Soziologe Richard Sennett schrieb das Buch Handwerk, der erste Band einer Trilogie über das handwerkliche Können. In seinen detaillierten Einzelanalysen ist das arbeiten mit den Händen immer im Mittelpunkt und warum wir auch heute wieder dahin zurückwollen.
Der Verlust des Handwerkes, was bedeutet das?
Der Ursprung des Handwerks liegt schon 5000 Jahre zurück. Eine lange Zeit ist es her und nur noch wenige handwerkliche Berufe bestehen. Ein Handwerk zu erlernen, kommt heute nur noch für die wenigsten Jugendlichen infrage. Die Handwerksberufe sind keine Modeberufe mehr.
Entfremdung
Im Alltag werden wir überflutet von Bilder und Tönen. Das Sehen und Hören, diese beiden Sinne sind ständig aktiv. Aber was ist mit unseren Händen? Aktuelle Berufe haben heute nicht mehr gemein mit handwerklichen Tätigkeiten. Das arbeiten mit den Händen, ein fast verlorenes Gut. Noch einige handwerkliche Berufe bestehen:
- Maler
- Bäcker
- Schlosser
- Tischler
- Goldschmied
Nun werden in den meisten Berufen die Arbeitsabläufe allein mit einer Maschine erledigt. Undenkbar den geschätzten Computer aus unserem Leben zu verbannen. Die Bedienung eines solchen Superhirns benötigt nur noch einen Menschen und eine Kommunikation findet gar nicht mehr statt. Als Beispiel: Bauarbeiter die Hand in Hand ein neues Heim erbauen. Das Handwerk als Synonym für gelingende Zusammenarbeit.
Zurück zum Handwerk – Gesellschaftsbildendes Handwerk
Das hantieren in einer Werkstatt bestimmt heute nicht mehr unser alltägliches Leben. Aber das Gefühl, gemeinsam etwas zu bauen, zu schaffen, etwas entstehen zu sehen, dass ist es was uns im Leben antreibt. Gemeinsam ein Ziel zu haben und darauf hin zu arbeiten mit Blut, Schweiss und viel Kraft. Und solche Erlebnisse schweissen zusammen. Es ist wie im Teamsport. Man hat ein Ziel und vereint erreicht man es. Es ist das abgestimmte arbeiten aufeinander. Man muss sich auf das Team verlassen können und dies ist ein erfüllendes Gefühl.
Und es ist eine gewisse Bewegung zu erkennen. Es entstehen Bierbrauvereine oder Kochclubs. Viele Menschen fühlen sich zu handwerkliche Beschäftigungen hingezogen. Das gemeinsame erreichen von selbstgesteckte Zielen steht hier ganz klar im Vordergrund und die Leidenschaft für ein Handwerk, ein kommunikatives Miteinander. Diese Hingabe ist es welche eine Tätigkeit so befriedigend macht. Es ist das leibliche Wirken, das Bewusstsein der eigenen Körperlichkeit. Des Daseins.
Bewusstsein der eigenen Körperlichkeit.
Richard Sennett: „Etwas selbst dann richtig zu tun, wenn man dafür vielleicht gar nichts dafür bekommt, das ist wahrer Handwerksgeist. Und wie ich meine, vermag nur solch ein uneigennütziges Gefühl des Engagements und der Verpflichtung die Menschen emotional zu erheben. Anderenfalls unterliegen sie im Kampf ums Überleben.“
Steffi Bergner