Autor: tizianahalbheer

  • n°7_Geordnete Körper, verkörperte Ordnungen – über visuelle und sprachliche Repräsentationsmuster von Kunstvermittlung

    Stephan Fürstenberg

    Geordnete Körper, verkörperte Ordnungen – über visuelle und sprachliche Repräsentationsmuster von Kunstvermittlung

    In seinem Beitrag nimmt Stephan Fürstenberg die dominanten Darstellungsweisen der Figuren Kunstvermittler_in sowie Publikum in den Blick. Im Zentrum steht hierbei, unter Bezugnahme auf historische Bildbeispiele, die Herausarbeitung der Differenzproduktion zwischen den beiden Figuren sowie die sich in den Darstellungen manifestierenden Ordnungen und Repräsentationstraditionen. Blicke, Körperhaltungen und Gesten werden zu bedeutsamen Zeichen, wenn es um die Darstellung und Herstellung von autorisierten Sprecher_innen, Ausstellungsgesprächen oder eines «breiten» Publikums geht.

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    Stephan Fürstenberg

    Ordered Bodies, embodied Orders – about visual and linguistic representational patterns of gallery education

    In his text, Stephan Fürstenberg focuses on dominant representational forms of the figures art mediator and public. In referencing historical image examples, he works out productions of difference between the two figures as well as hierarchies and representational traditions manifest in the representations. Gazes, body posture and gestures develop into significant signs, it is about the representation and creation of authorized speakers, exhibitions talks or a «broad» public.

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  • Art Education Research °7

    Kunstvermittlung zeigen–

    Über die Repräsentation von pädagogischer Museumsarbeit

    Herausgeber_innen: Stephan Fürstenberg, Nanna Lüth und
    microsillons (Olivier Desvoignes/Marianne Guarino-Huet)

     

    [Montage: Nanna Lüth 2013, auf der Basis von Fotografien des Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee, Kinderzentrum creaviva, beide 2011.]

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    EDITORIAL
    Im Berufsalltag von Kunstvermittler_innen[1] findet eine Auseinandersetzung mit der Repräsentation ihrer Arbeit – also der Vermittlung von Vermittlung – oftmals allein auf pragmatischer Ebene statt, bspw. wenn die Routinen des Museumsbetriebs[2] Ankündigungen von Veranstaltungen oder die Adressierung von Besucher_innen erfordern. Für eine reflektierte Dokumentation und Präsentation von Vermittlungsarbeit fehlen nach wie vor meist die Ressourcen, aber auch das Bewusstsein für deren Notwendigkeit. Eine weitere Herausforderung für die Arbeit an Darstellungsweisen manifestiert sich dort, wo bspw. mit Vermittlungsformaten und -inhalten experimentiert wird, jedoch die entstehenden Repräsentationen das Aussergewöhnliche dieser Aktionen nicht zu sehen geben. Stattdessen werden häufig bereits bekannte Motive und Lesarten wiederholt (vgl. Gavranić 2012: 181).
    Mit dem Projekt Kunstvermittlung zeigen (2011-2013) konnte sich gezielt den Fragen nach der Repräsentation von Vermittlungsarbeit angenommen werden; einem Gegenstand, der im Bereich der wissenschaftlichen Forschung bis heute grösstenteils unbearbeitet ist. Da sich dieses Thema an der Schnittstelle zwischen der Reflektion und Theoretisierung von Kunstvermittlung sowie dem Forschungsfeld zur visuellen Kultur befindet, wurde dieses Vorhaben als Kooperation zwischen dem Institute for Art Education (IAE) und dem Institute for Cultural Studies in the Arts (ICS) an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) realisiert. Die Finanzierung dieser Zusammenarbeit ermöglichten Mittel des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Das Projektteam – bestehend aus Stephan Fürstenberg, Nanna Lüth und dem Kollektiv microsillons (Olivier Desvoignes/Marianne Guarino-Huet) – setzte sich aus Personen mit unterschiedlichen sprachlichen, nationalen und professionellen Hintergründen zusammen, die – als Wissenschaftler_innen, Künstler_innen und Kunstvermittler_innen – aus verschiedenen Perspektiven auf Kunstvermittlung und die Praktiken der Repräsentation blickten. Im Rahmen des Projekts wurden Repräsentationsmaterialien von 32 Museen und Ausstellungsinstitutionen aus der Schweiz und Liechtenstein mit dem Fokus auf Gegenwartskunst zusammengetragen. Der Materialkorpus der Studie umfasst 712 Dokumente mit über 2.000 Bildern aus den letzten sieben Jahren und schliesst unter anderem Flyer, Broschüren und Webseiten, aber auch Bücher von Vermittlungsdepartementen ein.
    REPRÄSENTATIONSANALYTISCHER ANSATZ

