Archiv des Autors: noralongatti

Joshua – Jesus

Joshua ist Jesus
Jesus war auch Yoshuah
Und Yacob war er auch
Allgemein bekannt als Jaco, aus dem Jacob wurde
Dann wurden Jaques und Jacques geboren.
Und Jack
Jaques Sohn nannte man James. James war Jesus.
Und da gab es noch den Vater. Tiego. Diego. Wo der herkam weiss niemand mehr so genau. Man nannte ihn auch Dieu. Seine Frau, Dioge kam bisher noch nicht vor.
Sie gebar einen weiteren Sohn. Jaco. Zu dem Zeitpunkt versuchten die beiden ein Mädchen zu bekommen, das auf sich warten liess.
Würden sie ein Mädchen bekommen, nannten sie es Jacà.
Als Jacà gross war, liebte sie Jaco welcher sein Kind Jaga oder Jamie taufen wollte. Jakolo, der Bruder Jacos hätte Hans bevorzugt. Jacà liebte sich noch mit Diego in San Tiago und mit Diogo in Santo Iago. Fin.

Ein Alleinunterhalter (sec. Version)

Daniel Racle, Alleinunterhalter

Guten Tag
Hallihallo
Sie sind Daniel Racle.
Der bin ich!
Was machen sie gerade?
Es Käffeli trinke. Wer sind sie?
Mit Milch und Zucker?
Äh, ja. Auso?
Sie stützen ihre Unterarme auf einen der blauen runden Stehtische im Restaurant Krone in Nidau von welchem aus sie die Kellnerin aus dem rechten Augenwinkel sehen können. Sie spielen mit ihrer linken Hand mit dem Tütchen Zucker ihres Milchkaffees, unschlüssig ob sie nicht vielleicht heute mit dieser Diät, von welcher sie gestern im Blick gelesen haben, beginnen möchten. Dabei betrachten sie den Arsch der Kellnerin, was sie schon seit monaten tun, und stellen sich vor, in die zwei Backen mal so richtig rein zu greifen. Sie dachten einen Moment ernsthaft darüber nach, tunkten dabei gedankenversunken mit ihrem Gipfeli im Milchkaffee – man hätte meinen können, sie wollten es ersaufen – und verschoben die ganze Sache auf Morgen. Wo wir auch schon bei ihrem Credo wären: Morn isch ou no nä Tag.
Da muss ich ihnen etwas gestehen. Sie werden morgen nicht mehr da sein. Puff. So schnell gehts.

Ein Alleinunterhalter.

Morgens, zur Stosszeit im Rössli. Er sitzt allein an einem Tisch, der wenn man rein kommt in der linken Ecke in der Nähe des Tresens steht. An dem sitzt er immer, ausser Sonntag, das Gesicht zur Wand. Auf dem Tisch liegt eine Königsblaue Plastikdecke, die Tischplatte darunter ist orange,aber das weiss er nicht.
Sein Gesicht hat die Farbe von Gummi, sein Hemdkragen ist etwas verfärbt, der Nacken behaart, quasi kein Hals vorhanden.
Ich bestelle Milchkafi und Gipfeli, das muss ich seit sie die Serviererin gewechselt haben. Bei Susann war das ein „Wie-Immer?“.
Er starrt auf den Tisch, die Bestellung aufgebend und hält seine Hände fest. Als sie sich abdreht um ihm seinen Kaffee zu machen dreht sich sein Kopf in ihre Richtung, sein Blick findet ihren Arsch und bleibt dabei.
Ich denke an Susann und warte. Ich habe das Gefühl, nur noch zu warten.
Die Bestellung wird gebracht, Milchkaffee, dazu Croissant das in einem braunen Plastikkorb mit Serviette neben die Tasse auf den Tisch gesetzt wird. Sie lächelt, er schweigt und knetet mit einer Hand die Balle der Anderen.
Als sie sich abdreht wandern seine Augen vom leeren Stuhl zum Croissant und dann suchend in den Raum, ihren Arsch vor der Kaffeemaschine vorfindend. Die kurzen Finger seiner linken Hand spielen ungewandt mit dem Zuckersäckchen. Seine Rechte nimmt sich das Croissant aus dem Körbchen und führt die eine Spitze zum Mund. Die Serviererin schäumt jetzt Milch auf. Sein Blick liegt immer noch auf ihrem Arsch.
Der Mund öffnet sich als die Spitze des Croissants die Unterlippe berührt, Speichelfaden im linken Mundwinkel, die Zunge tastet nach der harten Spitze und als sie sie gefunden hat, beisst er ab.
Und er denkt an Susann und fragt sich, weshalb wir eigentlich von allem zwei haben.
Und Susann war immer da. Und Susanns Arsch im Braunen Wollrock, Susanns praller Arsch. Der war auch immer da. Und Susanns Brüste die nach Zimt rochen, von allem zwei, waren immer da.
Sieht man ihm zu könnte man meinen, er wolle sein Croissant im Kaffee ersaufen, rein raus, wie man es aus schwarz-weiss Mafiafilmen kennt

