Nov
2
Forschung
Kategorie Schlagworte
Anwendungsbereiche der transdisziplinären Forschung ergeben sich überall dort, wo institutionelle und disziplinäre Grenzen überschritten werden. Relevante Forschungsbereiche finden sich u.a. in den Umweltwissenschaften, im Diskurs zwischen den Künsten sowie zwischen den Künsten und der Wissenschaft, in den Gender Studies, im Gesundheitswesen, in der interkulturellen Kommunikation oder im Tourismus.
Im gegenwärtigen Forschungskontext wird der Begriff der Transdisziplinarität von zwei grundsätzlich unterschiedlichen Sichtweisen geprägt.
1. Transdisziplinarität wird als innerakademisches Forschungsprinzip definiert. Die Wissensorganisation und Bewertung wird disziplinenübergreifend und mit Blick auf lebensweltliche Probleme vorgenommen: «Mit Transdisziplinarität ist Forschung gemeint, die sich aus ihren (…) disziplinären Grenzen löst, die ihre Probleme mit Blick auf ausserwissenschaftliche Entwicklungen Disziplinen unabhängig definiert und (…) löst» (Mittelstrass 1992: 250).
2. Transdisziplinarität wird als Öffnung und Überschreitung des akademischen Rahmens – hin zu anderen Bereichen der Gesellschaft definiert. Praktisches Wissen und Interesse von Nicht-AkademikerInnen fliessen partizipativ in den Forschungsprozess ein. Bearbeitet werden Fragestellungen, die ausserhalb der Wissenschaft geäussert und benannt werden und in engem Kontakt mit VertreterInnen der Praxis und betroffenen Personen formuliert und strukturiert werden: «The core idea of transdisciplinarity is different academic diciplines working jointly with practitioners to solve a real-world problem. It can be applied in a great variety of fields» (Klein et al. 2001: 4).
Den beiden Sichtweisen ist gemeinsam, dass Disziplinarität als elementarer Baustein für einen transdisziplinären Dialog erachtet wird. In Forschung und Lehre ergeben sich durch die transdisziplinären Strebungen neue institutionelle, epistemologische und methodische Herausforderungen.
Literatur
Biggs, Michael; Karlsson, Henrik (Hg.): The Routledge Companion to Research in the Arts. New York 2010.
Bergmann, Matthias; Jahn, Thomas; Knoblauch, Tobias; Krohn, Wolfgang; Pohl, Christian; Schramm, Engelbert: Methoden transdisziplinärer Forschung: Ein Überblick mit Anwendungsbeispielen. Frankfurt a. M. 2010.
Burger, Paul; Zierhofer, Wolfgang: Einführung. Doing Transdisciplinarity – Analyse und Reflexion einer anspruchsvollen Wissenschaftspraxis. In: GAIA, Vol. 16, Nr. 1, 2007, S. 27-28.
Defila, Rico; Di Giulio, Antonietta; Scheuermann, Michael: Forschungsverbundmanagement: Handbuch für die Gestaltung inter- und transdisziplinärer Projekte. Zürich 2006.
Egloff, Rainer; Fehr Johannes: Das wilde Denken und das Kochen – Überlegungen zur inter- und transdisziplinären Pragmatik. In: Darbellay, Frédéric; Paulsen, Theres (Hg.): Au Miroir des Disciplines / Im Spiegel der Disziplinen: Réflexions sur les pratiques d’enseignement et de recherche inter- et transdisciplinaires / Gedanken über inter- und transdisziplinäre Forschungs- und Lehrpraktiken. Bern 2011, S. 49-55.
Hirsch Hadorn, Gertrude; Hoffmann-Riem, Holger; Biber-Klemm, Susette; Joye, Dominique; Pohl, Christian; Wiesmannn, Urs; Zemp, Eöisabeth (Hg.): Handbook of Transdisciplinary Research. Dordrecht 2008.
Klein, Julie Thompson; Grossenbacher-Mansuy, Walter; Häberli, Rudolf, Bill, Alain; Scholz, Roland W.; Welti, Myrta E: Transdisciplinarity: Joint Problem Solving Among Science, Technology, and Society. Basel 2001.
Mersch, Dieter; Ott, Michaela (Hg.): Kunst und Wissenschaft. München 2007.
Mittelstrass, Jürgen: Auf dem Wege zur Transdisziplinarität. In: GAIA, Nr. 5, 1992.
Pohl, Christian; Hirsch Hadorn, Gertrude: Gestaltungsprinzipien für die transdisziplinäre Forschung. München 2006.
(vr)