rebelart.net berichtet über das Unterrichtsmodul “Urban Interventions” an der ZHdK unter der Leitung von Imanuel Schipper und Johannes M. Hedinger
http://rebelart.net/zurcher-hochschule-der-kunste-urban-interventions/0014602/
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Miriam Drewes war Gast der Nächtlichen Forschungssalons über Ciudades Paralelas im Schiffbau Zürich. Gastgeber war das Forschungsprojekt Re/Okkupation (ZHdK) unter der Leitung von Imanuel Schipper.
Miriam Drewes
‚Subjekt reloaded‘: Authentizitätspotenziale und Emotionen im postdramatischen Theater
Abstract: Das postdramatische Theater hat die Dekonstruktion des Subjekts, wie sie von der Theorie des Poststrukturalismus vorgedacht wurde, auf der Bühne mit vollzogen, dabei das Subjekt aber keineswegs abgeschafft. Vielmehr wird es im Spannungsfeld von Authentizität und gesellschaftlicher Konstruiertheit gezeigt, wobei die Deckung von Figur und szenischem Spiel aufgebrochen wird. Im dadurch entstehenden Widerstreit von Fiktion und Realität werden auch Emotionen als ehemalige Garanten von Wahrhaftigkeit fragwürdig.
„Früher wurden Städte um Fabriken gebaut. Heute befinden sich die Fabriken weit außerhalb der Stadt. Früher bestimmte die Fabrik die Gesetze der modernen Arbeit. Jetzt bestimmen die Gesetze des Marktes, was, wie schnell und mit welchem Wert produziert wird. In der Fabrik begegnen sich alle sozialen Schichten, vom Reinigungspersonal über den Bandarbeiter, den Quality Manager und Vertriebsleiter bis hin zum Eigentümer. Jeder hat seine eigene Beziehung zum Arbeiter und zur Fabrik.“ (Gerardo Neumann, Fabrik)
Mit diesen knappen Sätzen beschreiben die Kuratoren und Theatermacher Lola Arias und Stefan Kaegi ihr Projekt Ciudades Paralelas/Parallele Städte (2011), das in Berlin, Warschau, Zürich und Buenos Aires zu sehen war. Doch diese Worte wollen mehr als nur beschreiben: Sie sind ein Statement. Sie vermitteln die Wahrnehmung einer Veränderung, ja sogar einer Zäsur. Aus ihnen geht hervor, dass sich das Arbeitsleben im Gegensatz zur Vergangenheit radikal gewandelt habe. Vor allen Dingen aber wird betont, dass dieser Wandel keinesfalls spurlos an den Menschen der heutigen (Arbeits-)Gesellschaften vorübergegangen sei. Im Gegensatz zu früher, so der Grundgedanke der Kuratoren, unterliege das Arbeitsleben komplett dem Zwang der Ökonomisierung, den Vorgaben absolut effizienter Organisation.
Imanuel Schipper hält Keynote Vortrag am Metropolis Laboratory 2012
What is the use of theatrical interventions in order to describe and discover the public?
In the research project “Re/Occupation” we tried to examine how performative techniques can be used for producing and designing public in urban space. Led by the main question, how artistic strategies could be used for scientific research or the humanities, five disciplines – theatre studies, urbanism, sociology, scenography and philosophy – worked independently from each other using their own questions and methods. This led to completely new questions like: What can the arts do for the development of the urban society?
Metropolis is a festival and a laboratory for the development of the creative city. With Metropolis, Copenhagen International Theatre exits the theatre and enters the city to create art, life and debate. The objective is to break the established notions of the art, and in particular the traditional image of the performing arts. Metropolis is a biennale, alternating with the festival in odd years and the laboratory in even years.
METROPOLIS LABORATORY 2012
7 – 9 June Copenhagen International Theatre is hosting the fourth edition of the Metropolis Laboratory, which will be working towards the next Metropolis Festival in August 2013. The Laboratory will take place at Overgaden – Institut for Samtidskunst at Christianshavn, Copenhagen.
