Informationen zu Pierre Bourdieu

Der Soziologe Pierre Bourdieu wurde am 1.August 1930 in Denguin, einem kleinen Ort im Südwesten Frankreichs,  geboren. Sein Vater war der Sohn eines besitzlosen, noch halb abhängigen Bauern, der um den Zeitpunkt der Geburt seines Sohnes Pierre herum Angestellter bei der Post wurde. Seine Mutter war Hausfrau. Pierre Bourdieu fiel in der Dorfschule durch hervorragende Leistungen auf, besuchte später das Lycée de Pau und wechselte 1948 an das berühmte Lycée Louis-le-Grand nach Paris. Nachdem er die Eliteschule der École Normale Supérieure durchlaufen hatte, folgte eine außergewöhnliche akademische Karriere. 1993 erhielt er die höchste akademische Auszeichnung, die in Frankreich vergeben wird, die Goldmedaille des Centre National de Recherche Scientifique.

In seinen ersten ethnologischen Arbeiten untersuchte Bourdieu die Gesellschaft der Kabylen, eines in Nord-Ost-Algerien lebenden Berbervolkes. Die in der empirischen ethnologischen Forschung gemachten Erfahrungen bildeten die Grundlage für seinen 1972 vorgelegten Entwurf einer Theorie der Praxis. In seinem wohl bekanntesten Buch La distinction (1979, dt. Die feinen Unterschiede, 1982) analysiert Bourdieu wie Gewohnheiten, Freizeitbeschäftigungen, und Schönheitsideale dazu benutzt werden, das Klassenbewußtsein auszudrücken und zu reproduzieren. An zahlreichen Beispielen zeigt Bourdieu, wie sich Gruppen auf subtile Weise durch die feinen Unterschiede in Konsum und Gestus von der jeweils niedrigeren Klasse abgrenzen. Mit der Publikation von Sozialer Sinn. Kritik der theoretischenVernunft folgte 1980 eine ausführliche Reflexion über die konkreten Bedingungen der Wissenschaft, in der Bourdieu das Verhältnis von Theorie und Praxis neu zu denken versucht. Ziel dieser Analysen ist es, die „Objektivierung zu objektivieren“ und einen Fortschritt der Erkenntnis in der Sozialwissenschaft dadurch zu ermöglichen, daß sie ihre praktischen Bedingungen kritisch hinterfragt.

Seit dem Beginn der 90er Jahre engagiert sich Bourdieu für eine demokratische Kontrolle ökonomischer Prozesse. 1993 rief er zur Gründung einer „Internationalen der Intellektuellen“ auf, deren Ziel darin besteht, das Prestige und die Kompetenz im Kampf gegen Globalisierung und die Macht der Finanzmärkte in die Waagschale zu werfen. Die im selben Jahr gegründete Zeitschrift Liber soll dazu ein unabhängiges Forum bieten. Seine politischen Aktivitäten zielen darauf ab, eine Versammlung der „Sozialstände in Europa“ einzuberufen, die den europäischen Einigungsprozeß kontrollieren und begleiten soll.
Pierre Bourdieu war verheiratet und hatte drei Söhne. Er starb am 23. Januar 2002 in Paris.

Über justwho

KATHRIN KRUMBEIN geboren 1962 in Braunschweig, lebt in Berlin, Diplom im Studiengang „Angewandte Kulturwissenschaften“ der Universität Hildesheim; Certificate im „Museum Studies Program“ der New York University (DAAD-Stipendium); technische Koordination und Realisation der Künstlerprojekte bei der Documenta IX in Kassel; Ausstattungsleitung am Theaterhaus Jena (1997/98) und Schauspiel Hannover (2009); Arbeit als freiberufliche Ausstatterin u.a. am Theater Luzern, Schauspiel Basel, Gessnerallee Zürich, Schauspiel Köln, Schauspiel Düsseldorf, Schauspiel Hannover, Kammerspiele München, Kammerspiele Magdeburg, Sophiensäle Berlin, Volksbühne Berlin, Nationaltheater Athen, Schauspielhaus Wien, Schramm Film Berlin; Projektmanagement, Ausstattung und Regie bei Theater Mahagoni- hirche/krumbein productions
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