Art Education Research °12

„Das Gedächnis der Geflüchteten“, Ausstellung „…the others have arrived savely“, Bild Guido Henseler, Shedhalle 2015

 

Migration und Gedächtnis

Herausgeber_innen: Nora Landkammer und Carmen Mörsch

In dieser Ausgabe von Art Education Research erscheinen zwei Arbeiten, die als Masterthesen im Studiengang Master Art Education – ausstellen & vermitteln (seit dem Herbstsemester 2016 neu „Curatorial Studies“) entstanden sind. Art Education Research hat sich bereits in zwei früheren Ausgaben den Handlungsmöglichkeiten und nötigen Hinterfragungen der Vermittlung in der Migrationsgesellschaft gewidmet (Ausgabe AER6 |2012, Ausgabe AER8|2014). Diese Reflexion setzen die Texte von Jonas Bürgi und Felipe Polanía in dieser Ausgabe fort. Wir haben die beiden zur Veröffentlichung ihrer Masterthesen eingeladen, weil sie Beiträge zu einer Debatte von hoher Aktualität sind: der Frage nach dem Gedächtnis der Migration, danach, wie Migration institutionalisierte Formen des kulturellen Gedächtnisses wie Museumssammlungen prägen kann und muss, aber wie Migrationsgeschichte eben diese etablierten Formen des Speichers auch in Frage stellt und eigene Archive entwickelt.[1]

Der Frage nach Migration und Gedächtnis widmen sich die beiden Autoren dieser Ausgabe von zwei komplementären Blickpunkten aus. Jonas Bürgi hat sich mit einer Institution beschäftigt, die paradigmatisch für die Darstellung schweizerischer Identität und Geschichte steht, dem Nationalmuseum. Er fragt nach dem Umgang mit Migration in der Sammlungspraxis, danach wie Migration als Perspektive in die Institution Eingang findet und finden kann. Felipe Polanias Arbeit setzt an anderer Stelle an: bei der Frage nach eigenen Archiven, nach einem Gedächtnis der Geflüchteten. Seine Arbeit prüft die Konzepte von Gedächtnis und Erinnerung im Kontext von Flucht, und setzt diese in Verbindung zu Erfahrungen in der Vermittlungs- und Ausstellungspraxis.

Die Frage nach Formen der Erinnerung und des Archivs im Kontext von Migration ist eine, die bei der Konzeption von Institutionen, ihren Sammlungsstrategien und bei der Schaffung von Orten der Erinnerung ansetzt. Entsprechend sind auch die Beiträge in dieser Ausgabe nicht in der Vermittlungsarbeit, oder dem kuratorischen Diskurs angesiedelt, sondern zeigen im Gegenteil auf, dass die Beschäftigung mit Migration und Archiv verschränkte Arbeitsweisen von Sammlung, Vermittlung und kuratorischer Tätigkeit benötigt.

Zu den Texten

Lektorat und Korrektorat
Camilla Franz, Mirjam Sager

Layout
Fabienne Kälin

 


[1] Ein 2016 gestartetes Projekt in Wien entwickelt z.B. mit der Forderung nach einem Archiv der Migration. Jetzt! Ansätze für eine Geschichtsschreibung der Migration, am Wien Museum wurde eine Sammlung zur Dokumentation von Migrationsgeschichte angelegt (Projekt Migration Sammeln).