The programme will be a 3-day seminar in English followed by a number of short workshops, where artists and architects collaborate on developing ideas and concepts for public spaces in Copenhagen. Metropolis Laboratory 2012 will focus on five main themes:
Metropolis Laboratory is organised in cooperation with IN SITU – European network for creation in public space and with the support of EU Culture.
Wie kann man Ideen exportieren ohne ihre Wirkung zu verlieren? Kann ein Festival überhaupt globale Fragen stellen und lokale Antworten erhalten?
Hotelzimmer, Shopping Malls, Fabriken … das sind funktionale Orte, die normalerweise nicht besonders spannend scheinen.
Für das Festival „Ciudades Paralelas“ haben Lola Arias und Stefan Kaegi die Künstler Ant Hampton, Tim Etchells, Christian Garcia, Mariano Pensotti, Gerardo Nauman, Ligna und Dominic Huber ein-geladen, Interventionen für Orte zu entwickeln, die in jeder Stadt auf der Welt existieren. Einige haben mit Radioempfängern oder Head-phones gearbeitet, andere mit einem Chor oder mit Menschen an ihren Arbeitsplätzen. Manche Arbeiten sind für einen Zuschauer, andere für 100. Einige der Performer sind Sänger, andere Schriftsteller, Passanten oder sogar Zuschauer.
Seit 2010 wurden die acht Projekte mit verschiedenen Performern aus Berlin, Buenos Aires, Warschau und Zürich aufgeführt. Weiter geht das Festival im April in Utrecht, Singapur und Cork.
In Zürich zeigt Stefan Kaegi nun das Festival auf vier Bildschirmen gleichzeitig bei einer syn-chronisierten Video-Lecture und ermöglicht so dem Publikum zu sehen, wie die jeweiligen Festival-zuschauer mit den lokalen Inszenierungen von transportablen Ideen umgehen und damit interagieren.
Donnerstag, 29. März 2012 / 18:30 Uhr, Eintritt frei
g27 – Bar, Restaurant, Galerie / Grubenstrasse 27, Binz, Zürich
Eine Veranstaltung des SNF-Projekts „Re/Okkupation“, Institut für Theorie, ZHdK.
anschl. Gespräch mit Stefan Kaegi, Timon Beyes u.a.
10. April 2012 / 19.30 UHR / HAU 1, Berlin
Bibliothek, Hotel, Fabrik, Gericht, Shopping, Bahnhof, Haus, Dach… Seit der Premiere in Berlin 2010 fand das mobile Festival für Stadtrauminterventionen „Ciudades Paralelas“ von Lola Arias und Stefan Kaegi in Buenos Aires, Warschau und Zürich statt. Die Übertragbarkeit der einzelnen Stücke und Installationen von Ant Hampton, Tim Etchells, Christian Garcia, Mariano Pensotti, Gerardo Nauman, Ligna und Dominic Huber war produktionstechnisch innovativ, für das Publikum in jeder einzelnen Stadt aber nur sekundär. Mit Hilfe von vier simultanen Videoaufzeichnungen kommt „Ciudades“ nun zurück nach Berlin und zeigt, wie gleiche Ideen an verschiedenen Orten anders aussehen und gesehen werden können. Screening der Filme (in spanisch, polnisch und deutsch mit englischen Untertiteln) mit anschließendem Gespräch mit Stefan Kaegi, Timon Beyes u.a.. Moderation: Imanuel Schipper. Eine Veranstaltung des Forschungsprojekts „Re/Okkupation – Gestaltung von Öffentlichkeiten im urbanen Raum durch theatrale Interventionen“
http://www.hebbel-am-ufer.de/de/kuenstler/kuenstler_23021.html?HAU=1
Eine Woche später haben wir die Erfahrungen und Erlebnisse von unserer performativen Stadtraumforschung „Was is(s)t Zürich?“ im Rahmen der Stadtinstallation „Alles muss raus – 9 Tage urbaner Ausverkauf“ im Schiffbau des Schauspielhauses Zürich als performative Marktinstallation präsentiert.