    Das zugrunde liegende konstruktivistische Konzept von Repräsentation stützt sich auf die Idee, dass Repräsentieren kein unmittelbares, mimetisches oder neutrales Wiedergeben von Jemandem oder Etwas ist. Vielmehr stellt Repräsentieren eine gestaltende, machtvolle und durch spezifische Bedingungen gerahmte Praxis dar, in der etwas Abwesendes dar- und hergestellt, vergegenwärtigt, stellvertreten sowie ausgestellt wird (vgl. Schade/Wenk 2011: 104f.). Der britische Soziologe und Kulturtheoretiker Stuart Hall beschreibt Repräsentation als «active work of selecting and presenting, of structuring and shaping: not merely the transmitting of an already-existing meaning, but the more active labour of making things mean.» (Hall 1982: 64)

    Repräsentationen produzieren Bedeutung und Wissen, indem sie etwas auf bestimmte Art und Weise zu sehen geben. Sie strukturieren Wahrnehmungsweisen und haben damit einen wesentlichen Anteil an der Herstellung von Wirklichkeit, anstatt diese nur abzubilden. Der Historiker Michel Foucault merkt an, dass Repräsentation dabei nicht mit Transparenz zu verwechseln sei, sondern ein Zusammenspiel von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit bilde. Entscheidend ist somit nicht nur die Frage, was repräsentiert wird, sondern auch: «wie und warum jemand in welcher Form ‘dargestellt, abgebildet, vorgeführt, vergegenwärtigt’ wird, welchem Zweck sie [die Repräsentation, d.A.] dient und was dabei ausgeschlossen bleibt, d.h. durch Sichtbarkeit unsichtbar gemacht wird. Es geht um die Macht des Zu-Sehen-Gebens [sic].» (Sturm 2001: o.S.)

    Leitgedanke unserer Analyse von Repräsentationsmaterialien ist die Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen, wie sie sich in Darstellungsmustern und institutionellen Routinen des Zu-sehen-Gebens manifestieren. Durch die stetige Wiederholung von bestimmten Repräsentationsweisen entfalten sich wirkmächtige Effekte, da spezifische (Vorstellungs-)Bilder, Bedeutungen und Subjektpositionen im Zusammenhang mit Kunstvermittlung sowohl entworfen und verfestigt als auch verschoben werden können.
    POSITIONIERUNG ALS FORSCHENDE

    Als Forschende mit eigener Erfahrung im Bereich zeitgenössischer Kunstvermittlung ist uns bewusst, dass die Ressourcen im gesamten Feld äusserst begrenzt sind. Insbesondere Repräsentations- und die damit verbundenen Reflexionstätigkeiten, die nicht als Kernaufgabe von Vermittler_innen gesehen werden, leiden unter dieser Verknappung. Dennoch gilt es aus unserer Sicht, Repräsentationen von Kunstvermittlung in ihren Aussagen und gesellschaftlichen Bezügen ernst zu nehmen und die bisher geleistete Arbeit an den Darstellungen einer Reflexion zu unterziehen.
    Denn mit dem Anspruch an Kunstvermittlung als eine (selbst-)kritische Praxis sowie ein transformatives Bildungsgeschehen ist es nicht hinnehmbar, dass mit den – oft unbewussten und automatisch wiederholten – Darstellungsweisen klassistische, ethnisierte oder andere diskriminierende Traditionen in Bild oder Text unbedacht weitergeführt werden. Vermittlungsarbeit sollte bei der Auseinandersetzung mit Kunst und der Institution Museum auch Praktiken der Dokumentation und Präsentation von Kunstvermittlung in den Blick nehmen und diese nach Effekten wie Ein- und Ausschlüssen, Normalisierung und Besonderung sowie Auf- und Entwertungen befragen (vgl. Mörsch 2013, Kap. 9).
    Kunstvermittlung zeigen möchte in diesem Zusammenhang einen Beitrag zur Entwicklung von herausfordernden, lustvollen und differenzierten Darstellungsweisen leisten, in denen Einladungen und Dokumentationen zu Gestaltungsinstrumenten einer demokratischen, egalitären und auf Diversität ausgerichteten Institution Museum sowie Gesellschaft werden können.

