Federn – wärmen, verführen, fliegen

Eine Kooperation des BA Art Education mit dem Gewerbemuseum Winterthur

Die Studierenden des 6. Semester Bachelor Art Education der Zürcher Hochschule der Künste entwickelten für die Ausstellung „Federn – wärmen, verführen, fliegen“ des Gewerbemuseums Winterthur digitale Vermittlungsprojekte. Diese können online entdeckt werden: bae.arteducation.zhdk@feathersexhibition.

Anna-Brigitte Schlittler und Eva Wandeler, Dozentinnen
Michelle Hänggi, Assistenz


slowdaun unter der Lupe
www.slowdaun.com
Ein Projekt von Dandara Alves und Linda Koch

Thematik

In unserem Projekt wollten wir einerseits die positive Seite des Materials Daune zeigen, wobei uns verschiedenste Fragen interessierten: Was kann es alles und weshalb findet es so oft Verwendung in unserem Alltag? Andererseits wollten wir das Material, dessen Herkunft, Gewinnung und Deklaration kritisch hinterfragen. Es lag uns am Herzen, diese schwere, emotionale Thematik spielerisch umzusetzen. Deshalb wählten wir interaktive Techniken, die es den Besucher*innen ermöglichen, die Inhalte zu entdecken. Wir wollten auf Missstände hinweisen, und zwar nicht mit Schreckensbildern, wie sie oft bei Tierschutzorganisationen zu sehen sind, sondern Betrachtenden über eigene Illustrationen einen Blick eröffnen. Die Ausstellung «Federn – wärmen, fliegen, verführen» des Gewerbemuseums Winterthur arbeitet mit vielen, deutschsprachigen Begleittexten. Aufgrund der zeitweiligen Schliessung wollten wir für eben dieses deutschsprachige und lesende Publikum weiterführende und vertiefte Inhalte kreieren.

Gestaltung – vom Analogen ins Digitale

Inspiriert vom Projekt «Postpostfaktisch» von Studierenden der Hochschule Mannheim (https://urbanshit.de/postpostfaktisch-urban-hacking/) und verschiedensten spielerischen Entdeckungsmethoden aus Kinderbüchern, wie beispielsweise «Licht an!», hat unser Projekt mit Experimentieren in unterschiedlichen Techniken begonnen. Eine der prägendsten war die Rotfolie. Dabei fanden wir heraus, dass der Einsatz der Rotfolie in Kombination mit der Farbe Türkis am besten funktioniert. Dadurch kann ein Element versteckt und ein anderes sichtbar gemacht werden. Diese zwei Farben wurden uns durch die Technik sozusagen vorgegeben, weshalb wir beschlossen haben, das Farbkonzept darauf auszurichten. Das Logo, ursprünglich in Schwarz/Weiss, haben wir dementsprechend angepasst. So wurden Rot und Türkis zum roten Faden, die dem Projekt aus neun Infografiken einen Wiedererkennungswert verleihen.

Wir wollten lange Texte vermeiden, weil diese auf manche abschreckend wirken und haben deshalb möglichst nonverbale Infografiken verwendet. Texte und Schriftzüge haben wir mit Rot und Türkis illustriert oder mit Farbabstufungen von Schwarz bis Weiss bespielt.

In der umfangreichen Thematik definierten wir Schwerpunkte und übersetzten diese in einem weiteren Schritt zu Infografiken. Schlussendlich haben sich zwei Sparten ergeben. Mit einer Eröffnungsfrage werden im ersten Teil vor allem Informationen über Missstände in der Daunenindustrie vermittelt und im zweiten Teil, gedacht als ein Appell an Besuchende, wie Daunenprodukte angemessen gepflegt und somit ihre Langlebigkeit ausgeschöpft werden kann.

Die Infografiken haben wir bewusst als Hochformate gestaltet, die auf unsere ursprüngliche analoge Idee der Plakate im Stadtraum zurückzuführen sind. Das Hochformat ist somit eine Hommage an analoge Medien in dieser digitalen Zeit.

Während dieser für alle sehr merkwürdigen Phase des Covid-19 sehen wir das digitale Projekt als etwas sehr Positives. Zum einen ist es ortsunabhängig, zum anderen lässt es zu, für eine Weile abzutauchen, um sich auf andere Gedanken zu bringen.

