Varianten des bürgerlichen Geschmacks- konstruierte Fallbeispiele

Ich bin Frau Schmid, zusammen mit meinem Mann bin ich Besitzerin und Geschäftsführerin von unserem 5**** Parkhotel in Kapülz. Hund Jasson Rasse Setter ist vor wenigen Wochen gestorben, in einem Monat kauf ich uns einen neuen. Mein Mann und ich haben eine strikte Arbeitstrennung. Mein Mann organisiert den gesamten Küchenbetrieb und die Finanzen. Ich bin verantwortlich für die gesamte Koordination des Services, Repräsentationsaufgaben nach aussen und die Einrichtung vom Mobiliar bis zur Tischdeko. Zur Zeit renovieren wir den Westflügel, es gibt einiges zu tun.
Notizen des Interviewers:
– zwei halberwachsene Kinder
– resolut und bestimmt
– sehr grosser Bekanntenkreis, einige auch sehr enge  Freunde im selben Alter oder älter
– achtet auf Ordnung, Sauberkeit und kann mit den Augen des Gastes sehen.
– sehr arbeitstüchtig, erwartet dies auch von den Angestellten, ohne Ausnahmen
– den eigenen Haushalt im Haus gegenüber hat sie voll im Griff
– Geburtstage vergisst sie nicht
– als Kind ein grosser Pferdefan
– bevorzugt vollmundige und schwere Weine
– erholt sich schnell mit einem Spaziergang im Wald
– erwatet sehr viel von sich und den anderen
– in lockerer Runde sehr unterhaltsam
– gute Smalltalkerin
– wünscht sich ein Ferienhaus für die Ferien Monate Januar, Februar auf dem gegenüberliegenden Berg mit Sicht zum Parkhotel
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Ausgang – Planung und Geschmack

Geschmack und Vorlieben sind gesellschaftlich motiviert und ganz und gar nicht zufällig.
In seinem Text „Die Spaltung der ‚Biographie‘ und ‚Gesellschaft'“ nennt der Soziologe Peter Alheit Biographie janusgesichtig: „Sie verkörpert soziale Strukturen, die uns auferlegt sind und denen wir nur begrenzt ‚entkommen‘ können, doch zugleich ist sie etwas, was wir selber gestalten,  verändern, ‚machen‘.
Dementsprechend ist laut Alheit die dominierende Einstellung gegenüber unserer Biographie die des Planens. Damit sind sowohl die „großen Pläne« gemeint, die wir für unser Leben hegen – der Berufswunsch, die politische Karriere, der Hausbau, die »gute Partie« etc. Es geht auch um die Planung des Wochenendes, des nächsten Vormittags oder des abendlichen Fernsehprogramms“. Ein Erfolg dieser Planung vermittelt den Akteur den Eindruck „sein Leben im Griff zu haben“, oder wie Peter Alheit sagt „Subjekt unserer Biografie“ zu sein. Aber eben dieser Eindruck kann,  sehr problematisch sein, denn es zeigt sich, dass die Autonomie des Planens sehr brüchig ist. Gefährdet wird sie z.B. durch plötzliche Schicksalsschläge wie eine Krankheit oder der Tod eines geliebten Menschen, aber auch in subtileren Maße durch eine wie Alheit sie nennt „Hintergrundlogik“. Dazu zählt er den Rahmen der Biographie, wie zum Beispiel ‚Generation‘.
Das Interessante an dieser Hintergrundlogik ist, dass sie Handlung, also in diesem Fall Biographische Planung, erst ermöglicht durch eine Beschneidung der Handlungsoptionen, indem sie anstelle von Entscheidungsprozessen Tradition oder Gewohnheit setzt und somit Ressourcen für notwendige und relevante Handlungen frei werden lässt. Bei komplettem Verlust dieser freien Entscheidung tritt aber ein sehr bedrohlicher Mechanismus in Kraft, der zum Kontrollverlust über das eigene Leben führt (z.B. unverschuldete Arbeitslosigkeit führt Geldmangel und Ausschluss aus dem sozialen Leben hervor).
Wichtig dabei ist, dass „dass unser Grundgefühl, relativ selbständig über unsere Biographie verfügen zu können, offenbar nicht notwendig mit der Tatsache in Konflikt gerät, dass der größere Teil unserer biographischen Aktivitäten entweder weitgehend festgelegt ist oder von verschiedenen Prozessoren erst angestoßen wird“.  Alheit nennt dieses Grundgefühl, die „Intuition, dass es sich bei aller Widersprüchlichkeit um ‚unser‘ Leben handelt“ und hält fest. dass „diese einzigartige ‚Hintergrundidee‘ von uns selbst haben wir nicht trotz, sondern gerade wegen der strukturellen Begrenzungen unserer sozialen und ethnischen Herkunft, unseres Geschlechts und der Zeit, in der wir leben“.
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Informationen zu Pierre Bourdieu

