Simon (31) und Nina (30), Architekt und Designerin, sind Anfang April in eine der 100 Mietwohnungen im Toni-Areal gezogen. Die Lofts, Geschoss- oder Maisonettewohnungen des Gebäudes haben zwischen 2.5–5.5 Zimmer, erstrecken sich auf mindestens 60–160 m2 und liegen im 9. bis 22. Geschoss des Hochhauses. Alle Wohnungen verfügen über Loggien, die den Wohnraum zusätzlich erweitern. Simon und Nina haben eine der Maisonettewohnungen mit 83 m2, 3 Zimmern im 17. und 18. Geschoss. Man betritt die Wohnung über die untere Etage, auf der sich der private Bereich mit Schlafzimmer, Gästezimmer inkl. Ankleide sowie ein Bad mit Dusche befindet – dieser untere Teil der Wohnung ist gegen Norden ausgerichtet. Auf der oberen Etage liegt die Küche, das Wohnzimmer, ein Gästebad mit Wanne sowie eine 6-m2-Loggia mit einem grossformatigen Fenster, das heute offensteht und einen Blick auf den Süden der Stadt freigibt.
[Nina & Simon zeigen ihre Wohnung …]
Nina: Die Wohnung verfügt über eine kontrollierte Wohnraumlüftung und eine regulierbare Fussbodenheizung. Wir sehen die Sonne morgens auf der einen Seite aufgehen und haben sie von Mittag bis zu ihrem Untergang auf der anderen Seite der Wohnung. Dadurch es ist sehr, sehr warm. Wenn, dann wäre ein Klimatisierung schön …
Simon: Die drei Monate, seitdem wir hier leben, waren viel intensiver als in unserer alten Wohnung, weil es so easy ist, abends noch eben an der Limmat entlang zu joggen oder ins Wasser zu springen.
Nina: AC/DC ist kürzlich im Stadion Letzigrund aufgetreten – wir konnten das Konzert von hier aus mitverfolgen! Die Hardau Türme sehen leider nicht so sexy aus, gerade wenn es regnet. Der Regen fliesst dann an der Fassade herunter, was etwas traurig wirkt. Wir haben kürzlich Freunden bei ihrem Umzug in die «James»-Überbauung geholfen und deren Wohnung ist auch schön. Ich denke aber, dass diese Wohnung hier besser zu uns passt.
Hier im Toni-Areal waren ja dutzende Wohnungen frei …
Simon: Man kann das Angebot freier Wohnungen auf der Internetseite nach Preisen sortieren und da sieht man relativ schnell, was in Frage kommt. Wir hatten uns 3000 Franken als Obergrenze gesetzt, die gleichsam relativ fiktiv war, weil wir – bis wir aus Toni-Areal gestossen sind – nie bis 3000 Franken gesucht hatten. Im Toni-Areal selbst hatten wir uns zunächst eine Wohnung für 2800 CHF angesehen – die haben wir allerdings nicht bekommen.
Nina: Die Wohnung lag auf der Westseite mit Blick zum Hotel. Sie hatte eine Ebene und nur zu einer Seite Fenster. Und schon die fanden wir total cool. Wir sind dann zur Verwaltung gegangen und haben das Dossier persönlich abgegeben. Als die zuständige Dame uns kurze Zeit später leider absagte, erzählte sie uns, dass sie eine andere, bessere frei hat, die 300 Stutz mehr kostet. Das erschien uns teuer, und auch vom Grundriss waren wir zunächst nicht so angetan. Wir fanden es komisch, dass der ganze private Bereich im unteren Teil der Wohnung liegt. Als wir die Wohnung besichtigt haben, wirkte der Grundriss ganz anders. Dann mussten sich die Eindrücke 2–3 Tage setzen, bevor wir uns beworben und einen Tag später schon die Zusage bekommen haben.
Hat der Grundriss demnach eine grosse Rolle gespielt?
Simon: Man ist schon auch ein bisschen spiessig. Als Architekt entwirft man selbst tolle, offene Wohnungen und denkt dennoch: eine Türe in der Küche wäre ja schon praktisch. Ich war mir wirklich nicht sicher, ob wir einziehen sollten und habe mich mit dem Grundriss an ein paar Freunde und Geschäftskollegen gewandt. Die haben auch gesagt: ‹Nun sei nicht so spiessig. Ist doch egal, ob die Badewanne oben oder unten ist.› Wenn man sich ein bisschen für Architektur interessiert, dann lernt man die Diversität dieser Wohnungen im Toni-Areal auch sehr schnell schätzen.
