Vier Aufführungen
02., 03. Mai 2018, 20 Uhr:
Fynn Schmidt, Bee Aware
25.,26. Mai 2018 (Genaue Zeit wird bekannt gegeben):
Charlotte Müller, Narzilin
25., 26. Mai 2018 (Genaue Zeit wird bekannt gegeben):
Julia Skof, Dogma18. Von hier an
25., 26. Mai 2018, jeweils 20 Uhr:
Bernadette Köbele, collapse&play
Fynn Schmidt, Bee Aware: Raum: TONI Probebühne, Treffpunkt Eingangshalle
Charlotte Müller, Narzilin: Raum: tba (evtl. Hörsaal 1)
Julia Skof, Dogma18. Von hier an: Raum: tba (evtl. Container Rampe)
Bernadette Köbele, collapse&play: Konzertsaal 2
Mit Arbeiten von Bernadette Köbele, Charlotte Müller, Fynn Schmidt, Julia Skof, Reza Jafari betreut von Boris Niktin und Lucie Tuma
DDK, BA Theater + DKV, MA Transdisziplinarität
Narzilin,
Charlotte Müller
Lecture Performance
Der narzisstische Wandel in unserer Gesellchaft ist offensichtlich, unter anderem anhand von Social Media Profilen im Verlauf der letzten 10 Jahre zu beobachten – auch, wenn das nur ein Klischee abbildet, so ist diese Beobachtung nicht ganz unberechtigt. Aus folgenden Gründen benötigt diese Art von Narzissmus eine besondere Aufmerksamkeit und Reflektion: Wenn es darum geht einander näher zu kommen, hindert uns oft die Selbstbezogenheit daran. Wie oft darüber nachgedacht wird, wie man wirkt, anstatt aus sich heraus zu handeln, verfälscht viele Situationen und lässt uns stagnieren und untätig verbleiben. In der Lecture Performance Narzilin möchte ich Ihnen den Raum und die Möglichkeit bieten, den eigenen Narzissmus und den Ihres Umfeldes zu erkennen und mit diesem umgehen zu lernen. Die Gefahr von Nebenwirkungen einfacher Lösungen auf diese allgegenwärtige Problematik ist gegeben, doch Sie sollen sicher aufgefangen sein, bei Narzllin – einem Raum der Begegnung und des Austauschs.
Bee aware
Fynn Schmidt
Performance
Existentielle Probleme die nach visionären Lösungsvorschlägen verlangen, sind im Westen seit Mitte des letzten Jahrhunderts kein Thema mehr. Die Vision ist einzig der Erhalt des Systems und die damit einhergehende Unumstößlichkeit, dass Probleme für die das System keine Lösung parat hat, sowieso unlösbar sind. Ich beschäftige mich mit einem dieser drängenden Probleme, die seit Jahren vehement gegen die Türen der Gesellschaft pochen und nach Aufmerksamkeit und Visionen verlangen.
Der Tod der Bienen und damit das Ende der natürlichen Bestäubung unserer Pflanzenwelt existiert politisch nur in einem randständigen Bereich der Agrar- und Umweltpolitik. Ich gebe diesem wichtigen Thema eine Bühne und somit die Aufmerksamkeit, die es verdient und dringend braucht
Dogma18. Von hier an
Von und mit: Reza Jafari und Julia Skof
„Julia hat einen Schauspieler gesucht, der auch ein Flüchtling ist. Sie hat drei Skripte geschrieben. Ich wollte auf der Bühne von meinen Fluchtgründen erzählen. Leider hat das nicht geklappt. Also haben wir einen Film gemacht.“
Absicht oder purer Zufall? Lars von Trier hat sich mit seinem Manifest Dogma95 gegen die Wirklichkeitsentfremdung des Kinos gewendet um eine Form der Filmproduktion zu entwickeln, die sich ambivalent zu den Verfahrensweisen der Illusionsmaschine Kino verhält. Die Filme klammern ihre eigenen Produktionsbedingungen, sowie Ereignisse und Dinge, die vor laufender Kamera am Set geschehen, aus dem filmischen Rahmen der Narration nicht aus. Im Asylwesen stellt sich die Frage nach der Authentizität und Glaubhaftigkeit von Narrativen auf eine ähnliche Weise, wenn auch unvergleichbar mit anderen und existenziellen Folgen. Welchen Geschichten von welchen Ereignissen glauben wir?
