Der Herr von der Daru Wache sitzt da. Einfach nur da. Stunde um Stunde. Vielleicht ist er dazu veranlasst, Passanten zu zählen? Der Winkel läge ausserdem günstig, um die Frequentierung der Damentoilette aufzuzeichnen. Man kann ja nie wissen … Aber er bewegt sich nur ganz selten. Und guckt auch nicht so richtig zurück. Es wird Nachmittag – und alles ist wie gehabt.
Ich: «Ich sehe Sie hier schon seit ein paar Stunden sitzen und frage mich, was Ihre Aufgabe ist.»
Er: «Ich bin von der Daru Wache.»
Ich: «Aha, das sind die Männer, die in der Eingangshalle den ganzen Tag an diesem prominenten Tisch sitzen.»
Er: «Ja, genau. Wir sind da, um den Prozess der Mängelbehebung zu überwachen. Wir öffnen den Arbeitern die Türen und protokollieren, wer in welchen Raum gegangen ist und welche Reparatur gemacht hat.»
Ich: «Aha.»
Er: «Ja, das geht schon, diese Schicht ist voll in Ordnung. Blöd war die Schicht, in der man zehn Stunden pro Tag im Fahrstuhl hinauf- und hinunterfuhr.»
Ich: «Ja, warum steht denn jemand von Ihnen zehn Stunden lang im Fahrstuhl?!»
Er: «Wir sind ja jetzt schon vier Jahre hier im Haus – ich persönlich nur eines. Und als hier noch viele Bauarbeiter im Haus waren … Wie soll ich sagen? Denen geht halt oft etwas kaputt oder sie machen etwas kaputt. Der Wächter im Fahrstuhl hat eben aufgepasst, dass das nicht passiert …»
Ich: «Sie haben sozusagen erst Vorsorge getragen – und jetzt kümmern Sie sich um die Nachsorge.»
Er: «Richtig.»
Ich: «Wie lange ist die Daru Wache denn noch bei uns im Haus?»
Er: «Vielleich noch bis Dezember? Vielleicht auch noch ein Jahr? Bis alle Mängel behoben sind!»
Ich: «Eine letzte Frage: Haben Sie einen Lieblingsort im Haus?»
Er: «Nö.»
michael
2. Oktober 2014 — 12:05
Klingt für mich jetzt nicht gerade nach einer Traumaufgabe – ich glaube, da hatten die Daru-Mitarbeiter schon spannendere Aufträge?
Katharina Nill
2. Oktober 2014 — 16:49
Ich muss mich gender-technisch korrigieren: Da sitzen selbstverständlich auch Damen, wie ich soeben erst wahrgenommen habe.