Nina: Dieser lange Gang sah auf dem Plan recht schmal aus. Und jetzt kommen wir sehr gut damit zurecht. Ich finde es wahnsinnig geschickt, wie die Wohnungen des Gebäudes ineinanderstecken, dass nicht alles gleich ist, und jede Wohnung ihre eigene Qualität hat.
Simon: Wenn man sich vor Augen führt, dass die Architekten mit einer Gesamtgebäudetiefe von 16 Metern umgehen mussten … Ein Haus, das Nord-Süd-orientiert ist, sollte maximal 12–13 Meter Tiefe haben. Nun waren die 16 Meter durch den bestehenden Bau quasi vorgegeben und die Herausforderung, diese Tiefe zu befüllen, haben EM2N gut gemeistert. Alle im Turm befindlichen Maisonettewohnungen erstrecken sich über die gesamte Tiefe. Die Treppen sowie die Bäder sind innenliegend, dadurch konnte man humane Raumtiefen gewinnen. Ja, es ist interessant, abwechslungsreich und geschickt, wie Nina sagt.
Welche Rolle spielen die Architekten für Euch?
Simon: Also ich finde den Umstand, in einem Haus von EM2N zu wohnen, nicht abträglich. Eigentlich sogar ziemlich cool. Wir sehen uns viele neue und tolle Wohnungsbauten an, und gehen an Tage der offenen Tür, wo Architekten ihre neuen Häuser zeigen … Und jetzt wohnen wir in einer solchen Wohnung!
Was war noch ausschlaggebend?
Nina: Der Blick hat uns umgehauen! Man sieht einfach alles von Zürich. Alles! Simon hat mich im Verlauf des Entscheidungsprozesses so überzeugt: ‹Man lebt nur einmal. Und in München, wo wir beide herkommen, könnten wir uns so etwas nicht leisten.› Hier ist es auch nicht günstig, aber wir können es uns leisten.
Simon: Es ist eine spezielle Wohnung. Ich wüsste gar nicht, wo es etwas Vergleichbares in München gäbe. Als Gestalterpaar hat das Geld in München kaum genügt. Es wäre völlig illusorisch, dort solch eine spezielle Wohnung zu bekommen und bezahlen zu können. Ein Gedanke war: Wir bemühen uns Tag für Tag für unsere Auftraggeber um gute und durchdachte Gestaltung, investieren privat in tolle Möbel und stellen diese dann in eine konventionelle Wohnung. Das wollten wir ändern. Wir haben unsere Entscheidung noch keine Minute bereut.
Nina: Ich bin einfach wahnsinnig gerne hier. Es ist auch irrsinnig gemütlich.
Simon: Ja, die Qualität ist so unerwartet: Man kann den Blick schweifen lassen, guckt über den Horizont. Zürich ist ja auch ein bisschen eng. Der weite Blick ist etwas Besonderes für uns.
Wie seid Ihr denn auf das Toni-Areal aufmerksam geworden?
Nina: Simon hatte vom Toni gehört. Gesehen haben wir das Areal am Tag der offenen Tür im Oktober. Damals lebten wir gerade seit vier Wochen in Zürich.
Simon: Ich hatte durch Publikationen, u.a. das «Hochparterre» vom Toni-Areal und dem «Schaudepot» gehört. Wir dachten: ‹No chance! Wie soll man denn da eine Wohnung bekommen?›
Nina: Wir sind davon ausgegangen, es sei unbezahlbar.
Simon: Ja, selbst die Einheimischen fallen aus allen Wolken, wenn wir heute erzählen, dass es erschwinglich ist. Ausschlaggebend war weniger der Standort Züri-West, auch wenn der super ist. Vielmehr sollte es Neubau sein, da unsere erste Wohnung in Zürich sehr hellhörig war.
Wie ergeht es auch mit Züri-West?
Simon: Es entwickelt sich ja enorm. An so einer grossen Strasse zu wohnen, ist natürlich auch krass. Andererseits ist nebenan gleich das Puls 5, der Schiffbau, Kreis 5.
