Interviews

Die Interviews liefern einen aktuellen Überblick zum Einsatz von Visualisierungen in der Landschafts- und Umweltplanung. Erfragt wurden Aspekte zu Form, Funktion, Konstruktion, Qualität und zur Verwendung in Entscheidungssituationen. Folgende Personen wurden interviewt:

Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass Visualisierungen eine bedeutende Rolle spielen in allen Fachbereichen. Dabei geht es primär um die Vermittlung von Informationen an eine bestimmte Zielgruppe. Dies können beispielsweise Ideen in unterschiedlichen Projektphasen (z.B. Entwurf, Endpräsentation) oder die „Übersetzung“ bereits bestehender (geografischer) Daten sein. Anschliessend die – zusammengefassten – Antworten zu den Fragen:


A. Funktion (Bedeutung/Rolle /Einsatz) von (Landschafts-)Visualisierungen:

  • Informationsdesign:
    – Veranschaulichung komplexer Inhalte, spezifischer Informationen
    – „Übersetzung“ von Interessen im Raum
    – Verständliche Aufbereitung von Informationen
    – Entwicklung/Darstellung/Aufzeigen von zukünftigen Szenarien, Alternativen, Varianten
    – Simulation einer Projektplanung
    – Visualisierung (von Geodaten) = Information für den Benutzer
  • Illustration von Forschungsergebnissen
  • Kommunikation/Kommunikationsmittel mit (Zielgruppe):
    – Mitarbeitern (inhouse)
    – Auftraggebern, Kunden, Bauherrschaft
    – Experten (z.B. Architekten)
    – Laien, Bevölkerung, Öffentlichkeit, Interessengruppen
    > Fragestellung: Welche Visualisierungstypen sind für bestimmte Benutzergruppen geeignet?

    – Überzeugungsmittel, Auslösen von Emotionen, „Abholen“ und Integration von Laien
    – Was sind die Erwartungen der Benutzer (bezügl. Visualisierung von Geodaten)
  • Entscheidungsgrundlage, -basis, Entscheidungshilfe, Entscheidungsunterstützung (z.B. bei politischen Prozessen)
  • „Beteiligungsinstrument“ (Partizipative Planung)
  • Standortsuche
  • Choice Modelling: Visualisierung von Landschaftsszenarien für Umfragen. Visualisierung ist Reiz, die eine Reaktion auslöst (Bewertung)



B. Entscheidungsfindung

  • Verwendung von Visualisierungen in Workshops
  • Grössere Verhandlungsbereitschaft, schnellerer Konsens bei Verwendung von Visualisierungen
  • In unterschiedliche Entscheidungsphasen (z.B. Projektentwicklung) werden unterschiedlich konkrete Visualisierungen verwendet (Skizze – Plan – Modell – 3D-Visualisierung)
  • Konzeptphase: Verwendung von Referenzbildern, spätere Phasen: zunehmende Konkretisierung der Visualisierungen
  • Verwendung mehrer Visualisierungen, um ein „Problem“ darzustellen
  • Projektevaluation (z.B. Bewertungen in Fragebogen)



C. Visualisierungstypen

Der Gebrauch eines bestimmten Visualisierungstypus ist von verschiedenen Faktoren abhängig:

  • Projekttyp
  • Projektphase („Anfang, Mitte, Ende“)
  • Geldmittel
  • Zielgruppe (Experten, Öffentlichkeit, etc.)

Genannt wurden folgende Typen:

  • Skizzen
  • Fotografien (Referenzbilder)
  • Fotomontagen, Kombinationen, Mischtechniken
  • Diagramme, Grafiken, Schematische Darstellungen:
    – Konzeptioneller Entwurf
    – Starke Reduktion, nur wesentliche Entwurfselemente
    – Kontrollinstrument (Stimmt das Konzept?)
    – Ideenpräzisierung
    – Für den Entwurfsprozess
    – Präsentationen im akadem. Umfeld
  • Karten, cognitive maps (Einzeichnen von Gebieten in einer Karte, die gefallen/missfallen)
  • GIS
  • Zeichnungen, Illustrationen
  • Pläne, Technische Zeichnungen (2D), Schnitte, Details (Kommunikation mit Baufirma; unmissverständlich)
  • 3D-Visualisierungen, Renderings, Architekturdarstellungen
  • 3D-Modelle
  • Virtual Reality



D. Konstruktion der Visualisierungen:

D.1 Wer stellt die Visualisierungen her?

