Aus dem Prinzessinnenheft

Ihr Guten!

Es hat viel Spass gemacht mit euch!

Hier ein paar Auszüge aus meinem Notizbuch:

 

 

Elfchen

Selbstmedikation

Die Stimmung

Aggro oder Depro

Ist so schnell kuriert.

Prost!

 

 

Micha

Ist lieb

Früher kübelweise Gin

Jetzt zweimal wöchentlich Antabus

Tja

 

Gerda wird alt

In Frau Ehrens Wohnung gibt es nie Äpfel. Gerda hasst es, wenn die Apfelhaut anfängt zu schrumpeln, bräunlich wird und einfällt. Wozu brauche ich überhaupt Äpfel, denkt sie sich. Ich bin alt und die paar Vitamine bringen mir meine Jugend auch nicht mehr zurück.
Gerda geht auch nicht gerne in den Supermarkt. Manchmal scheint es ihr so, als verspotten sie die Produkte. Die Poulets erinnern sie an ihre schlaffen Arme und im Café sitzen Rentner, die zahnlos an ihrer Crèmeschnitte mümmeln und geräuschvoll Kaffee schlürfen.
Sie schlürfen und schlurfen, denkt sie sich, als sie in den 2er Bus vor der Migros einsteigt.
Ha! Schlürfen und schlurfen, zu mehr sind sie nicht mehr fähig. Der Gedanke amüsiert sie genug, dass sie den Teenager mit den absurd grossen Kopfhörern, wie sie später Edith erzählen wird, gekonnt ignorieren kann. Er versucht ihr lächelnd seinen Platz anzubieten. Nicht ignorieren kann sie aber erst sein Hüsteln, dann das Gestikulieren von ihr zum Sitz und ganz aufgeben muss sie, als der junge Mann sie bestimmt am Ärmel ihrer Strickjacke zieht und fragt:

„Wollen sie sich nicht setzen?“

„Danke, aber das ist ihr Sitz, sie waren vorher da.“, zischt sie ihm zu. „Ich stehe lieber.“

„Ach was, ich bin ja noch jung.“, meint er in einem, wie Gerda meint, frechen Ton  und bugsiert sie bestimmt auf den braunen Kunstledersitz.

Als Gerda nach Hause kommt, geht sie in den Keller und nimmt aus Herrn Bremers Hürde ein Kilo Äpfel, welche sie genüsslich zu Apfelmus zermatscht.

 

Der Liebesbrief

Könnt ich einen Liebesbrief schreiben? So richtig-richtig, von Hand und auf dieses dicke Cremepapier. Womöglich parfümiert. Wobei, wenn man ja kein Parfüm benutzt, normalerweise, dann ist das auch witzlos. Weil, eh klar, dann erinnert es ja nicht an die Schreibende, sondern eher an eine dieser Parfümerien, in denen man Kopfschmerzen kriegt. Da will man ja auch keinen Liebesbrief von.
Oder es ist, als hätte man den Brief bei einem parfümierten Ghostwriter in Auftrag gegeben.
Ein Liebes-stuntman, sozusagen, der einspringt, wenns brenzlig ist. Das wäre sowieso praktisch.

Sie: „Schatz, wo bist du gewesen, warum kommst du erst so spät nach Hause?“

Und Zack! klatscht er sich mit dem Liebesstuntman ab, soll der das mal schön alleine ausbaden.
Wie beim Wrestling. Wobei, sagt man nicht immer, dass die Liebe ein Kampf ist, es lohnt sich für sie zu kämpfen, in der Liebe sind alle Waffen erlaubt, oder waren es nur die einer Frau?
Mit meiner Sauklaue könnt ich sowieso keinen Liebesbrief schreiben. Wie ich mir das jetzt überlege, würde das Enden, wie in der Bichselgeschichte, wo der alte Mann dem Tisch Bett sagt und alles vertauscht. Oder im Chinesischen, wo, wenn man schlampig schreibt schnell mal „Ich bin Salat“ steht, anstatt „Ich träume von deinen Augen.“
Wobei, das ginge dann ja noch, könnte ja viel schlimmer kommen. Ne, ne, das lassen wir wohl am besten bleiben, mit dem Liebesbrief.
Und sowieso. Was antwortet man denn da, also Kniggehalber. Ein Post-it zurückschreiben mit „Danke, ich dich auch?“ drauf? Parfümiert versteht sich. Oder notfalls tuts der Deo auch.

 

Eine kleine Liebesgeschichte

Thomas und Julia lernten sich in der Tierhandlung kennen. Zufällig berührten sich ihre Hände, als sie beide der Schildkröte ein Salatblatt durch die engen Gitterdrähte reichen wollten. Thomas war bisher nur auf kratzbürstige Frauen getroffen, die ihn mit ihren spitzen Bemerkungen zur Weissglut trieben. Julia war da ganz anders. Schüchtern war sie und lieb und er schloss sie gleich ins Herz.
Die Beiden hatten zehn glückliche Jahre, bevor sie sich scheiden liessen. Wer die Schildkröte kriegen sollte, darüber haben sich ihre Anwälte lange gestritten.

 

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