Schwierigkeiten im Prozess

Eine Schwierigkeit, die wir gerne erwähnen möchten, ist die Lesbarkeit der Illustrationen. Wir haben im Prozess gemerkt, wie herausfordern es ist, für eine möglichst grosse Bevölkerungsgruppe universale, verständliche Bilder zu schaffen. Was für die einen völlig logisch ist, mag für andere unverständlich sein. Wir hatten den Vorteil, dass unser Kooperationsprojekt aus einem durchmischten Team bestand und wir durch deren Inputs verständliche Bilder gestalten konnten.

Ein weiterer Punkt, der uns immer wieder zu schaffen machte, war der Datenaustausch über Switch und das Website-Erstellungsprogramm Wix. Switch stürzte fortwährend ab, sodass die Themenrecherchen und den gestalterischen Prozess nicht nahtlos zugänglich waren. Wix ermöglichte uns kein gleichzeitiges Arbeiten an der Website, weshalb die Absprachen im Voraus notwendig waren und wir deshalb eher langsam vorankamen.

Ein weiteres Problem, das Wix mit sich brachte, sind die unterschiedlichen Darstellungen auf verschiedenen Geräten sowie die Inkompatibilität der interaktiven Elemente auf Smartphones. Aufgrund dessen ist unsere Website nur via Desktopdarstellung zu erkunden, und man wird auf dem Smartphone aufgefordert, auf diesen zu wechseln.

Teamarbeit

Der Lockdown der ZHdK erfolgte früh im Projekt. Wir mussten uns als Team umorganisieren und überlegen, wie wir damit umgehen wollen und auch können. Der gemeinsame Arbeitstisch war nun nicht da, und getrennt in zwei verschiedenen Städten lebend, war ein physisches Treffen nicht möglich. Wir hatten das Glück, dass wir relativ schnell mit Zoom vertraut waren und so täglich miteinander vernetzt sein konnten. Den Austausch in der ganzen Gruppe konnten wir nicht wirklich nutzen, da dieser via Zoom sehr schnell anstrengend wurde. Entweder diskutierten wir mit den Dozentinnen im Team oder in Einzelmentoraten. Dies fanden wir schade, denn wir sehen viel Potential im Gruppenaustausch.

Wie erreichen wir das Publikum?

Konfrontiert mit der Herausforderung, das Publikum zu erreichen haben wir uns überlegt, wie wir das digital zu Stande bringen können. Das Gewerbemuseum Winterthur macht zwar Werbung auf ihrer Website und ihrem Instagram Account, doch was können wir dazu beitragen? Parallel zu unserer Website aktivierten wir einen Instagram Account, der Personen anspricht, die bereits auf das Projekt gestossen sind. Statistiken zeigten, dass wir mit einem persönlichen Ansprechen am wirkungsvollsten auf unser Projekt aufmerksam machen konnten. Zusätzlich kreierten wir Stickers unseres Logos, die wir im Stadtraum an bewusst gewählten Orte und Plätze anbrachten in der Hoffnung, neue Gruppen damit ansprechen zu können.

Ausblick

Trotz unserer ursprünglich analogen Idee haben wir das erreicht, was wir uns zum Ziel gesetzt haben. Wir machten uns diese sehr digitale Zeit des Covid-19 zunutze und gestalteten eine Website mit einem Appell an Besuchende, sich zu informieren und sorgfältig mit den eigenen Daunenjacken und -decken umzugehen. Die Thematik führte uns zu einer konsistenten und klaren Grafik, die in ihrer Strenge durch das spielerische Entdecken aufgebrochen wird.

Gerne hätten wir erfahren, wie «slow daun» als analoges Projekt im Stadtraum auf Passant*innen gewirkt hätte – dies lässt sich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt noch verwirklichen.

Um unser Projekt «slow daun» weiter zu vernetzen, nehmen wir uns zum Ziel, andere Plattformen wie den Tierschutzorganisationen und Bildungsinstitutionen für eine Promotion anzufragen.


