Autor: Philippe

  • 29.09.2015: Art.School.Differences @ Brown Bag Lunch ZHdK

    29.09.2015: Art.School.Differences @ Brown Bag Lunch ZHdK

    Eine kritische Betrachtung der Aufnahmeverfahren an der ZHdK

    Dienstag, 29. September 2015, 12.15 bis 13.30 Uhr, ZHdK, Raum 5.K04

    Warum studieren nur gesunde, sportliche und «schöne» Menschen Schauspiel? Warum ist «sur dossier» stressiger als mit Matur? Warum werden Koreaner_innen gerne – aber doch nicht so gerne – für das Musikstudium zugelassen? Warum werden an Kunsthochschulen Talente und Potentiale gesucht, obwohl es das ohne Ausbildung nicht gibt? Das Forschungsprojekt «Art.School.Differences» setzt sich kritisch mit den Aufnahmeverfahren an Kunsthochschulen, insbesondere an der ZHdK, auseinander. Sophie Vögele und Philippe Saner, Co-Projektleitende des Forschungsprojekts, präsentieren erste Resultate anhand von Beispielen aus Interviews.

    Mit anschliessender Diskussion.

    Bitte Sandwich und Getränk mitbringen.

    In den Brown-Bag-Lunch-Veranstaltungen der Fachstelle Gleichstellung & Diversity tauschen sich ZHdK-Angehörige, Expert_innen und Interessierte zu Diversity-, Gender- und Gleichstellungsthemen aus. Kurze Inputreferate eröffnen Gespräche und Chancen zur Vernetzung. Mehr Infos: www.zhdk.ch/gleichstellung

  • Bildungs- und Kunstsoziologie: Das zweite Kolloquium von Art.School.Differences am 28. und 29. November 2014 an der ZHdK

    Im Zentrum des 2. Kolloquiums von Art.School.Differences standen soziologische Forschungskonzepte. Die beiden öffentlichen Vorträge wurden von Ulf Wuggenig (Leuphana Universität Lüneburg) und Olivier Moeschler (Université de Lausanne) gehalten. Jackie McManus musste ihren Vortrag zu «Hopes and Fears for Art: policy and practice in widening participation in art and design higher education in the UK» leider sehr kurzfristig absagen. Umso erfreulicher war es, dass sich Ulf Wuggenig kurzerhand bereit erklärte, neben seinem Schulungs-Workshop am Samstagvormittag auch einen öffentlichen Abendvortrag am Freitag zu halten. Wir werden sobald als möglich einen neuen Termin für den Vortrag von Jackie McManus festlegen.

    In seinem Vortrag unter dem Titel «Sociological Frames of References for Decision-Making in Art Schools. Value systems and their social embeddings from the perspectives of field theory, pragmatist sociology and the art worlds approach» verglich Ulf Wuggenig mehrere Theorieansätze, die in der zeitgenössischen Kunstsoziologie von übergeordneter Relevanz sind: Zum einen die Feldtheorie Pierre Bourdieus und die Systemtheorie Luhmanns, andererseits aber auch die pragmatische Soziologie der Rechtfertigungsordnungen von Luc Boltanski und Eve Chiapello, welche auf die Forschung von Boltanski und Laurent Thévenot aufbaut, sowie den Art worlds-Ansatz von Howard Becker. Die Folien zum Vortrag von Ulf Wuggenig finden sie hier.

    Olivier Moeschler präsentierte in seinem Vortrag «What’s the Difference? Cultural Democratization and the Social Determinants of Artistic Practices: Theoretical Considerations and a Swiss Case Study» einige Resultate seiner Studie zu Absolvent_innen der Westschweizer Theaterhochschule (gemeinsam verfasst mit Valérie Rolle). Am Begriff des «créacteur» (zusammengesetzt aus den französischen Begriffen créateur – Schöpfer und acteur – Schauspieler) exemplifizierte Moeschler sowohl die künstlerischen, als auch unternehmerischen Anforderungen, die heutzutage an Kunsthochschulstudierende gestellt werden. Dabei zeigte sich auch, wie Projekte mit dem Ziel der Förderung von «Diversität» ungewollt bestehende Ungleichheitsstrukturen im Zugang zu einer Hochschule verfestigen können. Diese Feststellung trifft sich auch elementar mit den zentralen Forschungsinteressen von Art.School.Differences. (Siehe auch die Rezension der Studie von Marie Buscatto.)

