Situated Knowledge (zu deutsch «Situiertes Wissen») ist ein zentraler Begriff in Donna Haraways Konzept der feministischen Objektivität. Haraway geht in ihrem viel zitierten Essay «Situated Knowledges: The Science Question in Feminism and the Privilege of Partial Perspective» (1988) von einer grundsätzlichen Bedingtheit allen wissenschaftlichen Wissens aus. Deshalb werden im Konzept des Situated Knowledge die soziale Verortung und die kontextbedingten Vorteile der forschenden Personen mit in den Forschungsprozess einbezogen. Weiter wird die Einbettung in ein wissenschaftliches Feld sowie mögliche blinde Flecken analysiert.

«So, not so perversely, objectivity turns out to be about particular and specific embodiment and definitely not about the false vision promising transcendence of all limits and responsibility. The moral is simple: only partial perspective promises objective vision» (Haraway 1988: 583).

Situated Knowledge ist in diesem Sinne lokal und immer begrenzt und kann niemals für alle Menschen sprechen. Wichtig ist vor allem die Verknüpfung von verschiedenen Perspektiven. Zentral ist dabei, das Objekt des Wissens als Akteur und Agent zu betrachten und nicht als Projektionsfläche (Haraway 1988: 592). Wichtig im Umgang mit Wissenspositionen ist vor allem die wiederholte kritische Nachprüfung, Dekonstruktion und Interpretation des herrschenden Wissens (Haraway 1988: 584). Kernpunkt von Situated Knowledge ist eine grundsätzliche kontextuelle Betrachtungsweise jeglicher Forschungsfragen.
Haraways Situated Knowledge hat sich nicht nur in der feministischen Erkenntnistheorie als viel diskutiertes Wissenskonzept behauptet, es wird auch immer häufiger als konzeptioneller Ausgangspunkt für transdisziplinäre Projekte und Künstlerische Forschung verwendet. Das Konzept des Situated Knowledge eignet sich dafür, einen klar definierten Themenbereich aus verschiedenen disziplinären Perspektiven und/oder Wissenspositionen zu bearbeiten und ermöglicht somit eine transdisziplinäre Arbeitsweise (Egloff 2011; Griffiths 2011).

 

Literatur

Egloff, Rainer; Gisler, Priska; Rubin, Beatrix (Hg.): Modell Mensch: Konturierung des Menschlichen in den Wissenschaften. Zürich 2011.

Griffiths, Morwenna: Research and the Self. In: Michael Biggs, Henrik Karlsson (Hg.): The Routledge Companion to Research in the Arts. London, New York 2011, S. 167-185.

Haraway, Donna: Situated Knowledges: The Science Question in Feminism and the Priviledge of Partial Perspective. In: Feminist Studies, Vol. 14, 1988, S. 575-599.

Haraway, Donna: Situiertes Wissen. Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive. In: Sabine Hark (Hg.): Dis/Kontinuitäten: Feministische Theorie. 2007, S. 305-22.

(vr)

 


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