VOGELPERSPEKTIVEN – Geschichten zum Davonfliegen

www.vogelperspektiven.online
Ein Projekt von Alexandra Eichenauer und Zoe Jeanneret

In unserem Projekt haben wir uns ausgewählter Stadtvögel angenommen und sie „interviewt“, um ihre Anliegen an den Mensch zu bringen. Daraus entstanden sind sechs Vogelperspektiven, die über die Problematiken und Gefahren aufklären, die ihr Lebensraum birgt. 

Die Idee hinter dem Projekt war, die Probleme der Vögel in der Stadt für unterschiedliche, noch nicht interessierte Zielgruppen lustvoll aufzubereiten, um sie auf diesem Weg zu vermitteln. Jedem Vogel wurde ein Charakter zugeteilt, der anhand von Audios und Illustrationen zum Ausdruck gebracht wurde.

Die Kooperation mit dem Gewerbemuseum Winterthur

Ausgangslage für die Ideensuche war ein Kooperationsprojekt im 6. Semester des Bachelor Art Education mit dem Gewerbemuseum Winterthur, wo zurzeit die Ausstellung «Federn – wärmen, verführen, fliegen» gezeigt wird. Nachdem wir ein Grobkonzept erstellt hatten, war rasch klar: Wir werden die Betrachter*innen aus der Perspektive des Vogels sehen lassen. Wir möchten Blicke auf Problemzonen lenken, z.B. mit Hilfe von Spiegeln. Bevor wir die Themen und Vogelarten definieren konnten, informierten wir uns generell zum Thema und suchten dann das Gespräch mit einer Fachperson. Zu einem Interview trafen wir Larissa von Buol, Ornithologin und Vogelfan. Teilweise waren unsere Fragen sehr offen formuliert, wie z.B.: Was tun Städter*innen bereits und ist es überhaupt sinnvoll? Teilweise wollten wir konkrete Antworten finden, weil wir schon sicher waren, dass ein Thema vertieft behandelt werden soll, wie z.B.: Wie sollte man Vögel vor Fensterscheiben schützen? Wir wollten herausfinden, was die grössten Probleme für Vögel in der Stadt sind. Ist es der Nestbau mit Kunststoffen? Die Lichtverschmutzung? Der Stadtlärm? Sind es die elenden oder „falsch“ angelegten Gärten? Grosse Glasflächen? Etc. Das Gespräch war aufschlussreich und lieferte uns sehr viel Material, welches es dann zu verarbeiten galt. Larissa hat uns auch insofern beeinflusst, als wir ihre Begeisterung für Vögel im Projekt wiedergeben wollen.

Die ursprüngliche Idee

In der realen Welt hätten wir sechs Standpunkte ausgewählt. Bei jedem dieser Orte wären wir vertieft auf eines der ausgewählten Themen eingegangen, indem wir die Aufmerksamkeit der Besucher auf die ortsspezifischen Bedingungen gelenkt hätten. Mit unterschiedliche Spiegelinstallationen hätten wir die Menschen unbekannten Perspektiven sehen lassen: Vogelperspektiven! An jeder Station wäre ein QR- Code zu finden gewesen, der zu den Audiodateien der Vögel geführt hätte.

Die Lockdown-Variante

Aufgrund der Auflagen vom Bund wandelten wir die ursprüngliche Idee eines Audiorundganges mit verschiedenen Stationen in der Winterthurer Altstadt ab zu einer Umsetzung im rein virtuellen Raum. Vögel digital! Den Vögeln eine Stimme geben. Aber wie?

Die Website

Mit der Wahl der Gestaltungsmittel wollten wir die prekäre Situation der Tiere sichtbar machen. Der zu Beginn auf der Website erscheinende dramatisch-düstere Himmel wirkt wie kurz vor einem Gewitter.  Auf der Hauptseite finden sich die sechs animierten Illustrationen der Vögel. Die jeweilige Bewegung verstärkt das „Wesen“ des Vogels. Beim Anwählen eines Vogels, kann der Text angehört werden.

Bei weiterem Interesse kann von hier auf eine Seite mit Hintergrundinformationen zum Thema zugegriffen werden, wo neben gebündelten Informationen Links zu externen, weiterführenden Seiten zu finden sind. Wenn möglich haben wir do it yourself-Tipps und -Anleitungen dazu gepackt. Wir wollten aufzeigen, dass jede*r im kleinen und von zuhause aus einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten kann. 

