Über Hashtag und Ablasshandel – Ein Kommentar zur #Metoo-Debatte

Ein Beitrag von „Frida Frey“ zur #metoo-Debatte; gefunden im Ajour, dem Magazin für autonomen Journalismus, 22. Oktober 2017, https://www.ajour-mag.ch/uber-hashtag-und-ablasshandel/

In regelmässigen Abständen ist es Zeit für einen #Aufschrei, für ein #NotOkay oder eine Erklärung für #Whyisaidnothing. Kürzlich wurde der Hashtag #MeToo ins Leben gerufen. Und auf einmal bezeichnen sich tausende Menschen als Feminist*innen, eine Bewegung scheint ins Rollen zu kommen und den Weg in eine Gesellschaft ohne Sexismus zu ebnen. Weshalb ändert sich trotzdem nicht viel?

«Sie könnten ein Dirndl auch ausfüllen», meinte der deutsche FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle 2013 zur Stern-Journalistin Laura Himmelreich. Himmelreich wollte ihn zu seiner bevorstehenden Kandidatur interviewen, Brüderle wollte ihr Alter und ihre Herkunft wissen. Himmelreich wollte über Politik reden, Brüderle machte Kommentare über ihre Brüste. Dass sein harmloser «Herrenwitz» eine solche Welle an (negativen wie auch positiven) Reaktionen auslösen konnte, kam für ihn natürlich völlig überraschend. Der Hashtag #Aufschrei 2013 von Anne Wizorek, einer feministischen Bloggerin und Aktivistin, sollte ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

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