Autor: tizianahalbheer

  • n°12_«Materielles Gedächtnis» und postmigrantische Gesellschaft. Vorschläge für die Sammlungspraxis im Schweizerischen Nationalmuseum

     

     Jonas Bürgi

    «Materielles Gedächtnis» und postmigrantische Gesellschaft

    Vorschläge für die Sammlungspraxis im Schweizerischen Nationalmuseum

    Nationalmuseen beanspruchen Definitionsmacht darüber, was als ‚Kulturerbe’ gelten soll. Migrationsgeschichten als Relativierung nationaler Erinnerungskulturen haben in diesen materialisierten Erzählungen mit ihren Ein- und Ausschlussmechanismen meist einen marginalen Platz. Auf der Grundlage des Begriffs der postmigrantischen Gesellschaft befasst sich der Beitrag deshalb mit der Frage, wie das Schweizerische Nationalmuseum diese Realitäten berücksichtigen und welche Folgen dies für die Institution haben könnte. Ausgehend von der heutigen Sammlungspraxis und anhand von internationalen Praxisbeispielen werden Vorschläge für die Weiterentwicklung der Sammlungstätigkeit erarbeitet. Dabei spielen Repräsentationsweisen, Kritik an der Verdinglichung sowie die Frage, wer sammelt, eine wichtige Rolle.

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    Jonas Bürgi

    «Material Memory» and Postmigrant Society

    Proposals for collection development and interpretation at the Swiss National Museum

    National Museums claim authority in defining ‚cultural heritage’. Migration histories, as relativisations of national commemorative cultures, usually have a marginal position in such materialised narratives with their mechanisms of in- and exclusion. Based on the term of a postmigrant society, this contribution thus asks how the Swiss National Museum could take into account postmigrational realities, and with which consequences for the institution itself. Starting from the present collecting practices, recommendations for new strategies are developed by means of analysing international case studies. In doing so, issues of representation, criticism of objectifications as well as the question ‘who is collecting?’ play an important role.

  • n°12_Gedächtnis, Archiv und Vermittlung. Ansätze für eine Vermittlungspraxis mit geflüchteten Menschen

    Felipe Polanía

    Gedächtnis, Archiv und Vermittlung

    Ansätze für eine Vermittlungspraxis mit geflüchteten Menschen

    Ist es möglich von einem kollektiven Gedächtnis von geflüchteten Menschen zu sprechen? Wie kann die Vermittlungsarbeit zur Konstruktion eines kollektiven Gedächtnisses bei geflüchteten Menschen beitragen?
    Der Text nimmt erst Bezug auf die Differenzierung zwischen den Konzepten von Gedächtnis und Geschichte, um danach Gedächtnistheorien umzureissen. Gedächtnis ist die Operation, wie vergangene Begebenheiten gegenwartsbezüglich rekonstruiert und organisiert werden, um unsere aktuelle Realität mit Bedeutungen und Werten zu füllen. Anschliessend wird das Archiv diskutiert. Das Archiv wird als System zur Ordnung und Produktion des Wissens und Ort des kulturellen Gedächtnisses aufgefasst. Nach diesem theoretischen Hintergrund wird eine Reflexion über die eigene Praxis im Vermittlungsbereich vorgenommen. Diese Reflexion führt zur Frage nach politischen und medialen Diskursen, die Geflüchtete als Opfer von Armut und Krieg darstellen und die Rolle des europäischen Kolonialismus bei der strukturellen Verarmung des globalen Südens ausblenden. Die vorliegende Arbeit geht den Verbindungen zwischen dem kulturellen Gedächtnis, der Kunstvermittlung und der politischen Ermächtigung von Geflüchteten nach.

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    Felipe Polanía

    Memory, Archive and Mediation

    Approaches for mediation practice with refugees

    Is it possible to speak of a collective memory of people who have fled their places of home? Can mediation contribute to contruct a collective memory of refugees?
    In a first step, this paper differentiates memory from history, followed by a dicussion of theories of memory. Memory is the operation by which past events are reconstructed and organized to give sense and values to our current reality. This is followed by a dicussion of the archive: the archive is understood as a system of ordering and knowledge production, a place of the cultural memory. This theoretical background informs a reflection on my own practice in mediation, connecting cultural memory, gallery education and political empowerment of refugees.