    Im Rahmen des Schulungs-Workshops vom Samstagvormittag verdeutlichte Ulf Wuggenig ausführlich die Relevanz und Bedeutung von Bourdieus Theorie der Praxis (Feld, Kapital und Habitus) für die Forschung von Art.School.Differences. Anhand der dualen Struktur im Feld der kulturellen Produktion – einem autonomen Subfeld der eingeschränkten Produktion einerseits sowie einem heteronomen Subfeld der Massenproduktion – sowie der Verortung der kulturellen Praktiken im sozialen Raum (z.B. des Museumsbesuchs) konnten einige grundlegende Funktionsweisen und Ausschlussmechanismen des Feldes der zeitgenössischen bildenden Kunst diskutiert werden.

    Der Samstagnachmittag war der Weiterentwicklung und Diskussion der Forschungsentwürfe der Ko-Forschungsgruppen mit dem Team von Art.School.Differences sowie dem internationalen Beirat gewidmet. Die Ko-Forschenden brachten durch ihre Projekte verschiedene Sichtweisen ein, wie «Diversität» in den unterschiedlichen Bereichen und Ebenen der Kunsthochschule praxisorientiert be- und hinterfragt werden kann. Die Präsentationen und anschliessenden Gesprächsrunden boten Anlass zu lebhaften Diskussionen über die Forschung zu Ungleichheiten und Normativitäten an Kunsthochschulen.

    Für das Forschungsteam von Art.School.Differences bot das Kolloquium auch die Gelegenheit zu einem wertvollen fachlichen Austausch mit den Vertreter_innen des International Advisory Board von Art.School.Differences. So brachte etwa Melissa Steyn (Wits School of Arts, University of the Witwatersrand, Johannesburg) die Frage nach der «Demokratisierung» von Bildungsinstitutionen aus der südafrikanischen Perspektive ein, die stark von einer «Afrikanisierung», d.h. einem Privilegienabbau der weissen Minderheit geprägt ist. Trotzdem kontrolliere diese aber nach wie vor die meisten ökonomischen Ressourcen wie auch einflussreiche Positionen in Wissenschaft und Kultur. Ruth Sonderegger (Akademie der bildenden Künste Wien) stellte in ihrem Statement die Frage, inwiefern Verständnisse von Kunst und Ästhetik in die Aufnahmeverfahren von Kunsthochschulen eingebracht werden könnten, die keinen stark eurozentristischen Bias aufweisen. Als konkreten Vorschlag stellte sie die Involvierung von Künstler_innen und Theoretiker_innen mit anderen kulturellen Hintergründen in die Aufnahmekommissionen von europäischen Kunsthochschulen in den Raum. Marie Buscatto (Université Paris 1 – Panthéon Sorbonne) schliesslich machte auf die vergeschlechtlichten Arbeitsbedingungen von Studierenden an Kunsthochschulen aufmerksam, die nicht nur die Aufnahmeverfahren, sondern auch die Unterrichtsformate, die Organisation der Curricula sowie informelle Beziehungen zwischen Studierenden und verschiedenen Akteur_innen innerhalb und ausserhalb der Hochschule betreffen. Darüber hinaus verwies sie auf die Bedeutung der familiären, schulischen und ausserschulischen Vorbildungsangebote, ohne die die Aufnahme eines Kunst- oder Musikstudiums kaum zu bewältigen sei, durch welche aber auch idealisierte und vergeschlechtliche Rollenbilder «der Künstler_in» reproduziert würden.

    Dora Borer und Philippe Saner, Dezember 2014

  • Öffentliche Abendvorträge anlässlich des 2. Kolloquiums am 28. November in Zürich

    Nach dem Start der Ko-Forschung im Rahmen des 1. Kolloquiums am 4. Oktober 2014 an der Haute école de musique de Genève (HEM) wird die Ko-Forschung am Wochenende des 28. und 29. Novembers an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) fortgesetzt. Als Gäste und Expert_innen werden anlässlich dieses Kolloquiums die Mitglieder des internationalen Beirates von Art.School.Differences anwesend sein. Als Themen stehen dabei insbesondere die Kunst- und Bildungssoziologie auf dem Programm.

