inhaltliche Sachanalyse

Alltagskultur:

Lebensmittelprodukte und deren visuelle Kommunikation sind für uns allgegenwärtig und fest in unserem Alltag verankert. Egal wo, egal wann, trifft man auf visuelle Informationen, auf Brandings, welche nicht mehr aus unserer Kultur wegzudenken sind. Indem wir die Etiketten der Lebensmittel thematisieren, analysieren und schlussendlich auch selbstständig gestalten, übertragen wir diese Thematik in den Kunstkontext. Durch die Beschäftigung mit der analogen Typografie, lässt sich der Bogen zur persönlichen Handschrift spannen, eine Art Findung der eigenen Identität.

Wer keinen Mac hat, sticht heraus.
Quelle: https://www.mactechnews.de/gallery/picture/Apple-im-Hoersaal–65331.html

Jugendkultur:

Durch die Beschränkung der Thematik auf Lebensmitteletiketten, schaffen wir eine einfach zugängliche Grundlage, auf welcher wir mittels diversen theoretischen und gestalterischen Einführungen und Inputs aufbauen werden.

Marken besitzen, insbesondere für Jugendliche, eine starke Orientierungsfunktion, durch welche Kaufentscheidungen gefällt werden. Ausserdem stellen Marken für Jugendliche Symbole dar, durch die sie sich einer Peer-Group zuordnen können.

(vgl. Bamert, Thomas/Oggenfuss, Petra (2005),: Der Einfluss von Marken auf Jugendliche. Ergebnisse einer Befragung von Jugendlichen im Alter von 15 bis 22 Jahren. Lehrstuhl Marketing, Universität Zürich)

Die Jugendlichen, welche sehr viel Zeit auf den sozialen Medien verbringen, kommen tagtäglich mit sogenanntem „Influencing“ in Berührung. Dieses Influencen findet nicht nur online statt, sondern kann auch unsere alltäglichen Entscheidungen steuern.

So wollen wir die Wahrnehmung der SuS schärfen und gemeinsam ein Bewusstsein dafür entwickeln, was unterschiedliche Typografien und Farben suggerieren. Wir erachten die Beschäftigung mit dieser Thematik, also der des unbewussten Beeinflussen, als sehr zeitgemäss.

Quelle: homsweethom.com

Zur Zeit erlebt die Handschrift einen regelrechten Boom durch den Trend des Handletterings. Die Kunst des Schönschreibens gewinnt an Zuwachs, immer mehr Menschen wollen ihr eigenes Schriftbild verschönern und weiterentwickeln. Die analoge Schrift lässt sich daher auch immer mehr im Alltag finden. (Bildquelle: homsweethom.com)

Zeitgenössische Kunst:

Bereits durch Andy Warhols „Tomato Soup“ erhielten Lebensmittelverpackungen Einzug in die Kunstwelt. Ein Lebensmittelprodukt besteht aus mehreren künstlerischen Elementen, welche verschiedene Bereiche der Gestaltung abdecken. Dazu gehören Produkt- und Corporatedesign sowie auch visuelle Kommunikation. Innerhalb der Entwicklung eines Designs, in unserem Fall eines Etiketts, stellt der Prozess einen wichtigen Teil dar. Dies spiegelt sich auch in der zeitgenössischen Kunst, beispielsweise der Konzeptkunst, wider. Auch mit der Thematik des Konsums arbeiten zahlreiche zeitgenössische Künstler und Fotografen.

Exkurs: Andy Warhol

Green Coca Cola Bottles
Quelle: https://artschaft.com/2018/04/21/andy-warhol-green-coca-cola-bottles-1962/

In den 50er Jahren begann Andy Warhols Karriere als Grafiker und Illustrator für verschiedene Mode-, Hochglanz und Lifestylemagazine. Er war ebenfalls Maler, Designer und Filmemacher und gilt als Hauptvertreter der Pop-Art. In den 60er Jahren richtete Warhol sein Atelier ein und es entstanden arbeiten wie „Campbell’s Soup Cans“ und „Coca Cola Bottles“.