Nina: Es wäre schon etwas anderes, wenn die Hochschule nicht hier wäre. Dadurch gibt es viele junge Menschen hier, Gestalter und andere inspirierende Leute – das wertet die Lage nochmals auf.
Nimmst Du die im Alltag wahr?
Nina: Wenn ich morgens aus dem Haus gehe, kommen die Ersten schon. Und abends sitzen Hipster im Musikklub. Es ist so ein ganz leichtes Manhattan-Feeling.
Simon: Der Mix ist cool: Musikstudenten mit dem Cello auf dem Rücken, dann die jungen Ballerinas … Man kann in die Werkstätten gucken und sehen, wie geschreinert wird …
Nina: Auch das Publikum im Tram ist so anders als Richtung Triemli, wo wir früher gewohnt haben. Ja, ich merke die Nähe zur Hochschule im Alltag.
Simon: Die Mischung macht´s! Allerdings sieht es nur von aussen so aus, als sei das Wohnen mit dem Hochschulalltag durchmischt. In Wirklichkeit ist es das natürlich nicht. Vom Wohnen her merkt man nicht, dass nebenan ein freigeistige Hochschule ist.
Wie zufrieden seid Ihr mit der Infrastruktur?
Nina: Gegenüber gibt es eine kleine Migros. Im Puls 5 ist noch eine, die ist ganz okay.
Simon: Im Hard Turm Park gibt es jetzt auch einen kleinen COOP.
Nina: Und da drüben ist ein kleiner griechischer Supermarkt, aber der ist wirklich teuer.
Simon: Man bekommt hier nicht einmal Zigaretten oder eine Zeitung! Als Einrichtung der Hochschule darf das Chez Toni wohl aus politischen Gründen keinen Tabak verkaufen. Mir geht es mit diesem Beispiel nicht konkret um Zigaretten, aber ein Kiosk wäre toll …
Nina: Ja, aber ich glaube, das kommt alles noch! Das wird sich langsam entwickeln.
Simon: Neben dem Spheres entsteht z.B. bald eine riesige Überbauung mit neuen Wohnungen. Wir verfolgen die Entwicklungen in Zürich-West mit grossem Interesse, über die NZZ, Hochparterre und andere Architekturmedien …
Wie ist das Publikum im Haus?
Simon: Erstaunlich heterogen. Es gibt viele Wohnungen mit gleichwertigen Zimmern – das ist ideal ausgelegt für WGs. Familien mit Kindern gibt es hier nicht. Obwohl das ein Hochhaus ist, gibt es viele Hunde … Das Publikum überrascht mich.
Nina: Im Lift wünscht man sich «Guten Morgen» und «Guten Abend».
Simon: Es gibt Deutsche, neben uns ist ein Engländer und hauptsächlich scheinen hier Schweizer zu wohnen. Jung und alt.
Wie bewegt Ihr Euch fort?
Nina: Ich fahre Velo – und wenn es regnet, nehme ich das Tram. Wir arbeiten beide im Seefeld und es ist sehr komfortabel, dorthin zu radeln, weil es flach ist. Ich geniesse den Arbeitsweg sehr, weil die Szenerie so divers ist: das Seefeld, das Bellevue, die Altstadt, Kreis 4, Kreis 5 und dann kommt man hier an!
Simon: Gut ist zudem, dass wir mit dem Tram von Tür zu Tür fahren können, ohne umsteigen zu müssen. Die Station Hardbrücke benutzen wir hingegen nur selten, weil man öffentlich nicht gut hinkommt: Das Tram hält am Schiffbau, und dann läuft man 300 Meter zurück. Unser Auto parkt in einer blauen Zone fünf Minuten vom Toni Areal entfernt. Das funktioniert gut da wir es selten nutzen.
Nina: Die Lage ist wirklich super … Wenn man hier im Parkhaus einen Stellplatz gemietet hätte, wäre dieser für meinen Geschmack zu weit entfernt. Man kann nicht mit dem Lift in den Keller fahren und dort in sein Auto steigen.
Simon: Die Parkplätze hier im Haus sind sehr teuer und stehen auch noch überwiegend leer: Da parkt dann ein Auto pro Parkdeck. Es ist vielleicht etwas kleinlich, keinen Stellplatz gemietet zu haben, aber es ist einfach eine Sache des Prinzips: Die Parkplätze sind mit 260 CHF pro Monat zu teuer. Das muss mal gesagt sein! [lacht.]