    Ein Vorteil von Forschung im akademischen Feld ist, dass sich die gestellten Fragen und ihre Bearbeitungsweisen ein Stück weit den Be- und Verwertungslogiken des Kunstsystems und der einzelnen Institutionen, in denen die Repräsentationsarbeit stattfindet, entziehen können. Unsere Untersuchung ist dabei eine Form von situierter Wissensproduktion (vgl. Haraway 1995), die aus einer spezifischen sozialen, kulturellen und historischen Position heraus formuliert wird. Wir gehen nicht davon aus, dass wir unumstössliche Wahrheiten über die Darstellungen von Kunstvermittlung produzieren – auch nicht nach intensiven Recherchen und Überprüfung unserer Texte –, dennoch besitzen die von uns aufgeworfenen und bearbeiteten Fragen ihre Gültigkeit und Wichtigkeit.
    Zugleich sehen wir es als Problem an, dass Forschung und Reflektion über Kunstvermittlung im Moment fast ausschliesslich in der Wissenschaft und an den Hochschulen – mit eigenen Regeln, spezifischer Sprache und Geschichte sowie ökonomischen und institutionellen Zwängen – verortet ist, was zu einer einseitigen Verteilung von reflexiver Wissensproduktion führt.
    Zwischen Forschenden und Beforschten bestand dementsprechend auch im Projekt Kunstvermittlung zeigen ein ungleiches Verhältnis. Um dieser Ungleichheit wenigstens punktuell etwas entgegenzusetzen, luden wir die Vermittler_innen, die ihr Material für die Untersuchung zu Verfügung gestellt hatten, ein, die erarbeiteten Forschungsergebnisse vor der Veröffentlichung mit uns zu diskutieren. Deutlich wurde bei diesem Treffen, dass unter allen Teilnehmenden ein grosses Interesse an einem gegenseitigen Austausch über Wissen, Erfahrungen und Ansätze hinsichtlich der Darstellung von Kunstvermittlung besteht. Im Hinblick auf eine für 2014 geplante Publikation des IAE und ICS zum Thema Kunstvermittlung und Repräsentation möchten wir die begonnene Diskussion mit Kunstvermittler_innen unterschiedlicher Institutionen gerne fortführen, um in diesem Rahmen Materialien an der Schnittstelle von wissenschaftlicher Forschung und musealer Vermittlungsarbeit zu entwickeln und verfügbar zu machen.
    KNOTENPUNKTE DER FORSCHUNGSARBEIT