Ausstellungsansicht, The American Supermarket mit Andy Warhol
Quelle: https://daumanpictures.com/home

Im Jahr 1964 eröffnete Warhol in einer Galerie die Ausstellung „The American Supermarket“. Es handelte sich dabei um eine begehbare Installation, die an einen herkömmlichen amerikanischen Supermarkt erinnern liess. In den Regalen befanden sich Produkte wie zum Beispiel Gemüse und Früchte aus Chromstahl oder auch signierte Campbell’s Soup Cans. Die Massenveranstaltung konfrontierte die Besucher mit der Frage: Was ist Kunst und was nicht? Diese Frage bezieht sich sehr auf unsere Thematik, da auch wir uns mit der Verpackung von Lebensmittelprodukten beschäftigen und diese auch selber entwerfen.

(Quelle: vgl. http://philou.rwth-aachen.de/?p=1654)

Exkurs: Francis Baudevin

Ausstellungsansicht der Ausstellung Lost and Found, 1987-2005, MAMCO, Genf
Quelle: www.galerieartconcept.com

Francis Baudevin ist ein schweizer Maler, welcher Gemälde malt, deren abstrakte geometrische Motive und Farben er von Industrieverpackungen übernimmt. Nachdem er den gesamten Text entfernt, werden diese Muster auf Leinwände und Wände in 10- oder 20-facher Größe des Originals aufgeblasen. Er erinnert stark an den Konstruktivismus und das Schweizer Grafikdesign à la Max Bill und Richard Paul Lohse.

(Quelle: vgl. https://frieze.com/article/francis-baudevin)

les mini (carambar), 2012
Quelle: www.galerieartconcept.com

Seine Art, wie er Farben gezielt anhand von Verpackungen übernimmt und auf seine Kunst überträgt, passt sehr gut zu unserer Einführung in die Farbe. Es zeigt sehr gut vor, was schon Farbe alleine suggerieren kann und in dem Betrachter auslöst. Dass er seine Farbspektren aus alltäglichen Dingen, wie Tablettenverpackungen, nimmt, passt perfekt zu unserer Thematik.

Traditionelle Kunst:

Indem wir innerhalb unserer Praxiseinheit die Etiketten ausschliesslich analog gestalten, setzen wir uns mit der traditionellen Schriftgestaltung auseinander. Das Handwerk der handschriftlichen Typografie wird mittels Theorie- und Praxisübungen eingeführt. Zudem setzen wir uns mit dem Design von früher und heute auseinander. Grundsätze der Farblehre werden aufgegriffen und gestalterisch behandelt. 

Exkurs: Adrian Frutiger

Der Mann von Schwarz und Weiss: Adrian Frutiger

Adrian Frutiger, geboren 1928, ist einer der grössten Schriftgestalter unserer Zeit. Mit seinen Schriften – Méridien, Frutiger, Univers usw. – revolutionierte er die Typographie. Daneben wurde er für seine freien grafischen Arbeiten bekannt. Er zählt zu den massgebenden Schöpfern der Schweizer Typografie. Da uns seine Schriftarten im Alltag überall begegnen (bspw. Autobahn-Entfernungsschilder), erachten wir es als sehr wichtig, dass wir den SuS ihn und sein Werk etwas näher bringen. Das Museum für Gestaltung in Zürich besitzt sein privates Archiv innerhalb ihrer Grafiksammlung. Dieses Archiv ist mittels eGuide, unter folgendem Link „begehbar“:

https://www.eguide.ch/de/designer/adrian-frutiger/

(Quelle: Museum für Gestaltung Zürich)

Vorstudie zur Egyptienne F, 1952-1953
Quelle: Museum für Gestaltung

Wissenschaft/Forschung:

Beschäftigung mit Typografie, Farbe und Branding anhand unterschiedlicher Lektüre und Recherche: Schrift wirkt!, Jim Williams und Gesine Hildebrandt; Understanding Branding, Daniela Hensel; Brand Handbook, Wally Olins; Kribbeln im Kopf, Mario Pricken

Exkurs: Schrift Wirkt!

Beispiel der traditionellen Typografiebegriffe, Anatomie der Buchstaben, aus; Schrift Wirkt! von Jim Williams und Gesine Hildebrandt

Die Benennung der Bestandteile eines Zeichens sind für den Wortschatz innerhalb der Typografie elementar und auch für die SuS wichtig, um ein fachliches Vokabular aufzubauen.

Typografie ist die Stimme des geschriebenen Wortes

aus Ben Caseys Vorwort in Schrift wirkt! Einfache Tipps für den täglichen Umgang mit Schrift

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