An vier verschiedenen Ständen konnten die Besucher am 29.9.2011 die in der vorigen Woche gesammeltem Rezepte in einem Rundlauf erleben: So wurden an einem Stand Sushi, Ratatouille, Konfekt, Brot, Berliner und Quartiergeist verköstigt, an einem anderen das Gesprächsformat der Mittagstische live miterlebt, am dritten ein eigener Beitrag zum Videoarchiv erstellt und an einem vierten die visuellen Maps der gesammelten Rezepturen diskursiv rezipiert. Zwischen jeder Runde haben sich Zürich-Experten aus verschiedenen Disziplinen à la speaker‘s corner auf ein Podest in der Mitte der kreisförmig angeordneten Marktstände geschwungen und Input in den öffentlichen Raum gegeben: Meret Schlegel (Choreografin, Tanzhaus Zürich) hat über die Frage nachgedacht, wie sich Zürich bewegt, Clemens Bellut (Philosoph, ZHdK), wie sich Zürich andenken lässt, Lino Sibelius (Leiter Haus der Farben), welche Farbe Zürich hat, Jens Badura (Philosoph, ZHdK), was Zürich ist, Simon Keller (Projektleiter für gesamtstädtische Strategien im Team Stadt- und Quartiersentwicklung der Stadt Zürich), was Zürich sein könnte und Ray Herlitz (Gastronom), was Zürich speist. Gemeinsam haben wir am Ende des Rundlaufs die auf Video archivierten Rezept angesehen.
Was is(s)t Zürich?
Wer könnte diese Frage besser beantworten als die Bewohner, die tagtäglich in den Genuss der Stadt kommen – mit all dem Genüsslichen und Geschmacklosen, dem Delikaten und Unverdaulichen Dingen des täglichen Lebens. An verschiedenen Plätzen der Stadt laden wir die Bewohner ein, uns ihre persönlichen Rezepte zu verraten: Rezepte für die liebsten Speisen, Rezepte für einen besseren Alltag, Rezepte für eine schönere Stadt.
Vom 19. – 23. September (Mo – Fr) tauschen wir an verschiedenen Plätzen der Stadt eine Suppe gegen ein Gespräch, das sich mit verschiedenen Themen der Stadt befassen soll. Eine Woche später stellen wir die dabei gesammelten „Rezepte für Zürich“ im Schiffbau in der grossen Stadtinstallation „Alles muss Weg – 9 Tage urbaner Auverkauf“ vor.
Hier die Daten und Orte (jeweils 12 oder 13 Uhr, für ca. eine Stunde):
19.9. Seefeldstrasse 89, neben dem Eingang zum Parkhaus “Feldegg“
20.9. Marktplatz Oerlikon, Mitte vom Marktplatz
21.9. Schmiede Wiedikon, Birmensdorferstrasse
22.9. Langstrasse, Höhe Fussgaängerunterführung, Seite Zollstrasse
23.9. Züghusplatz, neben dem Juno-Brunnen
Forschungssalons
vom 24.6. bis 1.7., jeweils 21:45 Uhr
An sieben Abenden finden im Festivalzentrum im Schiffbau Forschungssalons und öffentliche Gespräche statt. Gäste aus der Wissenschaft und Kultur treffen auf die Künstler von Ciudades Paralelas, tauschen ihre Eindrücke und Gedanken zu den eben besuchten Orten aus und erörtern diese spezielle Form der Theatervorstellung. Dieses nächtliche Symposium bei einem Glas Wein ist Teil des Forschungsprojektes „Re/Okkupation“, das sich damit beschäftigt, wie performative Techniken zur Gestaltung von Öffentlichkeit im urbanen Raum genutzt werden können.