    Im Rahmen von Kunstvermittlung zeigen konnten nach der Sammlung, Digitalisierung und Sichtung des Untersuchungsmaterials die drei Kategorien Raum, Kunstwerk und die Figur Kunstvermittler_in ausgemacht werden, welche die Repräsentationen strukturieren und so eine Aufteilung der Analyse möglich machten. Die daraus hervorgegangenen Teilbereiche zeichnen sich durch Überschneidungen und querliegende Verknüpfungen aus, welche wichtige Charakteristika und Dimensionen des Repräsentationsmaterials beschreiben und im Folgenden kurz von uns skizziert werden:
    Eng miteinander verzahnt sind die Repräsentationsweisen des Publikums und die zu sehen gegebenen Praktiken und Methoden von Vermittlungsarbeit. Im Gegensatz zur üblichen Ausstellungsfotografie, in der Räume oftmals ohne Personen gezeigt werden, spielt die Sichtbarkeit von Besucher_innen im vorliegenden Material eine zentrale Rolle und besitzt somit insbesondere im Hinblick auf die Analyse von Raum, Kunstwerk und der Figur Vermittler_in einen hohen Stellenwert. Anhand der unterschiedlichen Arten und Weisen des Zu-sehen-Gebens von Personen können Überlegungen zu impliziten Pädagogiken, zu Rollen und Machtverhältnissen in der Vermittlung von Kunst, aber auch zu Parallelen und Unterschieden zwischen der Darstellung von Bildungsarbeit im Museum und in der Schule angestellt werden. Des Weiteren bilden institutionelle Normen und Konventionen eine transversale Achse. Bei der Analyse von Kunstvermittlungsrepräsentationen kann ein Bezug zu musealen Regeln hergestellt und der Spur nachgegangen werden, welche Repräsentationsweisen von Kunstvermittlung ein normiertes Verhalten reproduzieren und an welchen Stellen diesbezüglich Abweichungen und Unterbrechungen dar- und hergestellt werden.
    Das Medium Fotografie bildet einen weiteren gemeinsamen Reflexionspunkt. Der Einsatz von Fotografien im dokumentarischen Stil ist omnipräsent und verstärkt den Anspruch der Darstellungen auf Authentizität und Wahrheit. Das Zusammenspiel formaler Charakteristika wie Format, Ausschnitt und Perspektive in Kombination mit bestimmten Motiven lässt die Sicht (sowohl der Fotograf_innen als auch der am Auswahlprozess Beteiligten) auf Kunstvermittlung und ihre institutionelle Rahmung erkennen.
    Das machtvolle Zusammenspiel von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, welches konstitutiv für Repräsentationen ist und die Produktion von Bedeutungen mitgestaltet, bildet eine weitere querliegende Achse. Auffällig bei den folgenden Analysen ist die Unsichtbarkeit bspw. von Räumen ausserhalb des Museums, von konfliktreichen Momenten in Bezug auf Kunst sowie der häufig nicht gezeigten Kunstvermittler_innen.
    Durch Anschluss dieses repräsentationskritischen Ansatzes an die Denk- und Arbeitsweisen feministischer Kunst- und Kulturwissenschaften sowie von Queer- und Postcolonial Studies stellen die Aspekte Feminisierung und Infantilisierung, welche Kunstvermittlung als pädagogisches – bis heute in vielerlei Hinsicht abgewertetes – Arbeitsfeld betreffen, eine wichtige Verknüpfung zwischen den einzelnen Teilbereichen dar. Whiteness/Weisssein ist schliesslich ein weiterer Knotenpunkt, welcher sowohl als «Normalität» in den Personendarstellungen als auch in der institutionskritischen Diskussion um den Ausstellungsraum als white cube mit seinen spezifischen Traditionen und Wertschöpfungen auftaucht.
    Nicht alle hier skizzierten Punkte konnten eingehend in den folgenden drei Artikeln dieser eJournal-Ausgabe untersucht werden, doch spinnen diese Punkte ein Netz aus Verzweigungen und Verweisen zwischen den einzelnen Beiträgen.
    In seinem Artikel «Geordnete Körper, verkörperte Ordnungen» fokussiert Stephan Fürstenberg typische Repräsentationsweisen von Vermittler_ innen sowie Publikum und arbeitet die Produktion von Unterschieden zwischen diesen beiden Figuren heraus.
    Nanna Lüth geht in ihrem Text «Zwischen Unterweisung und Selbstbildung. Didaktische Musteranalyse von Kunst aus» der Frage nach, welche Arten des Umgangs mit Kunst fotografisch repräsentiert werden, welche Rollen die Kunstwerke dabei spielen und welche pädagogischen Methoden und Zielsetzungen sich daraus ableiten lassen.
    In seinem Artikel „Habitée, familière, dérangée. Une «autre» institution d’art contemporain dans les représentations de la médiation?“ beschreibt das Kollektiv microsillons die Koexistenz zweier Repräsentationsregime, die für die Dokumentationen zeitgenössischer Kunstinstitutionen in der Schweiz zentral sind. Tatsächlich zeigen die von microsillons ausgewählten spezifischen Vermittlungsdarstellungen eine Institution, die sich von ihren traditionellen Bildern unterscheidet. Der Text schlägt Interpretationen dieser differenzierenden Praxis in Bezug auf die Repräsentation des Museums und seiner Funktionen vor.
    Mit diesen ersten Einblicken in das Projekt Kunstvermittlung zeigen hoffen wir, das Nachdenken und den Austausch über Darstellungsweisen von Kunstvermittlung zu stärken und Anstösse für Veränderungen zu geben. In diesem Sinne wünschen wir allen Leser_innen eine anregende Lektüre.