  •  Art Education Research °12

    „Das Gedächnis der Geflüchteten“, Ausstellung „…the others have arrived savely“, Bild Guido Henseler, Shedhalle 2015

     

    Migration und Gedächtnis

    Herausgeber_innen: Nora Landkammer und Carmen Mörsch

    In dieser Ausgabe von Art Education Research erscheinen zwei Arbeiten, die als Masterthesen im Studiengang Master Art Education – ausstellen & vermitteln (seit dem Herbstsemester 2016 neu „Curatorial Studies“) entstanden sind. Art Education Research hat sich bereits in zwei früheren Ausgaben den Handlungsmöglichkeiten und nötigen Hinterfragungen der Vermittlung in der Migrationsgesellschaft gewidmet (Ausgabe AER6 |2012, Ausgabe AER8|2014). Diese Reflexion setzen die Texte von Jonas Bürgi und Felipe Polanía in dieser Ausgabe fort. Wir haben die beiden zur Veröffentlichung ihrer Masterthesen eingeladen, weil sie Beiträge zu einer Debatte von hoher Aktualität sind: der Frage nach dem Gedächtnis der Migration, danach, wie Migration institutionalisierte Formen des kulturellen Gedächtnisses wie Museumssammlungen prägen kann und muss, aber wie Migrationsgeschichte eben diese etablierten Formen des Speichers auch in Frage stellt und eigene Archive entwickelt.[1]

    Der Frage nach Migration und Gedächtnis widmen sich die beiden Autoren dieser Ausgabe von zwei komplementären Blickpunkten aus. Jonas Bürgi hat sich mit einer Institution beschäftigt, die paradigmatisch für die Darstellung schweizerischer Identität und Geschichte steht, dem Nationalmuseum. Er fragt nach dem Umgang mit Migration in der Sammlungspraxis, danach wie Migration als Perspektive in die Institution Eingang findet und finden kann. Felipe Polanias Arbeit setzt an anderer Stelle an: bei der Frage nach eigenen Archiven, nach einem Gedächtnis der Geflüchteten. Seine Arbeit prüft die Konzepte von Gedächtnis und Erinnerung im Kontext von Flucht, und setzt diese in Verbindung zu Erfahrungen in der Vermittlungs- und Ausstellungspraxis.

    Die Frage nach Formen der Erinnerung und des Archivs im Kontext von Migration ist eine, die bei der Konzeption von Institutionen, ihren Sammlungsstrategien und bei der Schaffung von Orten der Erinnerung ansetzt. Entsprechend sind auch die Beiträge in dieser Ausgabe nicht in der Vermittlungsarbeit, oder dem kuratorischen Diskurs angesiedelt, sondern zeigen im Gegenteil auf, dass die Beschäftigung mit Migration und Archiv verschränkte Arbeitsweisen von Sammlung, Vermittlung und kuratorischer Tätigkeit benötigt.

    Zu den Texten

    Lektorat und Korrektorat
    Camilla Franz, Mirjam Sager

    Layout
    Fabienne Kälin

     


    [1] Ein 2016 gestartetes Projekt in Wien entwickelt z.B. mit der Forderung nach einem Archiv der Migration. Jetzt! Ansätze für eine Geschichtsschreibung der Migration, am Wien Museum wurde eine Sammlung zur Dokumentation von Migrationsgeschichte angelegt (Projekt Migration Sammeln).

  • n°11_Nach der Reflexion ist vor der Reflexion. Nachdenken über Bedingtheiten theaterpädagogischer Zusammenarbeit an Schulen

    Andreas Bürgisser

    Nach der Reflexion ist vor der Reflexion

    Nachdenken über Bedingtheiten theaterpädagogischer Zusammenarbeit an Schulen

    In seinem Text widmet sich Andreas Bürgisser als ehemaliger FLAKS-Mitarbeiter der Frage, inwiefern FLAKS für seine Arbeit als Theaterpädagoge Bedeutung erlangte: Er beschreibt eine Reflexionsrunde von Berufspraktiker_innen, in der das Nachdenken über ein misslungenes Projekt weg von der pragmatischen Ebene hin auf die der Bedingtheiten gelenkt wurde. Die aus der Runde resultierenden Fragen regten ihn auch über dieses Projekt hinaus an zu Ideen für neue Vorhaben.

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    Andreas Bürgisser

    After reflection is before reflection:

    thinking about the conditionality of collaborative theatre pedagogy in schools

    In his text, Andreas Bürgisser, as a former FLAKS collaborator, considers the significance of FLAKS towards his work as a theatre pedagogue. He describes a group of practitioners in the field meeting to reflect on a failed project, which results in attention being diverted away from the pragmatic level to that of conditionality. The questions resulting from this round of reflections has provided him with ideas for new projects.