24.6. Lukas Bärfuss (Autor) und Nikolaus Müller-Schöll (Theaterwissenschaftler) sprechen mit Mariano Pensotti und Ligna
25.6. Martin Burckhardt (Philosoph) und Christopher Dell (Musiker und Improvisationstheoretiker) sprechen mit Christian Garcia
27.6. (!) Andres Bosshard (Klangforscher und -komponist) und Philip Ursprung (Kunsthistoriker) sprechen mit Ant Hampton
28.6. Christopher Henning (Philosoph) und Samir (Filmemacher) sprechen mit Gerardo Naumann
29.6. Jens Badura (Philosoph) und Angeli Janhsen (Kunsthistorikerin) sprechen mit Ligna und Lola Arias
30.6. Georg Christoph Tholen (Medien- und Kunstwissenschaftler ) und Patrick Primavesi (Theaterwissenschaftler) sprechen mit Dominic Huber
1.7. Miriam Drewes (Theaterwissenschaftlerin) und Simone Mahrenholz (Philosophin) sprechen mit Stefan Kaegi
https://blog.zhdk.ch/reokkupation/files/2011/06/Handzettel_ciudades1_071.pdf
Moderation und Konzeption: Imanuel Schipper
Re/Okkupation – Gestaltung von Öffentlichkeiten im urbanen Raum durch theatrale Interventionen (Leitung: Imanuel Schipper) wird gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds (DoRe) und wird am Institut Design2context (ZHdK) und der ETH (Professur für Architektur und Städtebau) durchgeführt.
Der Andrang war enorm am Mittwochabend, das Auditorium an der ETH sowie mehrere Übertragungssäle zum Bersten voll. Nicht alle Tage plaudern zwei so profilierte Leitfiguren der Architektur aus dem Nähkästchen. Der Niederländer Rem Koolhaas hat mit seinem Büro OMA und seinen Publikationen zur Architekturtheorie Geschichte geschrieben. Auch Bernhard Tschumi, der in Lausanne geboren ist und an der ETH studiert hat, krempelte die Architekturwelt um mit seinen Bauten und seinen Theorien zur Beziehung zwischen Architektur und deren Benutzung. Die beiden diskutierten engagiert und zeigten eindrücklich, warum sie nicht nur renommierte Architekten, sondern auch brillante Denker und Theoretiker sind. Und kaum war ein Aspekt angeschnitten, peitschte Moderator Stefan Trüby die beiden zum nächsten.
Koolhaas’ und Tschumis Biografien weisen erstaunliche Parallelen auf. Im Mai 1968 waren beide in Paris, Koolhaas als Journalist und Tschumi als Praktikant in einem Architekturbüro. Rückblickend sagte Koolhaas: «Wir vergessen bei den 60er-Jahren, wie überraschend offen das System war.» Ein kurzer Brief habe ihm genügt, um eine Woche später als Journalist für eine Zeitung zu schreiben. «Die Schönheit der Periode ist nicht so sehr die Rebellion, sondern wie zugänglich alles war.» Tschumi war im Mai 68 auf der Strasse und wurde gar einmal verhaftet. Der Umbruch habe es seiner Generation erlaubt, alles infrage zu stellen – mit weitreichenden Folgen auch für die Architektur.
«Einsame Atome im Raum»
In den 70er-Jahren zogen die beiden 1944 geborenen Architekten nach Manhattan, wo sie am Institute for Architecture and Urban Studies unter Peter Eisenman wirkten. Eisenman hätte nur mit ihm spielen wollen, erklärte Koolhaas, seriös über Architekturtheorie hätten sie kaum gesprochen. Damals entdeckten beide New York als Grundlage für ihre Auseinandersetzung mit der Stadt. Koolhaas veröffentlichte 1978 «Delirious New York», drei Jahre später erschien Tschumis «Manhattan Transcript». Beide Bücher reflektieren nicht den harten Stein der Architektur, sondern die Aktionen und Handlungen zwischen den gebauten Mauern. «Es gibt keinen Raum, ohne dass darin etwas passiert», sagt Tschumi.