    Zu den Texten

     


     

    [1] Wir nutzen einen Unterstrich vor der weiblichen Wortendung, um mit dieser Leerstelle alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten sprachlich fassen zu können. Die Idee und das politische Interesse dahinter sind, Alternativen zum binären Frau|Mann-Schema zu schaffen und die selbstverständliche Repräsentation und Reproduktion von Zweigeschlechtlichkeit auf sprachlicher Ebene zu unterbrechen.

    [2] Mit der hier als Sammelbegriff verwendeten Bezeichnung «Museum» werden neben Museen auch Kunsthäuser, Kunstvereine, Sammlungen sowie Stiftungen gefasst – also die Institutionen, die Kunst ausstellen.
    Literatur
    Gavranić, Cynthia (2012): «In Dialoge führen». In: Bernadett Settele/Carmen Mörsch (Hg.): Kunstvermittlung in Transformation. Ergebnisse und Perspektiven eines Forschungsprojektes, Zürich: Scheidegger & Spiess, S. 171-184.

    Hall, Stuart (1982): «The rediscovery of ideology: Return of the repressed in media studies». In: Michael Gurevitch/Tony Bennett/James Curran/Janet Woolacott (Hg.): Culture, Society and the Media, London: Methuen, S. 56-90.

    Haraway, Donna (1995): «Situiertes Wissen – Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive». In: dies.: Die Neuerfindung der Natur, Frankfurt/M.: Campus-Verlag, S. 73-97.

    Mörsch, Carmen (2013): Zeit für Vermittlung. Eine online Publikation zur Kulturvermittlung, hrsg. vom Institute for Art Education der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), im Auftrag von Pro Helvetia, online unter: http://www.kultur-vermittlung.ch/zeit-fuer-vermittlung/; (letzter Zugriff: 05.07.2013).

    Schade, Sigrid/Wenk, Silke (2011): Studien zur visuellen Kultur. Einführung in ein transdisziplinäres Forschungsfeld, Bielefeld: transcript.

    Sturm, Eva (2001): «In Zusammenarbeit mit gangart. Zur Frage der Repräsentation in Partizipations-Projekten», online unter:http://eipcp.net/transversal/0102/sturm/de; (letzter Zugriff: 05.07.2013).

     

    Redaktion: Stephan Fürstenberg und Nanna Lütt
    Übersetzung ins Englische: Lisa Glauer
    Lektorat: Evelyne Astner
    Layout der Texte: Anne Gruber
  • n°8_Paradox und Dissens. Überlegungen zu einer Theatervermittlung in der Migrationsgesellschaft

    Groupe l‘Aventin

    Paradox und Dissens

    Überlegungen zu einer Theatervermittlung in der Migrationsgesellschaft

    Der Artikel berichtet von einem theaterbezogenen Vermittlungsformat, das die Gruppe l’Aventin mit Migrantinnen, die Angebote des Vereins Camarada nutzen, entwickelt hat. Sophokles Antigone am Theatre de Carouge führte zu «unwahrscheinlichen» – kontextgebundenen und subjektiven – ästhetischen Interpretationen. Die Vermittlungsarbeit konfrontierte die Groupe l’Aventin aber auch mit der Schwierigkeit, (eigene) Stereotypen zu überwinden – auch wenn die VermittlerInnen von kritischen Diskursen rund um «das Publikum» und die Konstruktion der/des «Anderen» ausgehen.