Der Soziologe Pierre Bourdieu wurde am 1.August 1930 in Denguin, einem kleinen Ort im Südwesten Frankreichs,  geboren. Sein Vater war der Sohn eines besitzlosen, noch halb abhängigen Bauern, der um den Zeitpunkt der Geburt seines Sohnes Pierre herum Angestellter bei der Post wurde. Seine Mutter war Hausfrau. Pierre Bourdieu fiel in der Dorfschule durch hervorragende Leistungen auf, besuchte später das Lycée de Pau und wechselte 1948 an das berühmte Lycée Louis-le-Grand nach Paris. Nachdem er die Eliteschule der École Normale Supérieure durchlaufen hatte, folgte eine außergewöhnliche akademische Karriere. 1993 erhielt er die höchste akademische Auszeichnung, die in Frankreich vergeben wird, die Goldmedaille des Centre National de Recherche Scientifique.

In seinen ersten ethnologischen Arbeiten untersuchte Bourdieu die Gesellschaft der Kabylen, eines in Nord-Ost-Algerien lebenden Berbervolkes. Die in der empirischen ethnologischen Forschung gemachten Erfahrungen bildeten die Grundlage für seinen 1972 vorgelegten Entwurf einer Theorie der Praxis. In seinem wohl bekanntesten Buch La distinction (1979, dt. Die feinen Unterschiede, 1982) analysiert Bourdieu wie Gewohnheiten, Freizeitbeschäftigungen, und Schönheitsideale dazu benutzt werden, das Klassenbewußtsein auszudrücken und zu reproduzieren. An zahlreichen Beispielen zeigt Bourdieu, wie sich Gruppen auf subtile Weise durch die feinen Unterschiede in Konsum und Gestus von der jeweils niedrigeren Klasse abgrenzen. Mit der Publikation von Sozialer Sinn. Kritik der theoretischenVernunft folgte 1980 eine ausführliche Reflexion über die konkreten Bedingungen der Wissenschaft, in der Bourdieu das Verhältnis von Theorie und Praxis neu zu denken versucht. Ziel dieser Analysen ist es, die „Objektivierung zu objektivieren“ und einen Fortschritt der Erkenntnis in der Sozialwissenschaft dadurch zu ermöglichen, daß sie ihre praktischen Bedingungen kritisch hinterfragt.

Seit dem Beginn der 90er Jahre engagiert sich Bourdieu für eine demokratische Kontrolle ökonomischer Prozesse. 1993 rief er zur Gründung einer „Internationalen der Intellektuellen“ auf, deren Ziel darin besteht, das Prestige und die Kompetenz im Kampf gegen Globalisierung und die Macht der Finanzmärkte in die Waagschale zu werfen. Die im selben Jahr gegründete Zeitschrift Liber soll dazu ein unabhängiges Forum bieten. Seine politischen Aktivitäten zielen darauf ab, eine Versammlung der „Sozialstände in Europa“ einzuberufen, die den europäischen Einigungsprozeß kontrollieren und begleiten soll.
Pierre Bourdieu war verheiratet und hatte drei Söhne. Er starb am 23. Januar 2002 in Paris.

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Fallbeispiele von Bourdieu

aus Pierre Bourdieus Befragungen zwischen 1963 bis 79

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Bewertung von Körper, Körperpflege, Körperschönheit

nach Pierre Bourdieu, Die feinen Unterschiede – Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, erschienen 1979, beruhend auf Untersuchungen von 1963-79

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Varianten des bürgerlichen Geschmacks


Durch Kleidung konstruiert werden sollte eine Frau ab vierzig aufwärts mit einer soliden Position im Leben, Seriosität, Gewissenhaftigkeit, Anstand verkörpernd.




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Vorbereitungen auf die alten Damen


 


 

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Profit der Eleganz: Remake der Versicherungsdetektivin


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ursprung der Schönheit

DER STACHEL DER ABWEICHUNG

Artikel von Horst Bredekamp, Mo 2.5.2011 Süddeutsche Zeitung

Joseph H. Reichholfs grosse Studie über den „Ursprung der Schönheit“ beschreibt die Evolution als Reich der Möglichkeiten und der produktiven Verschwendung. erschienen im C.H.Beck Verlag, München 2011


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Mütter und Töchter


und noch ein paar Mütter und Töchter

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