Für die aktuelle Forschungsliteratur zu Formen der transdisziplinären Zusammenarbeit bilden die Organisationsmodelle von Frederick A. Rossini und Alan L. Porter eine wichtige Grundlage. Ihre Einteilung in vier Grundtypen gilt eine Übersicht über die komplexen Gruppen- und Arbeitsstrukturen transdisziplinärer Praxis:

(Bildquelle: Krott 1996; in Anlehnung an die von Rossini und Porter erstellte Grafik)

Modell Projektleitung
Die von den einzelnen ForscherInnen unabhängig voneinander hervorgebrachten Resultate werden von der Leitungsperson zusammengeführt. Diese Arbeitsweise gilt als sehr effizient, verhindert jedoch einen interaktiven Wissenstransfer.

Modell System
Die von einigen ForscherInnen eingebrachten Theorien/Methoden werden im Anschluss von den einzelnen Gruppenmitgliedern mit Wissen aus ihren angestammten Berufsfeldern ergänzt. Diese klare Anordnung bietet wenig Spielraum um aus dem Diskussionsrahmen herausfallende Sichtweisen zu diskutieren.

Modell Gruppe
Alle ForscherInnen arbeiten in einem rekursiven Prozess gemeinsam an der Ziel- und Erkenntnisbildung. So entsteht ein von allen geteiltes Wissen sowie ein hoher Grad an Einigkeit. Detailfragen können jedoch nicht immer befriedigend bearbeitet werden.

Modell Aushandlung
Die einzelnen ForscherInnen führen im bilateralen Wissensaustausch sukzessiv Erkenntnisse zusammen. In der Schlussphase müssen alle Beteiligten gemeinsam das adäquate Zusammenführen der verschiedenen Resultate aushandeln.

Je nach Projektanlage und Bedürfnis scheint eine Kombination und Anpassung dieser vier Modelle genauso sinnvoll wie der Einsatz eines einzigen Modells. Die in der obigen Grafik als einzelne Disziplinen dargestellten Einheiten können auch ForscherInnen, Wissen, Ergebnisse aus Einzelprojekten, Berufsfeldern u.a. darstellen (Defila et al. 2006; Rossini und Porter 1978).
Um ein produktives Arbeiten zu ermöglichen, sollten sich transdisziplinäre Forschungskollektive früh mit Organisationsformen auseinandersetzen, die Beziehung untereinander und zur Gesamtgruppe klären sowie sich auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Die Herausbildung einer gemeinsamen Sprache und einer geteilten theoretischen Basis – unabhängig davon, welches Modell man anwendet – ist eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Zusammenarbeiten (Defila et al. 2006: 124f).

 

Literatur

Defila, Rico;  Di Giulio, Antonietta; Scheuermann, Michael: Forschungsverbundmanagement: Handbuch für die Gestaltung inter- und transdisziplinärer Projekte. Zürich 2006.

Krott, Max: Interdisziplinarität im Netz der Disziplinen. In: Philipp W. Balsiger, Rico Defila, Antonietta Di Giulio: Ökologie und Interdisziplinarität – eine Beziehung mit Zukunft? Wissenschaftsforschung zur Verbesserung der fachübergreifenden Zusammenarbeit. Basel 1996.

Pohl, Christian; Hirsch Hadorn, Gertrude: Gestaltungsprinzipien für die transdisziplinäre Forschung. München 2006.

Rossini, Frederick A.; Porter, Alan L.: The Management of Interdisciplinary, Policy-Related Research. In: John W. Sutherland, Augusto J. Legasto (Hg.): Management Handbook for Public Administrators. New York 1978.

(lt, vr)

 


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