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    Groupe l‘Aventin

    Paradox and dissent

    reflexions on theatre education in migration society

    The paper reflects on a theatre education project the Groupe l’Aventin developed with migrant women attending at the association Camarada. Sophocles‘ Antigone, staged at the Theatre de Carouge, was a starting point for discussions that led to contextual and subjective aesthetic interpretations. Yet, the collaboration also threw the Groupe l’Aventin in the difficulties of getting over stereotypes – even if, as educators, they build their practice from critical discourses on «the audience» and «the Other». The paper is published in the french original version as well as in german translation.

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  • n°6_Kritisches Weisssein in der Bildungsarbeit – wie rassismuskritisch umgehen mit der eigenen Rolle als weisse Lehrperson? Hintergrundtext zu einem Workshopkonzept

    Regina Richter, in Zusammenarbeit mit Claude Preetz

    Kritisches Weisssein in der Bildungsarbeit –

    wie rassismuskritisch umgehen mit der eigenen Rolle als weisse Lehrperson? Hintergrundtext zu einem Workshopkonzept

    Der Text möchte eine Auseinandersetzung mit der privilegierten Position als weisser_m Bildungsarbeiter_in anregen, und hierfür einige grundlegende Verständnisse und Überlegungen zu Rassismus und rassismuskritischer Bildung erläutern. Was ist Rassismus, wie wird er hergestellt und wie trage ich als weisse Lehrer_in evtl. dazu bei? (Wie) kann ich als Weisse überhaupt rassismuskritische Bildung machen, welche Fragen/Probleme stellen sich dabei? Ergänzt wird der Text durch ein Workshop-Material – eine Liste weisser Privilegien – die separat zum Download verfügbar ist.

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    Regina Richter, in collaboration with Claude Preetz

    Critical Whiteness in Pedagogical Practice –

    how to deal with one’s own role as a white teacher in a critical perspective on racism? Background text for a workshop

    The paper aims to encourage a critical reflection on the privileged position of the white educational worker, and for this undertaking, provides some basic understandings and thoughts on racism and on critical educational practices dealing with racism. What is racism, how is it produced and how am I as a white teacher involved? (How) can I, as white, practice a critique of racism in my classes, and which questions/problems emerge with this aim? Complementary to the text, a tool for workshops – a list of white privileges – is available for download.

  • n°6_ Was machen wir hier eigentlich? Barriere- und diskriminierungsreflexive Überlegungen zu Bildungsinstitutionen

    Claus Melter

    Was machen wir hier eigentlich?

    Barriere- und diskriminierungsreflexive Überlegungen zu Bildungsinstitutionen

    In diesem Text geht es um institutionelle Selbstreflexionen hinsichtlich der Themen Barriere- und Diskriminierungskritik. Welche Personen studieren und lehren und reinigen an «unserer» Institution? Gibt es bei der Zusammensetzung dieser Gruppen Unterschiede hinsichtlich zugeschriebener Ethnizität, Einkommens- oder Geschlechterverhältnissen? Diskutiert werden Studien zu Bildungs(un-)gerechtigkeiten in verschiedenen Schulsystemen und ihre unterschiedlichen Erklärungs- und Handlungsansätze. Plädiert wird für eine barriere- und diskriminierungsreflexive Analyse und Didaktik, die Heterogenität als Normalfall annimmt sowie den Zugang und eine möglichst individuelle Förderung mit wenig Barrieren und Diskriminierung ermöglicht.

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    Claus Melter

    What are we doing here?

    Reflections on barriers and discrimination in educational institutions

    This text is concerned with self-reflexivity in institutions regarding the critique of barriers and discrimination. Who studies, who teaches and who cleans up in «our» institution? Are there differences in the constitution of these groups concerning ascriptions of ethnicity, salary and gender relations? The text discusses research on educational (in-)justice in different educational systems and the different perspectives of explanation and action the researchers bring forward. It advocates an analysis and didactics that is reflexive concerning barriers and discrimination, that takes heterogeneity as the „normal case“ and provides the most individual support possible with low barriers and discrimination.

