Sand ist unterdessen nach Wasser der meistgebrauchte Rohstoff. Wir verbrauchen zurzeit pro Jahr etwa doppelt so viel Sand, wie alle Flüsse der Erde herstellen. Der meiste Sand wird lokal abgebaut und verarbeitet, aber die Nachfrage ist normalerweise höher als das lokale Angebot. Symptomatisch dafür ist die Baubranche, die etwa die Hälfte des abgebauten Sandes verarbeitet. Nicht jeder Sand kann zu Bauzwecken eingesetzt werden. Da die Umweltauflagen der meisten Länder den Abbau beschränken, entstanden in den letzten Jahren überall auf der Welt Sandmafias, die Sand illegal abbauen. Diese Handelswege sind praktisch nicht rückverfolgbar. Niemand weiss genau, wieviel Sand illegal abgebaut wird und ob importierter Sand legal oder illegal abgebaut worden ist.

Meine Arbeit thematisiert das Sandgeschäft von diesen Lücken her. Die Idee/ Ich stelle den illegalen Sandabbau an den Orten, wo der mutmassliche illegale Sand landet, nach: Baustellen. Ich gehe in der Nacht, vermummt, dahin und entwende eine geringe Menge Sand, der dort zu finden ist. Es betrifft Baustellen aus verschiedenen Städten der Schweiz, Hamburg und (wenn möglich) Hong Kong. Da sich nicht rückverfolgen lässt, ob der dort gefundene Sand, falls er aus einem entsprechenden Land kommt, legal oder illegal abgebaut worden ist, kann ich die Kette des Raubbaus nicht tatsächlich rekonstruieren, aber ich kann sie imitieren/simulieren und imaginär/virtuell weiterführen. Ich kann einen Raub sichtbar machen, um einen unsichtbaren anzuzeigen. ich kann nicht ändern, dass Sand illegal abgebaut wird, aber ich kann neue Bedingungen schaffen, unter denen Sand abgebaut; als eine (wertvolle) Ressource behandelt wird. Ich kann nichts über den entwendeten Sand sagen, aber ich kann ihn »sprechen lassen«.

Ausführung/ Teil 1: An Ausstellungswänden werden 3-5 Sätze geschrieben, die Aussagen über das illegale Sandgeschäft machen bzw. Fakten liefern. An der Stelle, an der diese Fakten bzw. Zahlen, Orte, Namen stehen würden, bringe ich Zensurbalken an. Diese Zensurbalken bestehen aus einem Farbgemisch, das aus dem an den Baustellen entwendeten Sand hergestellt wird. Fläche eines solchen Satzes: ca. 40 x 100 cm. Es ist wichtig, dass die Sätze nicht nebeneinander stehen, sondern in einem Raum mit grossen Abständen verteilt werden. / Teil2: Wenn ich auf den Baustellen den Sand entwende, filme ich das mit meiner Kamera. Die so entstandenen Videos dokumentieren den imitierten raubakt. Sie sind hektisch, dunkel, zeigen fast nichts erkennbares, zu hören ist alles. Die Videos dauern je ca. 5 Minuten und sollen einzeln im Loop auf verschiedenen Monitoren abgespielt werden (3-5 stück). Bilschrimdiagonale: max. 50 cm. / Dazu möchte ich ein Dossier aus Recherchen über das Sandgeschäft auflegen.

 

Philipp Spillmann