  • n°11_Fragen ermöglichen: Wie eine Kultur der fragenden Haltung zu bewegen vermag

    Ursula Ulrich

    Fragen ermöglichen:

    Wie eine Kultur der fragenden Haltung zu bewegen vermag

    Der Text zeichnet nach, wie die Beforschung der theatralen Gestaltungswerkstatt «Rollenkids» mit Primarschulkindern aus Luzern zu einer herausfordernden Expedition wurde. Ulrich zeigt auf, wie teambasierte Aktionsforschung neu entdeckte Routen zu begleiten vermochte und involvierte Personen dazu aufforderte, sich selber zu befragen, sich hinterfragen zu lassen, Haltungen und habituelle Handlungen in Frage zu stellen – und explizit zu machen, was durch den gemeinsamen Forschungsprozess sichtbar wurde.

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    Ursula Ulrich

    Enabling questions

    The text retraces how studying the theatrical design workshop «role kids» with primary school children from Lucerne turned into a challenging expedition. Ulrich shows how team-based action research could support newly discovered pathways and challenged the involved persons to question themselves, to allow themselves to be questioned, to question attitudes and habits – and to make explicit that which became visible in the shared research process.

  • n°11_In der Freizeit gelernt, in der Schule verarbeitet

    Christoph Marty

    In der Freizeit gelernt, in der Schule verarbeitet

    Das in diesem Beitrag vorgestellte musikpädagogische Praxisforschungsprojekt hat zum Ziel, die ausserhalb des Unterrichts erworbenen musikalischen Fähigkeiten und Kenntnisse einer Musikklasse im Unterricht zu verarbeiten und die Veränderung der persönlichen Musizierpraxis der Schüler_innen anzustossen. Es wurde von einer angehenden Musiklehrperson durchgeführt und verfolgt das Anliegen, gestützt auf die theoretische Polarität der formellen und informellen Lernprozesse, eine Lernumgebung zu gestalten, die die Vorteile der informellen Lernprozesse im Musikunterricht nutzen kann.

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    Christoph Marty

    Learned during leisure time, processed in school

    The aim of the praxis-based research project in music pedagogy presented in this contribution involves in-class processing of musical competence and knowledge that music students have acquired outside of the classroom and to activate the changes in the students’ personal music-production practice. It was conducted by a trainee music teacher with the objective to design a learning environment, based on the theoretical polarity of the formal and informal learning processes, which can utilize the advantages of informal learning processes in music education.

  • n°11_ Fachdidaktik, forschend: Überlegungen zum Forschungspraktikum und seinen Potenzialen

    Michèle Novak und Anna Schürch

    Fachdidaktik, forschend:

    Überlegungen zum Forschungspraktikum und seinen Potenzialen

    Mit dem Forschungspraktikum stellen die beiden Dozentinnen Michèle Novak und Anna Schürch in ihrem Artikel ein Format des forschungsorientierten Lehrens und Lernens auf Masterstufe an der Zürcher Hochschule der Künste vor (MA Art Education, Vertiefung bilden & vermitteln). In der Reflexion ihrer Erfahrungen mit der Lehrveranstaltung zeigen die Autorinnen auf, dass ein forschender Ansatz angehenden Lehrer_innen für Bildnerisches Gestalten Möglichkeiten bietet, Rahmenbedingungen des Unterrichtens in den Blick zu nehmen und belegen, wie er damit der Komplexität von Unterrichtssituationen besonders gerecht wird. Ihre Ausführungen markieren die Bedeutung des Forschungspraktikums für das disziplinäre Selbstverständnis der Kunstpädagogik und deren Fachdidaktik.

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    Michèle Novak and Anna Schürch

    Teaching methodology, research-based:

    thinking about the research apprenticeship

    The research apprenticeship serves the lecturers Michèle Novak and Anna Schürch as a means to introduce a format of research-oriented teaching and learning on a Master’s level at the Zurich University of the Arts (MA Art Education, specialisation Teaching & Learning). Based on reflections from their experiences as lecturers, the authors show that a research approach offers opportunities for trainee teachers in the visual arts to examine general teaching frameworks, and how it can do justice to the complexity of classroom situations. Their findings underline the significance of the research apprenticeship for the discipline-based understanding of art pedagogy and its teaching methodology.