In einer durchstrukturierten Prüfung des Einzelfalles wird die oder der Asylsuchende zu einem Gespräch vorgeladen. Die Glaubwürdigkeit wird geprüft. Der Anhörungsraum wird zu einem Raum der Behauptungen und des Geschichtenerzählens, zu einem Raum der Überzeugungskraft und Performance. Was geschieht mit dieser Performance, wenn sie in einen theatralen Kontext gestellt wird? Löst sie sich auf?
Wir haben uns auf die Suche nach einer Begegnung ausserhalb behördlicher Instanzen gemacht und uns gefragt, wer oder was besser lügen kann. Ein filmisch performatives Experiment über eine illusionistische Begegnung auf Augenhöhe.
collapse&play
Bernadette Köbele (MA Transdisziplinarität)
Die Machtspiele und Machtwirkungen in der klassischen Musik sind wohl bekannt als auch unbekannt. Unsichtbar diffus durchziehen sie das ganze System, konkret festzumachen sind sie jedoch kaum. Großer Druck, Auf- und Abwertungen, das Ausstechen von Konkurrent*innen und Fehler als absolutes Tabu, sind einige Aspekte die diese Thematik prägen. Der Zwischen-Raum, in dem diese Mechanismen wirken, wird in der Soloperformance collapse&play an die Oberfläche geholt.
Ähnlich wie es Xanti Schawinsky in seinem Kurs „stage studies“ am BMC vermittelte, wird hier eine Thematik durch ein interdisziplinär angelegtes Kunstwerk auf verschiedenen Ebenen untersucht und verhandelt. Szenographie, Darstellende Kunst, Licht, Choreographie und Musik nehmen selbst Rollen an und werden selbst als Transformatoren eingesetzt. Der Raum an sich und die Orgel stellen das Dispositiv der Machtspiele dar. collapse&play ist ein Versuch eines zeitgenössischen Spektodramas, wobei die Performerin und ihr Bezug zum Setting mehr in den Mittelpunkt der Gesamtmaschine Raum gerückt wird.
Spekulationen zum Spectrodrama. Oder: Was Geister und Phantome mit Wissen zu tun haben könnten.
„I am the Ghost that haunts the Bauhaus …“
Xanti Schawinsky (1904–1979)
Die studentischen Arbeiten sind im Verlauf der unten beschriebenen Veranstaltung entstanden und richten ihr Augenmerk auf Reste, Spuren, Widergänger, auf die Bedingungen und die Anlagen dessen, wie ein ‚Spectodram’ heute aussehen könnte. Oder auch: “How to become the Ghosts that haunt the Black Mountain College…“
Während zwei Semestern fand am BA Theater eine Auseinandersetzung statt, an deren Ausgangspunkt Schawinskys ‚ Spectodrama’ stand. Der Begriff geht auf Xanti Schawinsky und seinen am Bauhaus Dessau formulierten Vorschlag eines „totalen Theaters“ zurück, in dessen Zentrum weder menschliche Handlungen noch narrative Dramaturgien stehen und das er in seiner Wirkungszeit am Black Mountain College als edukativ-ästhetisches Modell und Theaterlabor weiter entwickelt hat.
Mit zwei ineinander verschränkten Modulen von Theorie und Praxis (Lucie Tuma und Boris Nikitin) wurden Theatermodelle thematisiert, in deren Zentrum nicht die menschliche Handlung alleine steht: Der Raum als Dispositiv und ästhetische Anlage wird für das Theater nutzbar gemacht, indem er nicht primär vom Text und von den SchauspielerInnen her gedacht wird. So wird die Materialität des Raumes, der Spektren und Erscheinungen in ihm als Widerständigkeit gegenüber einer rein semantischen Funktion von Sprache in Bezug auf die Produktion von Bedeutung verstanden.
Auf Einladung des Praxisfeldes Dramaturgie wurde der Basler Regisseur Boris Nikitin eingeladen, mit den Studierenden zu arbeiten. Nikitin ist Regisseur, Autor und künstlerischer Leiter des Festivals „It’s The Real Thing“ in Basel. Seine Arbeiten drehen sich um die Konstruktion, Darstellung und Verdoppelung von Realität und Identität. Dabei spielen sie mit den Grenzen zwischen Performance und Theater, Illusion und Dokumentarischem, offensivem Dilettantismus und schauspielerischem Können.
Fotocredits: Olivier Christe
Kommentare von ronaldkolb