konzepter + baby-settings

Thema: Ein Archiv für mich findende Geschichten. lauernde. träge und schnelle. klebrige. leichte. traurige und mutige. Ziel: Fundgegenstände und ihre Parolen – behutsam transkribieren, ordnen und ablegen.

Zeit 1: Epoche Gegenwart.

Zeit 2: ? – zb den Weg des Zettels von ‚Zuhause‘ bis auf die Strasse
– zb Inhalt des Text kann völlig losgelöst sein vom Objekt. Keine Beschreibungs-bla-bla (ein Scan/Foto).
– Je nach Objekt ganz wild verschieden?

Milieu: diverse? egal da ich keine so umfassende Einblicke in eine Geschichte geben werde, wild gemischt wies eben grad kommt?

Form/Genre:
– Angabe zu Grösse und Gewicht (Wieviel Platz braucht // wie schwer wiegt die Geschichte)
– Angabe zu Material
– eigentlicher Text formell divers

Figuren:– Je nach Grundlage/Objekt verschieden.
– der Ich-Erzähler testen – ev wie einleiten lassen mit einem Satz?

 

so. vorerst. jetzt test ich die punkte mal an einigen objekten.

a demain.

das ist schnell gesagt

Der Plan:
Das gefundene Material   +   Text- und ev. Bildergänzungen von mir

Aus Zetteln, Texteinschüben, Bildern – Die Texte stell ich mir gewissermassen als „roten Faden“ vor. Als verbindendes Element zwischen den einzelnen Fundstücken.

Eine Art (Mikro?)Kosmos
Ein Essay (so wie ich das verstehe: etwas ohne genauem Anfang/Ende)
Eine Art fremdes Notizbuch? ein Arbeitsbuch
Es könnte auch jemand auf der Suche nach einer Person sein, welche verloren ging? Oder vielleicht gar nicht unbedingt nach jemandem sondern einfach nach … hm, ja, Geschichten…? Die Suche an sich ist unwichtig.
Dann hab ich daran gedacht, als Randnotiz:
«Wir können – so scheint mir – mehr und mehr das eigene Leben nicht mehr erzählen, und kaum mehr einer erzählt deshalb von sich. Ich meine damit garnicht, dass man es anderen erzählen können müsste, sondern vor allem sich selbst.» aus den Kolumnen von Peter Bichsel

und daran:Loetscher «Die PApiere des Immunen»
Ein Buch vom Sich-Umsehen in der Welt, in dem mit viel Phantasie und Witz Möglichkeiten des Lebens und des Überlebens durchgespielt werden, ein Buch von der Doppelbödigkeit des Lachens…“ Klappentext
»Die beiden Immunenromane sind zum guten Teil Reiseerlebnisse und -beobachtungen. Doch eine Flucht aus der Schweizer ›Enge‹, aus der ›kleinen Welt‹ ist es nicht. Für Loetscher ist die Rückkehr ebenso wichtig wie die Abreise. Die ›große Welt‹ erlaubt ihm, den Stellenwert der eigenen jeweils neu einzuschätzen.« Süddeutsche Zeitung