  • n°11_In und zu Differenzen und Widersprüchen forschen: Auf der Suche nach kritischen Ansätzen pädagogischer Professionalisierung

    Marion Thuswald

    In und zu Differenzen und Widersprüchen forschen:

    Auf der Suche nach kritischen Ansätzen pädagogischer Professionalisierung

    Es fehlt an gesellschaftskritischen Zugängen zu Professionalisierung in der Pädagog_innenbildung und in der Professionalisierungsforschung – bei diesem Befund setzt der Artikel von Marion Thuswald an. Bezogen auf die Praxis des Forschungs-Bildungsprojekts Facing the Differences reflektiert die Autorin Spannungsfelder partizipativer, transdisziplinärer Forschung und fragt nach den Potentialen für kritische Professionalisierung.

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    Marion Thuswald

    Researching in and towards differences and contradictions:

    in search of critical approaches to professionalising in pedagogics

    There is a lack of socially critical approaches to professionalization in the education of pedagogues and also in the research on professionalization. This finding forms the basis for Marion Thuswald’s article. With reference to the praxis in the research and education project Facing the Differences, the author reflects on fields of tension in participatory, cross-disciplinary research and considers the potentials for critical professionalization.

  • n°11_Nichts für Ungeduldige: Skizze einer Geschichte widerstreitender Ideen und politischer Konjunkturen in der Aktionsforschung

    Carmen Mörsch

    Nichts für Ungeduldige:

    Skizze einer Geschichte widerstreitender Ideen und politischer Konjunkturen in der Aktionsforschung

    Der Text liefert einen Abriss über die Geschichte der Aktionsforschung von ihrer Entstehung in den 1920 Jahren bis in die Gegenwart. Anhand des Wirkens zentraler Akteure wie Moreno, Lewin und Stenhouse werden konkurrierende Diskurse, die in diesen Forschungszugang eingeschrieben sind, herausgearbeitet: sie spannen sich zwischen „engagierter“ und „optimierender“ Absicht, zwischen kritischer Intervention in Gesellschaft und in Forschungstraditionen einerseits und der Stabilisierung von hegemonialen Verhältnissen andererseits auf. Die daraus resultierenden Fragen sind bis heute in jedem entsprechenden Projekt wieder neu zu bearbeiten: betreffend das Wissenschafts- und Forschungsverständnis; das Verhältnis zwischen Forschenden und Ko-Forschenden; betreffend die Positionierung der Forschenden; betreffend die Fokussierung auf Inhalts- und Zielorientierung versus Prozessorientierung und betreffend der strategischen Positionierungen im akademischen Feld.

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    Carmen Mörsch

    Not for the impatient:

    the sketch of a history of conflicting ideas and political trends in action research

    The text provides an outline of the history of action research from its beginnings in the 1920s up until the present day. Based on the influence of the central figures, such as Moreno, Lewin and Stenhouse, competing discourses which are inscribed in this research approach are developed: they form a bridge between the aims of ‘engagement’ and ‘optimising’, between critical intervention in society and in research traditions on the one hand, and the stabilising of hegemonic conditions on the other. The resulting questions are to be worked through again, up to the present, in all related projects: concerning the scientific- and research-based conception; the relation between researchers and co-researchers; the positioning of the researchers; focussing on content, and being goal oriented versus process oriented; and concerning strategic positioning in the academic field.

  • n°11_«Anbei sende ich Ihnen mein Bildarchiv»

    Anne Gruber

    «Anbei sende ich Ihnen mein Bildarchiv»

    Anne Gruber zeigt in ihrem Text anhand der Aufgabe ‚Bildarchiv‘ auf, wie sich ihre im Studium entwickelte Aufmerksamkeit für Fragestellungen aus Kunsttheorie, Cultural Studies und Kunst mit ihrer Praxis als Lehrerin für Bildnerisches Gestalten (BG) verbinden lässt. Gruber macht nachvollziehbar, wie sich die Zusammenarbeit mit FLAKS als Studentin und als Lehrerin in je verschiedenen Konstellationen unterschiedlich gestaltete und wie diese Zusammenarbeit die Reflexion und Weiterentwicklung der fachdidaktischen Überlegungen als BG-Lehrperson unterstützte und förderte.

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    Anne Gruber

    «Attached, please find my image archive»

    Based on the assignment ‚image archive‘, Anne Gruber shows how an attentiveness she developed during her studies to questions from art theory, cultural studies and art can be integrated in her practice as a visual arts teacher. Gruber allows the reader to see how the collaboration with FLAKS as a student and as teacher, each in their specific configurations, were designed differently, and how this collaboration supported and advanced the reflection on and further development of teaching methodology considerations for the visual arts teacher.