  • n°6_/ Differenz / in Kontexten des Kunstunterrichts überdenken. Arbeiten im Dritten Raum und darüber hinaus

    jan jagodzinski

    / Differenz / in Kontexten des Kunstunterrichts überdenken

    Arbeiten im Dritten Raum und darüber hinaus

    Der Text von jan jagodzsinki wurde 1999 erstveröffentlicht und beschäftigt sich mit den Problematiken der «Differenz» in plurikultureller Kunstpädagogik. Jagodzinski untersucht den dominanten, liberal-humanistischen Zugang zu jener Differenz, der umfassend und grosszügig erscheinen mag, aber mit Blick auf Repräsentation problematisch ist. Der Text geht auf das in den früher 90ern entwickelte Konzept des Dritten Raums der Hybridität ein, um die hegemonialen Ansprüche des plurikulturellen Zugangs in der Kunstpädagogik zu hinterfragen. Als «Ausweg» schlägt jagodzisnki die Verwendung von drei verschiedenen Texten von Weltlichkeit vor, die in der Forderung nach einer Hinwendung zu Populärkultur und Phantasie im Kunstunterricht münden; Bezugspunkte, die er nun im 21. Jahrhundert über die Visuelle Kultur und insbesondere die Arbeit von  Slavoj Žižek bestätigt sieht.

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    jan jagodzinski

    Thinking Through /Difference/ in Art Education Contexts

    Working the Third Space and Beyond

    This essay was published in 1999. It explores the difficulty of «difference» within pluriculturalist art education. It explores the dominant liberal humanist approach to such difference, which appears outreaching and generous but has many difficulties within the paradigm of representation. I explore the third space of hybridity, which was being developed in the early ’90s in order to question the hegemonic claims of pluriculturalism in art education. As a «way out» I raise the possibility of three art texts of worldliness ending on the call for a turn to popular culture and fantasy, which have, in the 21st century, become common touchstones via visual culture, and especially through the enormous output of Slavoj Žižek.

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  • n°6_Eine postkoloniale Perspektive auf die illegalisierte Immigration in der Schweiz Über Ausschaffungen, den «Austausch mit Afrika», Alltagsrassismus und die Angst vor der umgekehrten Kolonisierung

    Francesca Falk

    Eine postkoloniale Perspektive auf die illegalisierte Immigration in der Schweiz

    Über Ausschaffungen, den «Austausch mit Afrika», Alltagsrassismus
    und die Angst vor der umgekehrten Kolonisierung

    Francesca Falk stellt in ihrem Text den Zusammenhang zwischen heutiger illegalisierter Immigration und der postkolonialen Konstellation in der Schweiz her. In einer kurzen historischen Ausführung zeigt sie die Geschichte der Ausschaffungslager auf und stellt Ähnlichkeiten im Umgang von «fremden Fahrenden» und illegalisierten Immigrierenden fest. Die Sozialdisziplinierung von Fahrenden in Europa erinnert dabei nicht zufällig an koloniale Praktiken. Desweiteren befragt sie den Alltagsrassismus, der das Leben der Migrant_Innen prägt, auf seine kolonialen Ursprünge. Sie zeigt, wie gerade die Migrationspolitik auch in der Schweiz von kolonialen Bildern geprägt und eingebunden in neokoloniale Strukturen ist.

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    Francesca Falk

    A postcolonial perspective on illegalized immigration in Switzerland:

    On deportations, the «exchange with Africa» and the fear of reverse colonization

    In her text, Francesca Falk connects contemporary illegalized immigration and the postcolonial constellation in Switzerland. In a short historical outline she inquires into the history of deportation camps, recognizing similarities between the past treatment of «foreign travellers» and current practices illegalized immigrants are confronted with. It’s no coincidence that the disciplinary practices employed historically against travellers in Europe resemble colonial practices. Further she explores the colonial origins of everyday racism experienced by migrants, showing how migration policies in Switzerland are informed by colonial stereotypes and embedded in neocolonial structures.