Die Diskussion drehte sich denn auch weniger um konkrete Projekte, sondern um die Konzepte und Ideen ihrer Entwürfe und darum, was die Architektur beeinflusst – Themen, die im globalen Architekturwetteifer in den Hintergrund geraten. Heute seien Ikonen gefragt, alle eiferten dem Bilbao-Effekt nach, bedauerte Tschumi. «Es herrscht der generelle Konsens, dass Städte Ansammlungen von individuellen Objekten sind.» Der Dekonstruktivismus sei die letzte Architekturbewegung gewesen, sagte Koolhaas. «Heute sind alles einsame Atome im Raum, das ist tragisch.»Nach zweieinhalb Stunden theoretischer Diskurse und biografischer Vergleiche war das Gespräch vorbei. Den Zuhörern rauchten die Köpfe, für die beiden Architekten aber schien der Abend ein kurzer gedanklicher Spaziergang gewesen zu sein. (Tages-Anzeiger)
Erstellt: 20.05.2011, 13:51 Uhr
Mit Einführungen von Marc Angelil und Philip Ursprung
Mittwoch, 18.5.2011, 19 Uhr
ETH Campus Hönggerberg, Auditorien HIL E1, E3 und E4
8049 Zürich
Eintritt frei
Rem Koolhaas und Bernard Tschumi gehören nicht nur zu den einflussreichsten Architekten sondern auch zu den einflussreichsten Architekturtheoretikern der Gegenwart. Ihre Biographien weisen frappante Ähnlichkeiten auf: Beide wurden 1944 geboren, beide verfügen über ein breites Interesse am Film (Koolhaas arbeitete, bevor er zum Architekt wurde, sogar als Drehbuchautor); beide waren im Mai 1968 in Paris, beide zogen Anfang der 1970er Jahre nach Manhattan und entdeckten dort zur selben Zeit New York City als Thema einer intellektuellen Auseinandersetzung über die Stadt der Gegenwart; und beide stehen mit ihrer Arbeit für etwas, das man die „performative Wende“ in der Architektur nennen könnte: Sie reflektieren nicht nur den „Stein“ der Architektur, sondern auch das „Fleisch“ in der Architektur: Funktionen, Programme, Handlungen, Aktionen innerhalb des gebauten Raums. Noch nie debattierten sie öffentlich über gemeinsame Interessen und unterschiedliche Auffassungen. Moderiert von Stephan Trüby (Zürcher Hochschule der Künste) und eingeleitet von Marc Angélil und Philip Ursprung (beide ETH Zürich).
Eine Kooperation des Departement Architektur der ETH Zürich mit dem Postgraduierten-Programm MAS Spatial Design und dem SNF-Projekt Re/Okkupation (beide Zürcher Hochschule der Künste).
Rem Koolhaas & Bernhard Tschumi
A Conversation moderated by Stephan Trüby
with an introduction by Marc Angélil and Philip Ursprung
Datum: Mittwoch, 18. Mai 2011
Zeit: 19:00
Ort: ETH Campus Hönggerberg Auditorium HIL E1, E3 und E4
Rem Koolhaas und Bernard Tschumi gehören nicht nur zu den einflussreichsten Architekten sondern auch zu den einflussreichsten Architekturtheoretikern der Gegenwart. Ihre Biographien weisen frappante Ähnlichkeiten auf: Beide wurden 1944 geboren, beide verfügen über ein breites Interesse am Film (Koolhaas arbeitete, bevor er zum Architekt wurde, sogar als Drehbuchautor); beide waren im Mai 1968 in Paris, beide zogen Anfang der 1970er Jahre nach Manhattan und entdeckten dort zur selben Zeit New York City als Thema einer intellektuellen Auseinandersetzung über die Stadt der Gegenwart; und beide stehen mit ihrer Arbeit für etwas, das man die „performative Wende“ in der Architektur nennen könnte: Sie reflektieren nicht nur den „Stein“ der Architektur, sondern auch das „Fleisch“ in der Architektur: Funktionen, Programme, Handlungen, Aktionen innerhalb des gebauten Raums. Noch nie debattierten sie öffentlich über die gemeinsame Interessen und unterschiedliche Auffassungen. Moderiert von Stephan Trüby (Zürcher Hochschule der Künste) und eingeleitet von Marc Angélil und Philip Ursprung (beide ETH Zürich), werden sie dies am 18. Mai 2011 in Zürich tun.
