Der Liebesbrief (Sabrina Barbieri)
Mein geliebter Toni.
Ich weiss gar nicht wo ich beginnen soll, doch es wird Zeit, dass ich Dir mitteile, wie ich für Dich empfinde. Als ich Dich das erste Mal in den riesigen Hallen des Toni-Areals erblickte, wusste ich, Du bist der Richtige. Meine andere Hälfte, meine Vollendung. Ich, in Mitten aller anderen, einer undifferenzierten Masse. Du, so sauber glänzend und strahlend, einfach der Schönste. Wie sehr ich doch hoffte, wir würden uns bald kennenlernen. Einen Tag später wurde ich in eine andere Produktionshalle geschoben, was meine Hoffnung auf ein Wiedersehen augenblicklich vernichtete. Während des folgenden Fermentierungsprozesses war mir eine Woche lang übel, ich vermisste Dich so sehr. Doch es konnte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns gesehen hatten. Und da, am Montag vor zwei Wochen endlich, wurdest Du auf dem Laufband unter mich befördert. Langsam wurde ich durch die Abfüllschleuse gedrückt und flutschte in Dich. Wie wunderbar. Wir waren endlich vereint, ich in Dir. Du Deckel drauf und geschlossen. Ich wollte Dir nur sagen, wie sehr ich die Zeit im Kühlregal mit Dir geniesse.
Dein Joghurt