  • n°6_Aufrisse zur Reflexivität. Das Erlernen der hegemonialen Sprache in Museen

    Rubia Salgado

    Aufrisse zur Reflexivität

    Das Erlernen der hegemonialen Sprache in Museen

    Ausgehend von kurzen Aufrissen zu Themen wie Dialog, Differenz, Anerkennung, Wissen, Wechselseitigkeit und Reflexivität im Kontext pädagogischer Handlungen werden in diesem Beitrag didaktische Materialien analysiert, die für die Arbeit mit erwachsenen Migrant_innen, die die hegemoniale Sprache Deutsch lernen, im Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig angewendet werden.

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    Rubia Salgado

    Sketches on Reflexivity

    Learning the hegemonial language in museums

    Based on brief sketches on topics such as dialogue, difference, recognition, knowledge, reciprocity and reflexivity in pedagogical settings, this text analyzes a set of teaching materials for working with adult migrants learning the hegemonic language german, used at the Antikenmuseum Basel and Sammlung Ludwig.

  • n°6_The originality of modernism and other western myths: Art in the (post-) colonial interstice

    Christian Kravagna

    The originality of modernism and other western myths: Art in the (post-) colonial interstice

    Ausgehend von der Analyse, wie die Idee der Originalität mit Vorstellungen von «Reinheit» im Diskurs über die Avantgarde der Moderne des 19. und 20 Jahrhunderts verbunden ist, argumentiert dieser Text, dass aufgrund dieses Mythos moderne und westliche Kunst weiterhin in der Kunstgeschichte gleichgesetzt und nicht-europäische als «verspätetete» Modernen identifiziert werden, die diese «nachahmen». Der gleichen Logik folgend legitimieren formale Neuerungen, die zwar global in der Kunstgeschichte zu beobachten sind, aber von der europäischen Avantgarde für sich als radikale Brüche in Anspruch genommen werden, das koloniale Projekt der Zivilisierung, Modernisierung und Beherrschung überseeischer Gebiete. Vor diesem Hintergrund wird hinterfragt und an Beispielen veranschaulicht, wie post-koloniale KünstlerInnen agieren können und mit welchen Mitteln sie auf eine Subjektposition reagieren, die von Seiten der Macht immer schon als Kopie, als (schwache) Imitation eines unerreichbaren Originals definiert ist.

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    → Zu der Kurzbiografie von Christian Kravagna


    Christian Kravagna

    The originality of modernism and other western myths:

    Art in the (post-) colonial interstice

    Through an analysis of how 19th and 20th century European avant-garde art perpetuates and continues to affirm ideas of originality and purity and subsequently the myth that equates modern with Western art in art history, the text exposes how European art discourse argues that non-European art cannot be but «late» modern which «imitates» the Western «original» and «authentic» avant-garde. Following the same logic, the colonial project of civilization, modernization and control of overseas territories is legitimised by formal artistic innovations which at the same time can be found globally but which are claimed exclusively by the European avant-garde. In this context, the text questions and presents examples of post-colonial artistic practices which deal with being in a position which always is framed by the discourse in power as a copy and «weak imitation» of an original.

  • n°6_Vom Migrant zum Muslim – zum Problem religiöser Zuschreibungen bei Migrant_innen islamischer Herkunft

    Rifa‘at Lenzin

    Vom Migrant zum Muslim

    zum Problem religiöser Zuschreibungen bei Migrant_innen islamischer Herkunft

    Wie relevant ist der Islam für die hier lebenden Musliminnen und Muslime? Wer ist eigentlich Muslim? Aktuell wird mit dem Begriff Muslim auf alle Menschen mit islamischem Hintergrund rekurriert und gleichzeitig impliziert, dass «der Islam» in deren Leben eine massgebende Rolle spielt. Der Ausländerdiskurs hat sich verschoben zum Islamdiskurs.

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    → Zu der Kurzbiografie von Rifa‘at Lenzin


    Rifa‘at Lenzin

    From migrant to Muslim

    the problem of religious ascriptions for migrants of Islamic heritage

    How relevant is Islam for muslims living here? What actually makes one a Muslim? Today, the term Muslim is being employed to refer to all people with Islamic background, assuming at the same time that Islam plays an important role in their lives. The discourse on foreigners has shifted to a discourse on Islam.