Eintritt frei.
http://www.arch.ethz.ch/darch/pdf/aktuell/DARCH_KoolhaasTschumi_12042011.pdf
Eine Kooperation des Departement Architektur der ETH Zürich
mit dem Postgraduierten-Programm MAS Spatial Design
und dem SNF-Projekt Re/Okkupation (beide Zürcher Hochschule der Künste).
Das Forschungsprojektes „Re/Okkupation“, das in Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Zürich und der ETH (Professur für Architektur und Städtebau) am Institut für Theorie (ith) der ZHdK stattfindet und vom Schweizer Nationalfonds (SNF) gefördert wird, untersucht exemplarisch am Beispiel von theatralen Interventionen im Stadtraum Zürich, wie performative Techniken zur Erzeugung und Gestaltung von Öffentlichkeit im urbanen Raum genutzt werden können. Dabei bedient es sich interdisziplinär den Instrumentarien und Methoden der Design-, Architektur-, Urbanistik- und Theaterwissenschaft sowie der Philosophie.
Forschungsgegenstand ist „Ciudades Paralelas – Parallele Städte“, ein mehrtägiges Festival in verschiedenen Funktionsräumen der Stadt Zürich: Bahnhof, Hotel, Bibliothek, Shopping-Center, Wohnhaus, Fabrik, Dachlandschaft und Gericht werden von Künstlern aus Deutschland, Argentinien und der Schweiz durch Interventionen anders belebt und dem Besucher anders zugänglich gemacht. Die Interventionen bespielen also nicht traditionelle Typologien öffentlicher Räume (wie Strassen, Plätze, Parks etc.), sondern erschliessen andere/neue städtische Räume, in denen Öffentlichkeit praktiziert werden kann. Kuratiert wird das Mini-Festival von dem Rimini Protokoller Stefan Kaegi und der argentinischen Regisseurin Lola Arias. Praxispartner und Produzent ist das Schauspielhaus Zürich.
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich grundsätzlich mit der Frage, inwiefern künstlerische Strategien für wissenschaftliches Forschen fruchtbar gemacht werden können, indem es mit den Methoden der Wissenschaft die Nachhaltigkeit der theatralen Interventionen von Ciudades Paralelas im Stadtraum Zürich untersucht. Die vier Forschungsbereiche – Theaterwissenschaft, Urbanistik, Szenografie und Philosophie – arbeiten weitgehend unabhängig mit jeweils eigenen Fragestellungen und den Methoden der eigenen Disziplin. Wesentlich sind die drei gemeinsamen Treffen – wir nennen sie Laboratorien – in denen sowohl über den Stand der Arbeit berichtet, nach Gemeinsamkeiten und Differenzen gesucht, wie auch eruiert wird, ob und inwiefern sich die Forschungsbereiche aufeinander abstützen können. Als zusätzlicher Input und externe „Kontrolle“ werden zu diesen Laboratorien jeweils 4 – 6 Künstler oder Wissenschaftler diverser Disziplinen als Experten eingeladen.
