Jahr: 2020

  • Aneignungen unserer Institutionen

    Aneignungen unserer Institutionen

    FAIRSPEC steht für den Prozess zur Sensibilisierung für ethisches Handeln in den darstellenden Künsten und zur Entwicklung fairer Richtlinien für die Freie Szene.

    Von Ende August 2020 bis Juni 2021 will die Schweizer Initiative aus der Freien Szene eine ethische Vision erarbeiten. Sie soll möglichst breit abgestützt, verständlich und umsetzbar sein. Durch den einjährigen Prozess soll das Bewusstsein für ethische Arbeitsweisen angeregt werden.

    Nadir Ak und Sophie Vögele haben am 12.12.2020 zum Themenschwerpunkt Zugänglichkeit über den Input „Aneignungen unserer Institutionen“ zur Diskussion beigetragen. Die Ausgangslage der Reflektion war die allgemeine Fragen nach der Funktionsweise unserer Institutionen, was strukturell verankert ist und was der Spielraum für darin Agierende. In diesem Sinne ging es um die Übernahme von Verantwortung der Personen, die in und mit den Institutionen arbeiten.

      Folgende Gedanken haben sich Nadir Ak und Sophie Vögele zu Richtlinien gemacht:

    • Repräsentationen auf der Bühne müssen die gesellschaftliche Vielfalt spiegeln: Sprache, Kultur, Geschlecht, Alter, Körper, soziale Herkunft, Themen, Erzählperspektiven …
      >> Kein Museumstheater zur Erhaltung eines eng definierten statischen Kunstbegriffs
    • Theater soll nicht an Ort stattfinden, sondern geht zu den Leuten und nimmt sie mit.
      >> Kunst lebt von der Rezeption
    • Institutionalisierte Formate und Adressierungsweisen müssen konstant überprüft, hinterfragt und angepasst werden
      >> Crip time; kultureller Kalender; Architektur; Ästhetik; Sprache; …

    Youtube: FAIRSPEC#1 Zugänglichkeit und Schutz 12.12.2020
    FAIRSPEG Blog

  • Demokratisierung der Kunstuniversität: Ein Gespräch an der UdK

    Demokratisierung der Kunstuniversität: Ein Gespräch an der UdK

    Der Critical Diversity Blog ist ein Projekt der AG Critical Diversity an der Universität der Künste Berlin. Er versammelt Erfahrungsberichte, Gespräche, Texte und künstlerische Beiträge zu Diversität und Antidiskriminierung.

    In der Podcastfolge: „Demokratisierung der Kunstuniversität“ spricht Claudia Hummel mit Sophie Vögele, einer der Leiter*innen der Studie.

    Gemeinsam sprechen sie über das Forschungsprojekt Art.School.Differences an der Zürcher Hochschule der Künste, welches sich   selbstreflexiv mit den Spielregeln der Kunsthochschule beschäftigt. Es untersucht, wo Öffnung gelingt und wo Schließung geschieht, um Handlungsfelder für Demokratisierung und Pluralisierung zu identifizieren.

    Folgende Links führen zum Podcast:
    criticaldiversity
    anchor.fm
    spotify

  • “Let’s talk about race” und “tête noire”

    “Let’s talk about race” und “tête noire”

    Arathy Pathmanathan begab sich in „Let’s talk about race“ auf die Suche nach der eigenen Stimme als Person of Color. In diesem Prozess entstanden ist eine filmische Arbeit, welche Repräsentanz schafft und eine Plattform für BIPOC kreiert, indem nur sie zu Wort kommen. Dabei thematisiert sie die verschiedenen Gesichter des Rassismus sowie dessen Reichweite, indem sie den subtilen Rassismus miteinbezieht. Dieser wird vor allem in Kreisen, die von sich selbst beanspruchen progressiv und reflektiert zu sein, perpetuiert. Sie widmet ihre Arbeit an all jene, die glauben, nicht rassistisch zu sein. 

    Link zur Arbeit von Arathy Pathmanathan „Let’s talk about race„. Die Arbeit wurde mit dem Förderpreis Art Education ZHdK sowie mit einem der Dokumentarfilmpreise Alexis Thalberg ausgezeichnet. Interview mit Arathy Pathmanathan veröffentlicht von gdsfm.

