ABSTRACT by Johannes Riis
Was in den Augen der einen als wahrhaftiger und phantasievoller Stil erscheint, kann in den Augen Anderer als veraltet und unwahrhaftig erscheinen. Bei der Betrachtung von Schauspielstilen verschiedener Epochen und Genres sowie von Normen für die Besetzung von Schauspielenden und der Darstellung bestimmter Gruppen ist es verlockend, Abweichungen und Veränderungen als Ausdruck von Geschmack und Zufall abzutun. Alternativ dazu kann man versuchen, einen konzeptionellen Rahmen zu entwickeln, der drei allgemeine Prinzipien berücksichtigt, die den Veränderungen und Variationen zugrunde liegen:
1. Bei der Beurteilung des Schauspielstils achten Zuschauende darauf, ob er einem erzählerischen Zweck dient.
- Bei der Beurteilung des Schauspielstils nutzen Zuschauende die Gewohnheiten des Auges und des Ohres.
- Bei der Beurteilung des Schauspielstils lassen sich Zuschauende von Überzeugungen über die Absichten und Implikationen der Darstellung leiten.
In meinem Vortrag werde ich einige der großen Veränderungen in der Schauspielerei um die Wende zum 20. Jahrhundert diskutieren, neben einer spielerischen Szene mit James Gandolfini in The Sopranos und zeitgenössischen Forderungen nach Vielfalt im Casting. Ich werde argumentieren, dass bei näherer Betrachtung alle die oben genannten Prinzipien in einer Weise widerspiegeln, die einen psychologisch fundierten Rahmen erfordert. Insbesondere können wir von den Erkenntnissen der Psycholog*innen über intuitive und bewusste Urteile und über die Unterscheidung zwischen eindeutigem und unklarem Ausdruck lernen, die es uns ermöglichen, narrative Zwecke zu untersuchen.