In den einzelnen Forschungsteilen werden Fragen aufgeworfen, die das theatrale Ereignis und sein Umfeld von verschiedenen Seiten beleuchten. Immer geht es sowohl um eine Beschreibung der künstlerischen Intervention im urbanen Raum, der konkreten Gestaltung einer Öffentlichkeit, als auch um die Nützlichkeit theateraler Techniken zu dieser Gestaltung.
Durch die enge Verzahnung mit dem Festival Ciudades Paralelas versucht das Forschungsprojekt eine Brücke zu schlagen zwischen der künstlerischen Arbeit, die sich mit dem urbanen Raum beschäftigt, und den Disziplinen, die sich in einem eher wissenschaftlichen-theoretischen Umfeld damit auseinandersetzen.
Theaterwissenschaft – Imanuel Schipper (Projektleiter, ith, ZHdK)
Hier geht es um die Frage, was für Vorstellungsarten, Dramaturgien, Inszenierungen und Materialitäten für die theatralen Stadtrauminterventionen benutzt werden, und welche Rolle der Zuschauer dabei spielt: Wie stark wird er inkludiert und dadurch emanzipiert (im Verhältnis zur „klassischen“ Publikumssituation)? Daran anschliessend soll erörtert werden, was solche neuen Theaterformen für die Institution „Stadttheater“, für dessen Image in der Stadt und für dessen Publikum bedeutet – wenn Theater die bekannten Bretter (die die Welt bedeuten) verlässt und „normale“ urbane Funktionsräume zu Bühnen macht.
Philosophie – Clemens Bellut (Design2context, ZHdK)
Der geisteswissenschaftlich ausgerichtete Beitrag zu der Forschung untersucht einige Aspekte der philosophischen Diskussion über die politische Öffentlichkeit und schliesst Positionen von Arendt über Habermas, Lefebvre bis Agamben und Rancière ein. Insbesondere wird eine Konstruktion des Begriffes der „Öffentlichkeit“ als These aufgestellt und an Hand der künstlerischen Interventionen auf dessen Brauchbarkeit kritisch überprüft.
Urbanistik – Tim Rieniets (Urban Research Studio, Professur für Architektur und Städtebau, ETHZ); Gabriela Muri Koller (Dozentur Soziologie, ETHZ; Institut für Populäre Kulturen, UZH)
Das Forschungsprojekt Re/Okkupation (Teilprojekt Urbanistik) nimmt Ciudades Paralelas zum Anlass, einen noch weitgehend unerforschten Fragenkomplex zum Thema ‚öffentlicher Raum’ zu behandeln: Ist es möglich, durch Einsatz performativer Techniken aus dem Theater, Qualitäten von Öffentlichkeit in städtischen Räumen zu stimulieren? Welche performativen Techniken sind besonders gut geeignet, um Öffentlichkeit zu erzeugen? Welche städtischen Räume sind besonders geeignet, um durch performative Techniken qualifiziert zu werden?
Für das Forschungsprojekt Re/Okkupation (Teilprojekt Urbanistik) ist Öffentlichkeit kein politisch, juristisch oder medial vordefinierter Raum, sondern ein gesellschaftlicher Akt der gegenseitigen Wahrnehmung und Interaktion unterschiedlicher Gruppen und Individuen. Öffentlichkeit ist in diesem Sinne konstitutiv für den öffentlichen Raum und für jene Form des menschlichen Zusammenlebens, die wir Stadt nennen. Öffentlichkeit ist demnach nicht an bestimmte Raumtypen gebunden (z.B. Straßen, Plätze, öffentliche Anlagen), sondern kann sich überall dort ereignen, wo gegenseitige Begegnung und Austausch möglich ist: In Shoppingcenter, Bahnhöfe, Bibliotheken, Hotels, Fabriken etc.