Die Gedanken hinter der Illustration und der Grafik

Für die Illustrationen wurden aus „geplanten Zufalls-Aquarellklecksen“ mit Hilfe von Kugelschreibern Vögel herausgearbeitet. Wir haben dieses Medium gewählt, weil wir den natürlichen und etwas unberechenbaren Verlauf der Aquarellfarbe als sehr passend erachteten. Die Ästhetik der Aquarellfarben ist dem fluffigen Gefieder und den nicht klar abgrenzbaren Linien der Vogelkörper sehr ähnlich. Die Themenfelder –  Jungtiere, Nistplätze, Baumbestand, Fenster, Lichtverschmutzung und Fütterung – wurden im selben Stil illustriert, um auch visuell einen Zusammenhalt zu schaffen.

Die digitalisierten Zeichnungen wurden im Photoshop nachbearbeitet. Die sich bewegende Körperteile wurden nochmals in einer neuen Position gezeichnet, um die GIF-Animationen zu kreieren. Als Typografie wählten wir die Helvetica: Eine serifenlose, gut leserliche und bewährte Schrift.

Erläuterungen zu den Audios

Der Charakter der Aquarellzeichnung findet sich in den Audios wieder. Wir legten Wert darauf, möglichst unterschiedliche Aussagen zu machen. 

Alle Sprecher*innen hatten eine geschulte Stimme, da sie entweder schon schauspielerisch tätig waren oder bereits jahrelang als Radiosprecher arbeiteten. Teilweise kam uns zugute, dass sie aufgrund des Lockdowns Kapazitäten frei hatten. Alle Aufnahmen wurden mit Smartphones gemacht. Für eine bestmögliche Qualität empfahlen wir, die Aufnahmen mit Kopfhörer unter einer Decke zu machen. Wir informierten alle per Telefon oder – wenn nötig –  direkt. Die unterschiedlichen Stimmen bereichern die Illustrationen und formen deren Charakter weiter.

Reichweite

Damit unser Projekt möglichst viele Personen erreicht, schrieben wir die bekannten Vogelinformationsseiten an, erhielten einen Platz im Newsletter der Bildungsdirektion des Kanton Zürich, verschickten den Link in Freundes- und Bekanntenkreisen und platzierten die Seite in diversen sozialen Medien. Die wichtigsten gegenseitigen Verlinkungen waren die Vogelinformationsseiten, die wir auch als Quellen genutzt haben. Wir definierten bewusst kein konkretes Zielpublikum. Die Website ist so angelegt, dass verschiedene Nutzer*innen davon angezogen werden. Die einen finden vorwiegend durch die Gestaltung Zugang; anderen sagt es zu, dass ihnen das Lesen erspart bleibt und sie den Audios zuhören können. Wieder andere hatten bereits grosses Interesse an der Welt der Vögel und konnten ihre Freude vertiefen oder diese mit anderen teilen. 

Rückmeldungen

Online erhielten wir kaum Feedback, sondern mussten uns an den Clicks orientieren. Bemerkenswert war, dass die Pflege der digitalen Medien einen offensichtlichen und unmittelbaren Effekt hatte:  Die Zahl der Besucher*innen schoss in die Höhe, sobald der Link irgendwo erneut online gestellt wurde und sank, sobald das digitale Vermittlungsprojekt nicht systematisch gepflegt wurde. Den Höhepunkt der Clicks erreichten wir an dem Tag, als das Projekt im Newsletter der Bildungsdirektion des Kantons Zürich erschien. Bei Menschen, die wir kennen, stiess die Umsetzung auf Interesse und es kam viel positives Feedback. Teils erhielten wir Nachrichten von Personen, von denen wir lange nichts gehört hatten. Besonders gefreut hat uns, dass wir unser Ziel erreicht haben: Die Arbeit fand auch Anklang bei Personen, die sich ansonsten nicht mit dem Thema „Vogel“ beschäftigt hätten. 

Die Zusammenarbeit verlief grossartig

Wir kannten uns vorher wenig, waren uns aber von Beginn an in der Arbeitsweise einig. Es war eine gute Mischung aus der Aufteilung gewisser Arbeiten und dem regelmässigen und offenen Austausch.

