«Ich Google Mal»

Jeden Monat beantwortet Google weltweit etwa 100 Milliarden Suchanfragen. Das klappt in Bruchteilen von Sekunden, kostet aber eine Menge Strom – fragt sich, wie viel?

Für viele gilt Google mit seinen riesigen Rechenzentren inzwischen als Klimakiller. Zuletzt legten die Umweltschützer von Greenpeace noch einmal nach. In ihrer Umweltstudie „How dirty is your data?“ kritisieren sie, dass Unternehmen wie Google, Facebook und Apple ihre Datenzentren in Regionen wie dem US-Bundesstaat North Carolina und dem Mittleren Westen bauen, wo der Strom billig zu haben ist und hauptsächlich aus der Kohleverbrennung gewonnen wird.

Der Experte für Energieeffizienz beschäftigt sich seit rund 20 Jahren mit dem Stromverbrauch der Informations- und Kommunikationsbranche. Er hat beobachtet, dass in Deutschland beim Thema Klimawandel vor allem über klassische Energiefresser wie das Auto oder Kraftwerke debattiert werde, während die Nachhaltigkeit in der Informationsgesellschaft kaum eine Rolle spiele. Dabei entfielen laut Behrendt schon 2001 mindestens fünf Prozent des Elektroenergieverbrauchs in Deutschland auf die Informations- und Kommunikationstechnik, nämlich 38 Terawattstunden. „2007 waren es schon 55 Terawattstunden. Mittlerweile werden zehn Kraftwerke benötigt, um den Energiebedarf zu decken – Tendenz weiter steigend“, sagt Behrendt. „Die Informations- und Kommunikationstechnik ist ein Wachstumsmarkt, auch beim Treibhausgasausstoß – und dieser Trend ist für den Klimaschutz sehr relevant.“

Aber es ist nicht allein der Computer am Arbeitsplatz oder daheim, der beim Internetsurfen die Energie verbraucht. Im Wesentlichen treiben die Datenübertragung sowie die Serverleistung den Stromverbrauch in die Höhe. „Und vielbesuchte Internet-Seiten wie Google oder Wikipedia verfügen weltweit über große Rechenzentren, um die unzähligen Anfragen zu beantworten“, sagt Siegfried Behrendt (Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, Berlin. Aber es lässt sich noch teurer durch das World Wide Web surfen. „Eine Auktion bei Ebay schlägt mit 18 Gramm CO2 zu Buche“, hat der Experte errechnet. Und wer im Netz gleich ganze virtuelle Identitäten annimmt, wird vollends zum Klimasünder. „Ein Jahr lang eine Identität in der Parallelwelt Second Life zu pflegen, entspricht dem durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch eines Brasilianers“, so Behrendt.

Im vergangenen Jahr, so die jüngste Untersuchung des Konzerns, sei Google damit für den Ausstoß von knapp 1,5 Millionen Tonnen CO 2 verantwortlich gewesen, mehr als drei Viertel davon sei beim Betrieb der Datenzentren und bei der Versorgung der Google-Büros angefallen. Der Physiker Alex Wissner-Gross von der amerikanischen Harvard-Universität errechnete, dass bei zwei Google-Suchen so viel Kohlendioxid entsteht wie beim Aufbrühen einer Kanne Tee.

Allein die Firma Google verbraucht jährlich so viel wie eine mittelgroße Stadt. Daraus ergäbe sich ein Durchschnittswert von etwa 30 Milliwatt-Stunden. Eine für viele sehr abstrakte Größe. Und ist es überhaupt sinnvoll, einen Durchschnittswert anzugeben?

Technik im Wandel
Der Energieverbrauch hängt nicht nur von den Servern des Suchmaschinenbetreibers ab, sondern auch vom benutzen Übertragungsnetz und Endgerät. Und jede Berechnung ist schnell schon wieder Schnee von gestern: Denn der technische Fortschritt sorgt derzeit noch dafür, dass sich die Energieeffizienz der Informations- und Kommunikationstechnologie alle paar Jahre verdoppelt.

Google-Manager Urs Hölzle versucht im firmeneigenen Blog, den Ergebnissen eine andere Perspektive zu geben: Die Energie, die ein Google-Nutzer im Monat auf den Servern verbrauche, würde eine 60-Watt-Glühbirne gerade mal für drei Stunden zum Strahlen bringen können.

Zudem, so argumentiert er im Gespräch mit der New York Times, würde Google beispielsweise verhindern, dass Nutzer mit ihrem Auto in die Bücherei fahren, um etwas nachzuschlagen. 2010 kamen 25 Prozent der Energie für die Serverparks aus erneuerbaren Quellen wie der Windkraft, 2011 soll dieser Anteil auf 30 Prozent steigen.

Google wirbt zum Beispiel damit, 33 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu beziehen und durch den zusätzlichen Kauf von Emissionsausgleichskontingenten eine CO2-Bilanz von Null zu haben.

Unvollständige Rechnung
Nur etwa fünf Prozent der Server-Energie wird von der Suchfunktion verbraucht, die Firmenangaben zufolgeetwa eine Milliarde Mal pro Tag verwendet wird. Hundert Mal googeln kostet demnach genauso viel Strom wie eine 28 Minuten lang brennende 60-Watt-Glühbirne

Umweltexperten merken allerdings an, dass die Rechnung unvollständig ist: Nicht nur Google-Server verbrauchen bei der Verwendung der Dienste Energie, sondern auch die Laptops, Smartphones und Tablet-Computer, mit denen der Nutzer diese aufruft. Zudem ist auch für den Datentransport zu Google über Router oder Funkmasten Energie nötig.

Quellen:

https://www.ksta.de/11976076 ©2018

https://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article13593448/Google-legt-erstmals-seinen-Stromverbrauch-offen.html

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/leonardo/stromverbrauchgoogle102.html

http://www.sueddeutsche.de/digital/energiebilanz-des-internet-konzerns-google-verbraucht-strom-fuer-eine-ganze-stadt-1.1141053

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