    Die Arbeit „tête noire“ von Joyce Kalumba zeigt Auseinandersetzungen mit Realitäten Schwarzer Frauen* in der Schweiz, deren Vielschichtigkeiten und Widersprüchlichkeiten im Diskurs über Rassismus und Sexismus. Es ist ein Prozess der Auslotung aber auch der Findung einer Identität als Schwarze Frau* – ein Prozess der durch die Intersektionalität von Rassismen und Sexismen der schweizerischen Gesellschaft kontinuierlich strukturiert wird. 

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  • Offener Brief von Black artists in Switzerland und von den Studierenden der ECAL

    Offener Brief von Black artists in Switzerland und von den Studierenden der ECAL

    Black Artists and Cultural Workers in Switzerland: Offener Brief. https://blackartistsinswitzerland.noblogs.org/

    Offener Brief von Studerenden der ECAL. Alle offenen Briefe auf Französisch, Englisch und Italienisch unter tiny.cc/ecalopenletter Siehe auch den Instagram Account der Gruppe.
    „Lieber Alexis Georgacopoulos, liebe Kursleiter_innen, liebe Menschen in Machtpositionen, Dieser offene Brief zielt darauf ab, erneut auf unseren ersten Appell (08/06/20) zu Sofortmaßnahmen hinzuweisen. Wir erwarten, dass ECAL und weitere Bildungseinrichtungen die volle Verantwortung tragen, diese zu implementieren. In der Antwort (10/06/20) vom Leiter der ECAL wurde klar, dass unsere Universität keine besonderen Maßnahmen zu Ergreifen plant, um den Weg für einen fortschreitenden und dauerhaften Wandel innerhalb der Institution zu ebnen. Da die Antwort von ECAL keines der Bedenken anspricht, die wir in unserem vorherigen Schreiben ausführlich dargelegt haben, fordern wir hiermit erneut dazu auf, die vorgeschlagenen langfristigen Maßnahmen gegen Rassismus, Diskriminierung und zugunsten von mehr Transparenz und Inklusion zu berücksichtigen. Als Hochschuleinrichtung, die keine darlegbaren Richtlinien, Programme oder Systeme vorzuweisen hat, welche die Rasse, Tokenisierung und Diskriminierung von Studenten verhindern, ist es für ECAL höchst fraglich, sich als Vorläufer der Kunst- und Designbranche zu behaupten. Es reicht nicht aus, „Einheit“ zu beanspruchen und schlichtweg zu behaupten, für alle ‘offen‘ zu sein. Dies ist besonders relevant, wenn wir bedenken, dass diese Verantwortung an uns, weiße, schwarze und POC Studenten, weitergegeben wird. Insgesamt sind wir enttäuscht über den Mangel an Maßnahmen und Unterstützung für den Abbau weißer Machtstrukturen innerhalb von ECAL. Wir fordern daher dringend auf, die Liste der strukturellen Anforderungen*, die wir in unserem ersten Schreiben dargelegt haben, in enge Erwägung zu ziehen. Obwohl wir die Aufmerksamkeit, die unser erstes Schreiben erhielt, anerkennen, halten wir die neutrale Haltung von ECAL in dieser Situation für absolut inakzeptabel. In diesem Sinne sind wir keineswegs davon überzeugt, dass es eine „legitime Haltung“ ist, weder als öffentliche Einrichtung noch im internen und strukturellen Sinne, Schweigen zu bewahren. Wir verstehen, dass der derzeitige Moment auch für Menschen, die nicht von Rassismus betroffen sind, eine kritische Zeit der Befragung darstellt, und wir laden ECAL zusammen mit uns Studenten, die größtenteils weiß sind, ein, sich Fragen zu stellen, die wir zuvor nicht berücksichtigt haben. In seiner Antwort auf unser erstes Schreiben zitierte der Leiter der ECAL Nelson Mandela, der zum Ausdruck brachte, dass „Bildung die mächtigste Waffe ist, mit der man die Welt verändern kann“. Wir können diesem Sentiment zustimmen, denn das genau ist einer der Gründe, warum sich viele von uns für eine Hochschulausbildung entschieden haben. ECAL, die von sich selbst behauptet, sich mit kritischem Unterricht auszuzeichnen, „ermutigt“ gleichzeitig die Studierenden, genau diese Ausbildung in ihrem eigenen Interesse außerhalb der Institution zu suchen. Eine Universität kann diese Bildungsverantwortung nicht vollständig ihren Student_innen zuweisen und anschließend als führende Progressivität beanspruchen. Unser Bildungssystem sollte sich nicht berechtigt sehen, die kritischen Werke der Studenten zu ihrem Vorteil anzueignen, wenn die einzige Absicht darin besteht, von der Schuld abzulenken, dass kritische Fragen des Rassismus, der Klasse und des Geschlechts nicht von innen heraus angesprochen werden. Wir werden auf die Umsetzung von Maßnahmen unter Berücksichtigung dieser dringenden Angelegenheiten bestehen, bis auf Seiten der ECAL Maßnahmen ergriffen werden, um den globalen Aufruhr gegen Rassismus und