Im zweiten Fachmodul unserer Mastervertiefung geht es um bildgebende Verfahren im Zusammenhang mit der Erfassung von 3D-Daten. Das Umfasst Techniken wie 3D-Scan, Fotogrammetrie und Computertomografie (CT). Wir haben im Zuge des Moduls zwei unserer Kooperationspartner besucht: das Institut für evolutionäre Medizin (IEM) und das Institut für Rechtsmedizin (IRM) der Universität Zürich.
Knochen aus Wachs im Institut für evolutionäre Medizin
Am 4. April 2018 gab uns Dr. Martin Häusler einen sehr nahen Einblick in seine Arbeit. Sein Forschungsgebiet ist die evolutionäre Morphologie – die Entwicklung des menschlichen Körpers im Zuge der Evolution. Er arbeitet mit Skelettfragmenten von Urmenschen, die er rekonstruiert, indem er sie ergänzt und zusammensetzt. So kann er z. B. die Krümmung der Wirbelsäule ermitteln, die Rückschlüsse auf die Haltung und Gangart der frühen Hominiden erlaubt.
Seine Technik ist digital und überraschend analog zugleich: Er scannt mit einem fotogrammetrischen 3D-Scanner die einzelnen Knochenfragmente, um sie daraufhin mit einem 3D-Drucker zu reproduzieren. Dies erlaubt eine experimentelle Arbeitsweise, ohne die Originalobjekte zu beeinträchtigen. Die 3D-Prints fügt Dr. Häusler mit Wachs zusammen und erzeugt mehrere Varianten, die er anschliessend mit einer komplett digitalen Rekonstruktion, die ebenfalls auf die 3D-Scans basiert, zu vergleichen.
Krebsenparade am Institut für Rechtsmedizin
Die Spezialität des IRM ist die sogenannte Virtopsie, ein Kofferwort aus «virtuell» und «Autopsie». Um bei einem Delikt oder einem unklaren Todesfall die Ursache zu ermitteln, werden die Leichen nicht mehr seziert, sondern als Ganzkörper-Scan mit Computertomografie erfasst. Die unterschiedliche Dichte der Gewebe und Materialien lässt sich anschliessend digital visualisieren, um Anomalien an beliebigen Stellen im Körper zu untersuchen.
Am 10. April 2018 gab uns Dr. Wolf Schweitzer eine detaillierte Einführung in die Techniken der virtuellen Autopsie und liess uns anschliessend selber einen Scan durchführen. Unser Objekt war keine Leiche, sondern eine ganze Reihe an Flusskrebsen, die im Rahmen des Fachmoduls mit unseren Dozierenden Simon Tschachtli und Thomas Erdin bearbeitet wurden. Gemeinsam mit unserer Studentin Eloisa Aldomar, die bereits mit Dr. Schweitzer ihre mit dem ZHdK-Förderpreis ausgezeichnete Bachelorarbeit abgeschlossen hat, wurden die Scans der Krebse in der spezialisierten Software ausgelesen und mit Dichtegradienten experimentiert. Das ergab nicht nur schöne Bilder, sondern erlaubte auch den Export der 3D-Daten für eine Weiterbearbeitung im Rahmen des Moduls.