Um die Wirksamkeit performativer Interventionen für die Entstehung von Öffentlichkeit verstehen und beurteilen zu können, werden ausgewählte Projekte von Ciudades Paralelas mittels empirischer Forschungsmethoden untersucht. Das Forschungsprojekt Re/Okkupation (Teilprojekt Urbanistik) bewegt sich dabei in einem interdisziplinären Spannungsfeld zwischen städtebaulicher und kulturwissenschaftlicher Stadtforschung. Um die Wechselwirkungen zwischen Menschen, Räumen und theatralen Interventionen erfassen zu können, kommt eine methodenplurale Kombination stadtethnografischer, kartografischer, film- und textbasierter Verfahren zum Einsatz.
Das Forschungsprojekt Re/Okkupation (Teilprojekt Urbanistik) wird von einem interdisziplinären Team von Studierenden durchgeführt und ist eine Kooperation der Professur für Architektur und Städtebau (ETH Zürich), der Dozentur Soziologie (ETH Zürich) und dem Institut für Populäre Kulturen (Universität Zürich) durchgeführt.
Szenografie – Stephan Trüby (MAS Scenography, ZHdK)
In diesem Teil liegt der Fokus auf Materialität und Funktion der bespielten Räume. Untersucht wird deren Umnutzung durch die theatralen Interventionen. Neben einer historischen Verortung der Umnutzung von öffentlichen Räumen wird auch nach dem Hinterlassen von Spuren aus der Umnutzung an der Architektur und bei den „Benutzern“ der Räume geforscht.
Professur für Architektur und Städtebau, Dozentur Soziologie (ETH Zürich), Institut für Populäre Kulturen (UZH)
Shoppingcenter, Bahnhöfe, Bibliotheken, Hotels, Fabriken – was haben diese Orte miteinander gemeinsam? Nichts, möchte man meinen. Und doch: In all diesen Orten begegnen sich tagtäglich fremde Menschen, tauschen Blicke, reden, handeln oder arbeiten miteinander. Es sind keine öffentlichen Räume im klassischen Sinne, aber es sind Räume, in denen ein hohes Mass an Öffentlichkeit möglich ist.
Das Projekt Ciudades Paralelas hat Künstler nach Zürich eingeladen, theatrale Interventionen für diese Alltagsräume zu erfinden. Durch diese Interventionen wird die Stadt zur Bühne und ihre Nutzer werden zu Darstellern und Zuschauern eines ungewöhnlichen Schauspiels. Plötzlich schärft sich der Blick für das Alltägliche und es steigt die Bereitschaft für unerwartete Begegnungen.
Könnten solche Interventionen gezielt eingesetzt werden, um öffentliche Räume in der Stadt aufzuwerten? Welche Interventionen wären am besten dafür geeignet? Und wie müssten städtische oder architektonische Räume beschaffen sein, damit diese Interventionen ihre Wirkung entfalten können? Um diese Fragen zu beantworten, werden wir das Projekt Ciudades Paralelas in Zürich begleiten und ihre Interventionen mittels empirischer Forschungsmethoden untersuchen.
Infoabend
4. Mai, 18:00 Uhr, ETH Hönggerberg, HIL E67
Anmeldung
Am Infoabend oder bei Dr. Gabriela Muri: gmuri@ipk.uzh.ch.
Workshop
Block 1: 14. – 17. Juni
Block 2: 28. – 30. Juni
Präsentation: 15. Juli
(50 Semesterwochenstunden)
Teilnehmer
Max. 30 Studierende
Institut für Populäre Kulturen (Universität Zürich)
Departement Architektur (ETH Zürich)
Studienleistung und Kreditpunkte
Externes Praktikum im Rahmen des Studium Generale
(max. 3×2 KP) oder Hausarbeit auf MA-Stufe (HF-Studie-
rende: 6 KP. Vgl. www.ipk.uzh.ch).
Dozenten
Dr. Gabriela Muri Koller (Inst. für Populäre Kulturen)
Tim Rieniets (Prof. für Architektur und Städtebau)
https://blog.zhdk.ch/reokkupation/files/2011/06/reokkupation_uzh_klein-1.pdf