Und wie geht es weiter?

Corona hatte für unser Kooperationsprojekt insofern Potenzial, als dass wir uns an ein rein digitales Projekt wagten, was wir sonst kaum getan hätten. Für uns war es auch eine Art erster Schritt in Richtung einer digitalen Zukunft. Das Projekt könnte weiterverfolgt werden und die ursprüngliche analoge Version doch noch umgesetzt werden. Die digitale Arbeit würde sich nach wie vor wunderbar ergänzen lassen durch Installationen im öffentlichen Raum. Eine analoge Arbeit würde sicherlich noch weitere und andere Besucher*innen auf die Seiten locken.

Webdesign: Zoé Jeanneret
Illustrationen: Alexandra Eichenauer
Texte: Zoé Jeanneret und Alexandra Eichenauer
Vogelstimmen: Dario Tieri (Gregor Dohlan), Elisa Plüss (Spyre Speed), Alexandra Kartaschoff (Rose Specht), Eric Andreae (Rami Blauer), Jennifer Aellen (Marlies Rot) und Daniel Egli (Marius Schwarz) für ihre Stimmen und Larissa von Buol für die Faktenüberprüfung und die allgemeine Unterstützung!

Vogelwohl
www.vogelwohl.com
Ein Projekt von Rahel Giger

Das Projekt «Vogelwohl» beschäftigt sich mit dem Thema des Artensterbens von Vögeln; es zeigt auf, welche Faktoren dafür verantwortlich sind und macht deutlich, dass jede*r von uns die Möglichkeit hat, aktiv zu werden. Dabei setze ich bei der Garten- und Balkongestaltung an. Auf der Webseite «www.vogelwohl.com» finden Besucher*innen Informationen darüber, wie das Artensterben von Vögeln und die Bepflanzung unserer Gärten und Balkone zusammenhängen. Gleichzeitig dient die Seite als nützlicher Ratgeber. Zudem sollen Webseitenbesucher*innen durch sinnvolle Handlungsanweisung angeregt werden, aktiv zu werden und bietet Menschen, die ihre Gärten und ihr Gartenwissen teilen möchten, die Möglichkeit, diese in Form von Bildern oder Rezepten hochzuladen.

Grund für die Auseinandersetzung mit diesem Thema war das Buch «Vögel füttern – aber richtig» von Peter Berthold und Gabriele Mohr. Darin wird deutlich, dass die Lebensbedingungen für Vögel sehr schwierig geworden sind. Vielen fehlt es an genügend Nahrung. Gemäss Fachstellen, wie der Vogelwarte Sempach und Natur- und Vogelschutzvereinen, betrifft dies besonders die eiweisshaltige Nahrung in Form von Insekten. Durch das Schwinden einer artenreichen, hiesigen Pflanzenwelt ist ein grosser Rückgang von Käfern, Larven, Faltern etc. zu verzeichnen.

In diesem Bereich anzusetzen schien mir sinnvoll. Ursprünglich war eine Art «Infomat» im öffentlichen Raum gedacht, der Passanten über die Problematik aufklärt. Weil sich aber viele der Lage mehr oder weniger bewusst sind, jedoch nicht wissen, was sie tun können, sollte dieser «Infomat» ebenso einfache wie effektive Möglichkeiten aufzeigen zu helfen.

Wegen der Corona-Krise war das Umsetzen meines Vorhabens im öffentlichen Raum nicht mehr denkbar. Weil mir aber die Idee eines «Infomaten» sehr gefiel, wollte ich sie in Form einer Webseite realisieren. Diese sollte ebenfalls nützliche Informationen enthalten, vor allem aber zum Handeln animieren.

Mit welchen gestalterischen Mitteln versuchte ich, das zu erreichen?

Die Webseite sollte den Ernst der Lage nicht herunterspielen, trotzdem sollte sie nicht vorwurfsvoll, sondern freundlich und einladend auftreten. Ich habe mich daher entschieden, sie wie einen Parcours aufzubauen, in dem sich der Besucher, die Besucherin von einer Seite zur nächsten klickt und so erfährt, worum es bei dem Projekt geht. Dabei werden Interessierte jeweils direkt angesprochen und zu einzelnen Handlungen aufgefordert. Die Webseite baut durch den Parcours eine Spannung auf und erhält durch die direkte Anrede einen interaktiven Charakter. So soll sie Lust machen, bei den Aktionen mitzumachen.

