eine künstlerisch-ethnografische Forschung
Ausgangspunkt der Arbeit Bitte um Kreativität waren zwei Diskursströme, die das Ethnografenteam Kreativitätskombinat Klein Riviera und die Künstlergruppe !Mediengruppe Bitnik in Bezug zueinander setzte: Der Diskurs über Kreativität und den Umbau der sich im Strukturwandel befindenden Ruhrgebietsstädte zu creative cities, sowie der vermeintlich unabhängig davon stattfindende Diskurs über bettelnde Sinti und Roma im Kontext des Duisburger „Problemhauses“. Dafür wurde eine künstlerisch-ethnografische Intervention entwickelt, bei der die Ethnografen in der Mülheimer Innenstadt PassantInnen und Gäste von Cafés und Bistros um Kreativität anbettelten. Die auf diese Weise initiierten Gespräche gaben Einblick in das Alltagsverständnis von Kreativität als das Ungebändigte, Schöpferische und Innovative. Sie machten auch deutlich, dass die Diskurse über creative city und creative class wenig Resonanz jenseits des offiziellen Diskurses über Stadtmarketing oder Stadtentwicklung finden. Zugleich verwies das Bettelexperiment, bei dem nicht wie sonst üblich um Geld gebettelt wurde, auf den Aspekt des zur Ware Werdens von „Kreativität “: Ideen entwickeln, Probleme lösen, innovativ sein – dies sind Anforderungen – nicht nur an die ‚kreative Klasse’ , die sich im neoliberalen Wettbewerb behaupten will –, sondern auch an die Bevölkerung insgesamt, die von den Kommunen um Kreativität angebettelt wird.
Kreativitätskombinat Klein Riviera
Ute Holfelder, Kulturwissenschaftlerin, Universität Zürich
Klaus Schönberger, Kulturwissenschaftler, ZHdK
!Mediengruppe Bitnik
Carmen Weisskopf, Künstlerin, Zürich/London
Doma Smoljo, Künstler, Zürich/London