ihre institutionelle Komplizenschaft in einem System zu bekämpfen, von dem ausschließlich weiße Menschen profitieren. Nehmen wir zum Beispiel die mangelnde Transparenz in Bezug auf Sponsor_innen und Unterstützer_innen von ECAL: Welche Richtlinien sind gegebenenfalls vorhanden, um sicherzustellen, dass die Mittel nicht aus Quellen stammen, die direkt oder indirekt von Kolonialisierung und Ausbeutung profitieren? Wir erwarten eine radikale Änderung der Transparenz und Überprüfung der Befugnisse. Diese mangelnde Beteiligung führt zu gewissen Konflikten auch im Hinblick auf die akademischen Erwartungen: Wie kann ECAL erwarten, dass die Arbeit der Student_innen kritisch ist, wenn die Schule selbst nicht bereit ist, eine kritische Ausbildung anzubieten? Wie kann sie Anerkennung für kritische studentische Arbeit beanspruchen und sich dennoch weigern, interne Strukturen zu implementieren, die aktiv antirassistisch sind? Inwiefern befürwortet und betont ECAL Projekte, die bestehende Machtstrukturen in Frage stellen, die durch Herkunft, Hautfarbe, Klasse und Geschlecht definiert sind? Abschließend möchten wir betonen, dass es für ECAL (und andere Bildungseinrichtungen) von entscheidender Bedeutung ist, ihre Macht und Wirkung in der Kunstwelt auf inklusive und kritische Art und Weise zu nutzen, indem sie die oben genannten Bedenken äußern. Wir erwarten von unserer Universität, dass sie ihren Student_innen die Aussicht auf eine bessere Zukunft bietet, die unseren gegenwärtigen Werten entspricht: Allen Menschen einen Raum zu bieten, sicher, würdevoll und inklusiv zu navigieren, mit der Aussicht in ihren Karrieren gleichberechtigt erfolgreich zu sein. Die Student_innen der ECAL
  • *Wir bitten Sie dringend, umgehend Stellung zu der erweiterbaren Liste der strukturellen Anforderungen zu nehmen.
  • Transparenz über Sponsoren – Wer sind die Sponsor_innen / Spender_innen von ECAL und generieren diese in direkter oder indirekter Weise Mittel aus kolonialer Ausbeutung? – Welche Ethik wird bei der Auswahl der Sponsoren_innen, von denen die Finanzierung angenommen werden soll, eingesetzt? – Werden Möglichkeiten konzipiert, um Geld für Spenden an die oben genannten Zwecke zu mobilisieren, sei es in Form von institutionsinternen Stipendien oder außerhalb?
  • Transparenz über mögliche Lohnunterschiede. – Gibt es herkunftsbedingte Gehaltsunterschiede? Gibt es geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede?
  • Transparenz über die Beschäftigung Schwarzer Mitarbeiter_innen bei gleichzeitiger Bereitstellung eines sicheren Arbeitsumfelds. – Sind die Gebühren für die Arbeit eine_r_s Schwarzen Künstler_in dieselben wie für die Arbeit eine_r_s weißen Künstler_in? – Welche Maßnahmen ergreift ECAL, um ein sicheres Arbeitsumfeld für Schwarze Menschen und POC zu schaffen? – Welches System ist gegebenenfalls vorhanden, das eine würdige Möglichkeit zur Meldung von Fällen von
  • Rassismus, Diskriminierung und Tokenisierung gewährleistet? – Welche konkreten Maßnahmen ergreift ECAL, um den eingeladenen Personen ein sicheres Arbeitsumfeld zu bieten? – Wird bei eingeladenen Schwarzen Künstler_innen, die Workshops und Vorträge halten, unabdinglich für ihr sicheres Arbeitsumfeld gesorgt? Inwiefern?
  • Laden Sie die Professor_innen und Unterrichtenden aktiv ein, sich über schwarze Künstler_innen, Kurator_innen und Galerien zu informieren? – Werden schwarze Künstler_innen in gleichem Maße berücksichtigt, ohne dass sie sich zwangsläufig mit ihrer Hautfarbe auseinandersetzen müssen? – Inwiefern werden koloniale Sichten kritisch in Frage gestellt, wenn es um Kunst und Kultur geht, die innerhalb der Institution diskutiert werden? – Wie garantiert ECAL eine kritische Ausbildung ihrer Angestellten?
  • Obligatorische Anti-Rassismus-Workshops. – Es reicht nicht aus, „Unity“ zu behaupten und zu preisen. Was tun Sie genau, um die weiße Vormachtstellung in Ihrer institutionellen Fakultät abzubauen? – Werden Ihre Mitarbeiter_innen auf die Vorurteile von weißen Machtstrukturen aufmerksam gemacht, die in der Schweizer und westlichen Gesellschaft, Kultur und Politik zutiefst verankert sind?
  • Außerschulische Ausbildung und Aktivitäten. – Welche Maßnahmen hat die Institution bisher ergriffen, um die notwendige Infrastruktur, Werkzeuge und Ressourcen bereitzustellen? Dies greift besonders, da ECAL die Studierenden in der letzten Mail (10/06/20) dazu anhielt, eine kritische Ausbildung außerhalb des Lehrplans zu absolvieren.“
  • Project X von Nadir Ak

