Kategorie: Allgemein

  • notes. edition two.

     

    all texts © by corinne soland, 2015-2018

  • notes. edition one.

     

    all texts © by corinne soland, 2015-2018

  • Fleischfrage.

    (enthält Helvetismen)

     

    Was macht man mit einer Frage? Aufwerfen, wegwerfen? Hinwerfen, wie einen Knochen vor den Hund. Nicht mal ins Meer, damit er nass wird, der Hund, nein die Frage da hingelegt, schön spröde, damit er sich die Zähne daran verbeissen kann, hingelegt gleich vorne hin vor die Schnauze. Da liegt sie, die Frage und wird angeknurrt und in Gedanken zerfleischt. Doch was gibt es an einem Knochen noch zu zerfleischen? Da ist nichts mehr dran, alles wurde bereits abgeschabt, alles abgenagt, abgekafelt, weggefressen, zerrissen mit den Fangzähnen, den Schneidezähnen, den reissenden, beissenden dreieckigen Weissen. Die Fasern abgezerrt und das Fett abgeleckt. Sie schmeckt gut, so eine fette Frage. Eine richtig gut genährte, fettige Frage – davon kann man lange zehren. Sie nährt und nährt und nährt. Zuerst wird die schnelle Energie daraus verbrannt, dann irgendwann geht’s an die angefressenen Fettreserven, während der Körper noch immer aus der Frage zehrt. Achtlos vor dich hingeworfen, kann die fette Frage dich durch den Winter bringen.

    Doch wer wirft schon eine so fette Frage achtlos weg? Niemand, die legt jemand da hin. Jemand denkt sich, dass du dich gerne da drin vergnagen wirst, in der Frage. Dich daran zerbeissen kannst, weil du den Anschein machst, dass du schon lange keine Frage mehr zugeworfen gekriegt hast. Dass du dich schon länger nicht mehr mit einer Frage vor deiner Fresse auseinander gesetzt hast. Dass man doch diese Frage dir direkt, keine 3 Zentimeter vor dich hinstellen könnte, weil dann würdest du sie schon sehen, die Frage. Und dann, wenn du den Duft der fettigen, saftigen, sehnigweichen, lange geschmorten und dennoch in der perfekten Konsistenz aus fast zerfallend und noch aneinander haftenden Frage riechst… dann würdest du schon glustig werden. Dann würdest du schon Appetit bekommen auf die Frage. Die Frage, die vor dir auf dem Boden liegt. Vor deiner Schnauze, die auch auf dem Boden liegt. Weil du weißt, dass –wenn dann mal eine Frage kommt – dann musst du dich nicht bewegen. Die kommt immer. Die Frage wird meist irgendwann vor die hingelegt, fett und saftig.

    Du hast noch nie nach einer Frage gesucht. Wieso auch, wäre viel zu anstrengend. Die Frage ergibt sich aus den Umständen. Es werden so viele Fragen geschlachtet und verteilt, da fällt schon eine für dich ab. Nur Sauce gibt’s nicht immer dazu. Aber das ist ja auch Luxus. Die Frage zählt, die Wärme der Frage, die sie noch hat. Früher hast du den Fehler gemacht, dich auf die Frage zu stürzen, sobald du sie vor deiner Nase hattest. Doch du hast gelernt. Die Frage ist auseinander zu nehmen, langsam. Fleischfaser um Fleischfaser. In ihre Einzelteile zu zerlegen. So kannst du jeden Bissen davon langsam zerkauen und es geniessen, dass du gerade eine Frage zwischen den Zähnen hast. Diese Verzehrweise verhindert, dass dir zu viel zwischen den Zähnen hängen bleibt – ja, dass wirklich alles, alles dieser Frage den Magen erreicht und dort von der Säure zerfressen wird. Weil aufliegen, im Magen, soll die Frage nicht. Nein. Sie soll runtergehen wie Butter. Sich in deinem Magen warm und wohlig anfühlen und dich nicht mitten in der Nacht aus dem Schlaf reissen. Sie soll dir nicht aufstossen. Sie soll nicht gleich nach 2 Stunden wieder aus dir rausdrängen. Sie soll dich nähren und stärken. Das macht eine gute Frage aus.