  • Intern: Eigenproduktion, vorwiegend Skizzen, technische Zeichnungen (2D)
  • Extern: Auftrag an spezialisierte Firmen, vor allem von 3D-Visualisierungen für den „professionellen“ Kontext (z.B. Wettbewerbspräsentationen)

D.2 Produktion

  • 2D-Software (…)
  • 3D-Software (3D Max, Cinema 4D, Sketch up)
  • Game Engine (unity3d)

D.3 Basis

  • Geodaten (GIS)
  • Google Earth
  • Fotografie (der aktuellen Landschaft)
  • (fotografische) Referenzbilder (ähnliche Situationen)
  • Pläne, topografische Karten
  • Luftbilder
  • Katasterpläne

D.4 Konstruktionsprinzipien

  • Topografie, Verwendung digitaler Höhenmodelle (= Relief) und Textur (z.B. Fotografien)
  • Masterplan: Gebäude abstrakt, Umwelt realistisch
  • Berücksichtigung der (richtigen!) Perspektive, Proportionen, Formen, Grössen
  • Fotomontagen (Photoshop)

D.5 Inspirationsquellen

  • Besuch des Ortes
  • Fotografien
  • Bücher (z.B. Vegetationstypen, -ökologie)
  • Zeitschriften
  • Wettbewerbspublikationen

D.6 Bildinhalte und -elemente

  • Siedlungen, Gebäude, Häuser
  • Verkehrsträger (Wege, Strassen)
  • Landwirtschaftsformen
  • Pflanzen, Vegetation, aktive Bepflanzung, Bäume
  • Tiere
  • Menschen (Massstäblichkeit, Dimensionen)
  • Gewässer
  • Landmarks (Orientierungspunkte)
  • Ikonen, (örtliche) Symbole (z.B. Berg, Aletschgletscher, „Bildstöckli“)
  • Prominente Persönlichkeiten (Identifikation)
  • Wetter, Jahreszeit
  • „Atmosphäre“ (Auslösen von Emotionen)

D.7 Informationshierarchie

  • Linse (Vergrösserung bestimmter Ausschnitte)
  • Fokus (Zoom)
  • Vordergrund wird deutlich mehr betrachtet als Hintergrund

D.8 Bildsprache

  • Unterschiedliche Bildsprachen (z.B. Comic-Stil)
  • Abhängig vom Kontext und Zielpublikum
  • Tendenziell realistisch (Bäume grün, nicht violett)



E. Qualität und Anspruch an Visualisierung

  • Qualitätskriterien von Steven Shepard (z.B. Genauigkeit, Klarheit, etc.)
  • Zweck- Inhalts- und Kontextentsprechung; Korrekte Darstellung der Interessensschwerpunkte
  • Mittel zum Zweck
  • Keine Manipulation: Information und Kommunikation
  • Lesbarkeit, Verständlichkeit
  • Emotionsvermittlung, Auslösen von Emotionen
  • Vermittlung einer Idee: Visualisierung = Argument, Hilfsmittel
  • Ansprechen der Zielgruppe auf verschiedenen Ebenen
  • Fotorealismus
  • Darstellung unterschiedlicher Informationen



F. Schwierigkeiten

  • Bei realistischen Visualisierungen: „Kunde sieht immer, was ihm nicht gefällt‘
  • Visualisierung entspricht nicht den Kundenvorstellungen
  • Bewusstsein gegenüber Visualisierung (Kritikfähigkeit)
  • Perspektivendarstellung

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