    Project X (Juni 2020) ist die Abschlussarbeit des Theaterpädagogen Nadir Ak an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Es untersucht spielerisch und reflexiv die Leitfrage „Warum Jugendliche aus Osteuropa und Asien in der Schweiz weniger mit Kunstformaten, wie z.B. Theater in Berührung kommen“ mit 4 Spielern aus den genannten Regionen. Nebst der Leitfrage beschäftigten sich die Spieler mit dem Thema Erinnerungen, ihrer Freundschaft und ihrem Verständnis von Kunst/ Theater. Der Dokumentarfilm besteht aus 2 filmisch festgehaltenen Proben vor Covid-19 und den Spieler-Kommentaren zum Film nach dem Lockdown.
    Link zum Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=yGUZVYza_Uk  
    Link zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=imDx0kriMCs&t=2173s

    Am 21.10.2020 hat Nadir Ak für den Communis Kulturtag (Veranstaltung der PH FHNW) den Podcast „Es hätte auch irgendein anderes Stück sein können“ unter Mitarbeit von Sascha Willenbacher und Sophie Vögele erstellt. Im Podcast sind mehrheitlich bisher unveröffentlichtes Interviewmaterial zum Film enthalten.

  • SRF2-Beitrag zu Art.School.Differences

    SRF2-Beitrag zu Art.School.Differences

    Deep Diversity in Institutionen: Ein steiniger Weg

    Die Gesellschaft ist divers, bunt und vielfältig. In Kulturinstitutionen und Medienunternehmen ergibt sich oft ein anderes Bild. Wer bestimmt, was debattiert und worüber berichtet wird? Wer entscheidet, wer dazu gehört und wer nicht?

    Am 22. November 2019 strahlte SRF2 die Kontext-Sendung «Deep Diversity in Institutionen: Ein steiniger Weg» mit dem Beitrag zum Forschungsprojekt «Art.School.Differences» aus. Sophie Vögele berichtete im Interview.

    Die Sendung ist online abrufbar.