziplinär ist künstlerische Forschung da, wo Theorien und Methodologien im Rahmen eines reflektierten und dokumentierten Transfers zwischen einzelnen künstlerischen Disziplinen oder von künstlerischen in wissenschaftliche, technische oder alltägliche Domänen und umgekehrt zum experimentellen Einsatz kommen. Solche Transfers sind für das Forschungsgebiet Computermusik und Klangtechnologie konstitutiv: Die Produktion von elektronischer und elektroakustischer Musik geschieht seit ihren Anfängen in enger Verbindung von theoretischer Reflektion, der Erforschung von Wahrnehmungsbedingungen und der Erfindung von neuen Werkzeugen und Techniken.

Transdisziplinäre Künstlerische Forschung zeigt Möglichkeiten der Veränderung und Weiterentwicklung der Identität und Methoden von Künstlern und Wissenschaftlern auf, vor allem auch dadurch, dass sie gewissen Mythen kritisch begegnet und Prozesse wie Kreativität, Theoriefindung , Produktion und Rezeption in der Kunst und in der künstlerischen Wissensherstellung – in Wissenschaftsprozessen ganz allgemein – transparent macht.

Marcus Maeder, Research Associate ICST


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