    Du beisst also in die Frage und machst sie damit lebendig. Du gibst ihr Sinn. Du machst, mit deinem tötenden Biss, die Frage real. Das mag dein Hundehirn übersteigen aber in dem Moment, in welchem du die Frage anerkennst als Etwas, in das man seine Zähne reinschlagen kann und sich verbeissen kann… In dem Moment bist du eins mit der Frage. Ausser der Frage siehst du nichts mehr. Und ausser dir ist für die Frage nichts real. Alles, was die Frage spürt, das einzige, was sie wahrnimmt, sind deine spitzen Hauer. Dein Kauwerkzeug. Du machst die Frage existent, indem du ihre Existenz vor deiner Schnauze anerkennst. Und sie geniesst. Das erste und letzte also, was die Frage wahrnimmt, ist dein Genuss beim Zersetzen ihrer Existenz.

  • Nachtschicht

    Nachtschicht
    das ist
    wenn nur wenige wach sind,
    Nachtschicht
    das ist
    Krach machen, wenn andere still
    sind, das ist
    Nachtschicht,
    wenn viele halbnackt
    sind und sich zu
    bumbumbum
    bewegen, das ist
    Acht geben, auf einen torkelnden,
    Fremden,
    den man zu kennen
    glaubt, weil sie sich doch alle ähneln
    im Dunkeln
    Nachtschicht, das sind
    viele Erinnerungen,
    Stunden,
    die nicht verbracht,
    sondern verbrungen
    wurden, hungernd
    vor dem McDonalds stehend,
    keiner allein
    und doch irgendwie ein-
    sam in der Nacht,
    das ist Nacht-
    schicht,
    über die niemand spricht,
    ein Licht,
    das aufflackert, weil jemand
    deine Hilfe braucht,
    weil es dunkel ist
    und es ihn im Herzen sticht,
    Nachtschicht, das ist
    Hand reichen, das ist
    Haare bleichen, das ist
    Bohnen einweichen
    für den Eintopf am Morgen,
    den der Sohn in die Schule mitnimmt,
    nach einer durchgemachten Nacht
    mit Freunden, ausgelacht
    im Club, verklemmt geschimpft,
    bloss weil seine Mutter nicht 7000 nach Hause bringt;
    sie arbeitet Nachtschicht,
    weiss manchmal auch nicht,
    wo ihr der Kopf steht, welche Zeit es ist
    denn in der Nacht
    steht manche Uhr still,
    auch wenn man es nicht will,
    für manche ist Nachtschicht
    der einzige Weg aus der Welt, die sie kennen,
    aus der sie weg-rennen
    wollen, die Nacht verspricht
    so viel Gutes, so viel Geld
    in dieser Welt der Dansings,
    des Alkohols, der Drogen, der Prostitution
    ohne Lohn
    arbeiten in der Nacht nicht viele,
    doch jene,
    die das tun
    sind Teil einer Koalition,
    jeder lebt vom andren,
    jeder gibt jedem
    in der Nacht,
    weil alle wissen, wir sind nicht gemacht
    für dieses Leben, wir wollen raus
    aus diesem langsamen Sterben,
    der Welt mit ihren Abgründen und Sünden,
    würden lieber verschwinden
    und dennoch unseren besten Freund daran hindern,
    sich auf die Geleise zu werfen,
    allem ein Ende zu setzen,
    sich zu zerschnetzeln,
    lieber das Hirn wegfetzen,
    es wirkt so viel einfacher in der Nacht,
    sie scheint wie dafür gemacht,
    für das Verbotene, das Verruchte,
    das, was noch gefehlt
    hat, ein Haftbefehl, nicht fehl
    am Platz doch irgendwie auch nicht ganz richtig,
    was soll er denn in dieser neuen Welt,
    in der er nicht mal die Sprache kennt,
    Dinge verrichten
    muss, von denen er kaum
    geahnt hat, dass sie existieren,
    geschweige denn ihn vernichten
    könnten, Nachtschicht,
    das ist doch auch Nachsicht
    mit denjenigen, die nicht so viel haben,
    die nicht darauf bauen,
    am nächsten Abend,
    ein Heim zu haben,
    jemanden
    der da ist, sie zu umarmen,
    wenns mal hart auf hart kommt.
    