Was die Ästhetik der Webseite anbelangt, habe ich mich vom Auftritt der Ausstellung «The Happy Show» von Stefan Sagmeister inspirieren lassen, welche 2017 im Museum für Gestaltung gezeigt wurde. Diese war einerseits sehr interaktiv aufgebaut, gleichzeitig wirkte sie humorvoll, verspielt und leicht. Einige der dort verwendeten Elemente passten sehr gut in mein Konzept, wie etwa der Farbauftritt in Gelb, Schwarz und Weiss, der Einsatz einer Handschrift (und nicht einer Computerschrift), sowie klare und einfache Anleitungen.

Den reduzierten Farbeinsatz wollte ich aufnehmen, weil die Gestaltung der Webseite dadurch etwas sehr Einfaches und doch Konzentriertes erhält. Die Farbe Gelb passte sehr gut, weil sie auf sich aufmerksam macht, einladend, frisch, und positiv wirkt und gleichzeitig zum Handeln auffordert.

Die digitalisierte Handschrift für die Textstellen habe ich verwendet, weil dadurch eine gewisse Nähe zu den Leser*innen geschaffen wird. Ausserdem soll auch sie anregen, aktiv zu werden und trotzdem eine gewisse Leichtigkeit vermitteln. Das gleiche gilt für die handgefertigten Zeichnungen, die ich auf der Webseite einsetze. Wie die Schrift stellen auch sie das Handgemachte in den Vordergrund. Damit der Vogel in dieser Balkon- und Gartenwelt nicht vergessen geht, erhält er durch die Animationen einen ganz besonderen Platz.

Inwiefern ich Besucher*innen der Webseite zur aktiven Haltung anregen konnte, ist schwer abzuschätzen. Zwar lässt sich über die Plattform «Wix.com», mit deren Hilfe ich die Webseite aufsetzen konnte, nachvollziehen, wie viele Personen die Webseite aufgerufen und wie viele davon sie mehrere Male besucht haben. Wie lange sie sich jedoch auf der Webseite aufgehalten und wie intensiv sie sich mit dem Inhalt der Seite befasst haben, ist nicht nachvollziehbar.

Für mich stellt sich die Frage, ob eine Webseite alleine für ein Vermittlungsprojekt eine geeignete Form ist. Spannend daran ist sicherlich, dass sie für die meisten einfach zugänglich und auf keine Öffnungszeiten angewiesen ist. Darin liegt meiner Meinung nach jedoch auch die Schwierigkeit. Umgeben von sehr vielen Informationen im Internet bewegen wir uns in diesem Raum oft sehr schnell. Überzeugt eine Webseite zu wenig, verlässt man sie wieder. Schnell ist sie vergessen. Ich denke, für diese Form der Vermittlung benötigt es zusätzliche Mittel. In Bezug auf mein Projekt, wären passende Produkte wie Samenpakete mit einheimischen Wiesenblumen oder ein Postkartenset denkbar, die im Museumsshop gekauft werden könnten. Eine andere Möglichkeit wären Gartenaktionen im öffentlichen Raum oder Workshops. Solche Angebote würden zum Besuch der Webseite anregen und könnten darüber hinaus den Inhalt der Seite bereichern.

Für mich stellt sich zudem die Frage, was die Institution Museum tun könnte, um digitale Vermittlungsprojekte zu beleben. Sicherlich kann sie auf Projekte aufmerksam machen. Zudem könnte auch sie zum aktiven Mitmachen einladen. In meinem Projekt wäre denkbar, dass auf der Museumswebseite hin und wieder einzelne Posts der Seite vogelwohl.com gezeigt würden und Besucher*innen auch dort ermuntert würden, eigene Beiträge einzusenden. 

Für mich steht fest, dass Vermittlungsangebote in Form von Webseiten sehr grosses Potential haben und neue Wege eröffnen. Richtig kommuniziert, kann so ein weitaus breiteres Publikum erreicht werden und bestenfalls skeptische Menschen für das Museum begeistern.