Der Begriff Intermedialität beschäftigt sich mit medialen Grenzüberschreitungen und Interferenzen im Bereich der Künste und den neuen Medien. In der Intermedialitätsforschung wird der Kontakt zwischen mindestens zwei als unterschiedlich wahrgenommenen Medien untersucht (Wolf 1996: 86).

Die Überschreitung herkömmlicher Kunst und Mediengrenzen wird seit den 1990er Jahren, in Anlehnung an Julia Kristevas Theorie der Intertextualität, diskutiert. Jedoch kann die Intermedialitätsforschung noch keine allgemein anerkannte Theoriebildung vorweisen. Intermedialität wird deshalb als Oberbegriff, unter welchem verschiedene heterogene Phänomene besprochen werden, verstanden. Nach Irina O. Rajewsky tritt Intermedialität in drei verschiedenen Ausprägungen auf: Medienkombination, Medienwechsel und intermediale Bezüge (Rajewsky 2002: 19).

Medienkombination bezeichnet die vereinzelte oder durchgehende Kombination zweier Medien (z.B. Oper, Film, Fotoroman). Der Medienwechsel bezieht sich auf die Transformation eines medienfixierten Prätextes in ein anderes Medium. Die Präsentation erfolgt nur im letzteren Medienprodukt (z.B. Literaturverfilmung). Intermediale Bezüge sind Verfahren der Bedeutungskonstitution eines medialen Produktes durch Bezugnahme auf ein anderes Medienprodukt oder ein anderes semiotisches System (z.B. Bezüge eines Films auf die Malerei).

In der neueren Intermedialitätsforschung wird zunehmend die Frage nach dem Konstruktcharakter der medialen Grenzen gestellt. Jedoch ist diese Betrachtungsweise, die Mediengrenzen auflöst, nicht unproblematisch. Daher fokussieren die aktuellen Herangehensweisen an die Problematik eher auf die Frage nach der Konstitution der einzelnen Medien. Irina O. Rajewsky schlägt vor, in der Diskussion der Mediengrenzen von «Ermöglichungsstrukturen» auszugehen, womit das «dynamisch-performative Potential intermedialer Praktiken in den Vordergrund [rückt]» (Rajewsky 2010: 47). Betont und reflektiert wird somit die grenzüberschreitende und potentiell grenzauflösende Wirkungsweise und Funktion intermedialer Praktiken.

 

Literatur

Caduff, Corina et al. (Hg.): Die Künste im Gespräch: Zum Verhältnis von Kunst, Musik, Literatur und Film. München 2007.

Helbig, Jörg: Intermedialität: Theorie und Praxis eines interdisziplinaren Forschungsgebiets. Berlin 1998.

Müller, Jürgen E.: Intermdialität: Formen moderner kultureller Kommunikation. Münster 1996.

Pasuchin, Iwan (Hg.): Intermediale künstlerische Bildung: Kunst-, Musik- und Medienpädagogik im Dialog. München 2007.

Rajewsky, Irina O.: Intermedialität. Tübingen/Basel 2002.

Rajewsky Irina O.: Medienbegriffe – reine diskursive Strategien? These zum «relativen Konstruktcharakter» medialer Grenzziehungen. In: Fischer-Lichte, Erika; Hasselmann, Kristiane; Rautzenberg, Markus (Hg.): Ausweitung der Kunstzone: Interart Studies – Neue Perspektiven der Kunstwissenschaft. Bielefeld 2010.

(vr)

 


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