    Anlässlich dieses zweiten Kolloquiums von Art.School.Differences möchten wir interessierte Gäste am Freitag, den 28. November ab 18.00 Uhr zu zwei öffentlichen Abendvorträgen im Hörsaal 1 des Toni-Areals einladen. Die beiden Referent_innen, Jackie McManus von der University of the Arts London sowie Olivier Moeschler von der Universität Lausanne, gehen der Frage nach den institutionellen Spielräumen einer Demokratisierung der Kunsthochschulen und der Kulturpolitik allgemein in Grossbritannien und der Schweiz nach.

    Anschliessend an die Veranstaltung sind alle Teilnehmer_innen zum Apéro riche in der Halle vor dem Hörsaal 1 eingeladen.

    Weitere Informationen zum Kolloquium finden Sie hier.

  • Bericht zum 1. Kolloquium Art.School.Differences, 4.10.2014 an der HEM – Genève

    Bericht zum 1. Kolloquium Art.School.Differences, 4.10.2014 an der HEM – Genève

    Diversität, Ein- und Ausschlüsse: diese Themen standen im Zentrum des ersten Kolloquiums von Art.School.Differences am 4. Oktober 2014 in Genf. Als Auftakttreffen für die Ko-Forschenden bot es Gelegenheit, sich vertieft mit dem Projekt Art.School.Differences wie auch mit Beispielen aus Holland und Österreich auseinander zu setzen.

    Vielfalt zeigte sich bereits an den Lebensläufen der 26 Teilnehmer_innen: viele haben internationale familiäre Bezüge, kulturelles Dazwischensein und Spannungsfelder in verschiedenen Facetten erlebt. Die Ausschreibung von ASD traf auf zentrale Anliegen, die den Ko-Forschenden aus ihrer Arbeitserfahrung bedeutsam geworden waren. Ihre Projekte stellen sich aus verschiedenen Disziplinen den Fragen um Zuschreibungen und normativen Setzungen, die „Andere“ und das „Andere“ ausgrenzen und blinde Flecken der Beurteilung erzeugen. Sie scheinen auf bei Begriffen von ‚Exzellenz‘, ‚Genie‘, Begabung‘ oder bei der Einschätzung des beruflichen Rüstzeugs für die Ausbildung an Kunsthochschulen.

    Diversität eröffnet Räume, wo vielfältige Seinsweisen Platz haben, Begabungen und Werke sich entfalten können. Eine Weite, die auf den ersten Blick unendlich scheint und auf den zweiten bald an Grenzen stösst, wo das Institutionelle und das Eigene ‚Anderes‘ werten, akzeptieren oder ausschliessen. Missbräuchliche Möglichkeiten mit Diversität zu handeln scheinen auf, wenn sie gezielt eingesetzt wird, um das ‚Eigene‘ zu bereichern oder aus ihr zu selektionieren zum Zwecke der Exzellenz.

    Die Forschungsergebnisse von Art.School.Differences zusammen mit den Ko-Forschungsprojekten und Beiträgen der Beiräte sollen ein Mosaik an Wissen und Erfahrungen schaffen und eine Palette an Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Stimmung und Diskussionen während dieses ersten Kolloquiums waren ein vielversprechender Auftakt, der zuversichtlich stimmt, dass in den nachfolgenden Kolloquien im Jahr 2015 dieses Ziel eingelöst wird.

    Dora Borer, Oktober 2014

  • Start der Ko-Forschung: 1. Kolloquium am 4. Oktober an der HEM-Genève

    Am Samstag, 4. Oktober 2014, wird mit dem 1. Kolloquium an der Haute Ecole de Musique de Genève die Ko-Forschung im Rahmen von Art.School.Differences lanciert.

    Dieser erste Austausch zwischen dem Projektteam von Art.School.Differences und den ko-forschenden Lehrenden und Studierenden dient in erster Linie dem gegenseitigen Kennenlernen sowie der Vorstellung und Diskussion erster Projektideen. Als Gäste und Expert_innen zu diesem Kolloquium eingeladen sind neben Carmen Mörsch als Supervisorin von Art.School.Differences Ruth Sonderegger und Günay Özayli von der Akademie der bildenden Künste Wien sowie Nana Adusei-Poku und Eva Visser von der Willem de Kooning Academie der Hogeschool Rotterdam.

    Während Carmen Mörsch das Konzept und den Ablauf der Ko-Forschung erläutern wird, werden unsere Gäste aus Wien und Rotterdam ihre eigenen Projekte in Form von kurzen Inputs vorstellen. Für den Nachmittag stehen Textdiskussionen sowie die gemeinsame Sichtung und Diskussion der ersten Projektideen auf dem Programm.