    Nachtschicht, das ist Nachtfick,
    das ist kein Witz,
    jeder, der in der Nacht Shit verkauft oder
    sich mit Mistpisse besauft, jeder der
    hilft, einem anderen die Zukunft zu verbauen.
    Nachtschicht, das ist das Ghetto,
    das sind die Freien, das ist die Aussicht über eine Stadt, ein Lichtermeer
    viel zu lange ist es her
    dass das alte Paar im Park mehr
    tat als nur Händchenhalten,
    nun sitzen sie da und schauen in die Ferne über das Lichtermeer,
    sehen sich an,
    wissen genau,
    was der andere denkt,
    und geben sich mit einem Blick,
    was der andere da unten um den Block mit einem Fick
    niemals erhalten wird,
    die Suche nach Nähe,
    nein, die Frau als Trophäe
    ist noch immer viel zu common,
    die Jungs würden nicht mitkommen,
    wäre es plötzlich anders,
    verschwommen,
    schauen sie unter ihren Caps hervor,
    wissen nicht viel mehr als zuvor,
    die weisse Pille hat nichts Neues gebracht,
    hat nur alles etwas farbiger gemacht.
    Kann es das sein,
    ist das nicht alles Schein
    und Trug,
    wer fühlt sich heutzutage noch gut genug
    und kann auf den Scheiss verzichten, wer
    hat den Mut, sich nicht vernichten
    zu lassen von diesem Müll,
    dieses Fliehen
    in Phantasien, die auch so existieren
    würden in ihren Köpfen,
    wo nur die Angst vorherrscht, diese auszuschöpfen,
    hineinzutauchen, alles aufzubrauchen,
    was die Seele hergibt und den Mut zu haben,
    mal völlig leer zu sein, nichts mehr zu sein,
    kein
    Mensch, keine Frau oder Mann,
    nur ein
    und alles mit dir
    wer kann das noch, ohne bekifft zu sein,
    ohne irgendein
    Mittel eingeworfen zu haben,
    wer traut sich denn
    
    Nachtschicht, das ist Nachtgift,
    das ist toxisch,
    und hört nicht
    auf, nach einer Weile, nein,
    nach Nachtschicht wird man süchtig
    ach, Nachtschicht,
    das ist, wenn man müde ist,
    wenn man sich zurückzieht oder
    nochmals alles sieht,
    was es da draussen zu sehen gibt
    Nachtschicht, das ist was ich
    zum Glück nicht machen muss
    aber machen darf, wenn es mir
    danach ist.
    
    
    
    
    
    
  • someone said .

    eine Rüstung aufbauen ist nicht so schwer.

    du musst dich bloss entschliessen, es zu tun.

    dann ist sie da.

  • connected via thought exchange

    hi there. this is solancors web page to publish some thoughts on MAS art & society programs. enjoy some of it. dislike  some of it. ignore some of it. accept some of it. or discuss with me! #connectedviathoughtexchange

    twitter: @solancor
    instagram: maeve_par_nature

     

  • lookomg forward [halbfertiges und falsch getipptes]

    Hier hat Gutes Platz, das aus Fehlern(en) entsteht.
    Schreibfehlern, Tippfehlern, Denkfehlern…

    HASHTAG FEHLERFEIERN

     

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    eins:  An Land ertrinken.

    Ein nicht zu Ende gelesenes Stück Textkunst.

    Weil Erreichbarkeit. Weil Telefon.

    Weil sofortallesstop wenn sich ein Mensch bei mir meldet. (Aso meistens.)

     

    zwei: eine kurze Geschichte aber sie hört einfach auf

    Johannes liest im Park. Den Müll auf. Plaziert die Säckli, Fötzeli und Zetteli im grossen, schwarzen Erdölsack, seinem ständigen Begleiter. Wir wissen, wie sich ein Müllsack anfühlt. Für vielleicht 20 Sekunden. Höchstens 2 Minuten. Doch wie fühlt sich ein Müllsack an nach 30 Minuten? Nach 2 Stunden? Nach 8 Stunden? Johannes trägt nicht nur den Müll von einer Ecke in die andere zusammen. Er lernt auch die Schweizer kennen. Die junge Studentin, die ihren Zug (wieder mal) verpasst hat und im Grünen nach innerem Frieden mit sich selbst sucht. Den Geschäftsmann, der heute Morgen seiner Frau keinen Abschiedskuss gegeben hat, weil er es pressant hatte. Der jetzt das Kieswegli ignoriert und mit langen Beinen über die Wiese schreitet, weil heute der Vortrag vor den Scheffen ansteht. Und daran denkt, dass er sie doch so gerne küsst, seine Frau. Johannes blickt zu Boden, klemmt eine Plastikflasche mit seinem künstlich verlängerten Arm ein. Er steckt den Wasser-mit-Geschmack-Behälter in

  • everything is proof

     

    DEMAND FOR TRUTH MAKES NO CLAIM TO COMPLETENESS

    this is my truth: that truth is endless. and it is within you and me. like small [love particles], waiting to be discovered.