Inhaltlich manifestiert sich die Spiegelmetaphorik in der Bruchstückhaftigkeit der Audio-Installation – eine auditive Collage entsteht. Der Inhalt kann im dadaistischen Sinn «unsinnig» sein und soll das Publikum weniger erklärend als irritierend beanspruchen. Die Interventionen werden über zwei unterschiedliche Zugänge erarbeitet. Zum einen wird mit historischen Quellen der Dadaist_innen und zum anderen mit zeitgenössischen Interpretationen von Dada im Rahmen der Zürcher Festspiele bzw. des Jubiläums gearbeitet. Die Ruckwärtsaufnahmen sind dem zeitgenössischen Zugang zuzuordnen, da es sich bei den Aufnahmen um Aufführungen handelt, die bei den Festspielen Zürich zu sehen sein werden.

Schwitters Ursonate wird von Jaan Blonk vorgetragen, das Pago Libre Sextett vertont und interpretiert dadaistische Werke für «Platz Dada!», Daniel Mouthon und Dieter Ulrich komponieren die absurde Kammeroper «Roue, à rebours», Dieter Schnebel und Stefanie Weismann konziperten ein Musikstück in dem acht Harley Davidson-Motorräder als Instrumente dienen.

 

Theater Rigiblick: John Wolf Brennan vom Pago Libre Sextett für «Platz Dada!»

/2 1:04 0:00- 01:11:00 Dadababylon

Dadababylon ist ein fiktives Telefongespräch zwischen Wladimir Illjitsch (Lenin) und weiteren improvisierten Stimmen, die sich auf unterschiedliche Sprachen unterhalten. Zu einer richtigen Konversation kommt es nicht. Alle sprechen aneinander vorbei. Mit den Worten «Dada» (russisch für: Jaja) wird das Telefonat von «Lenin» begonnen. Der Titel «Dadababylon» nimmt Bezug auf die Stadt Babylon, die als eins von sieben Weltwundern gesehen wird und impliziert dadurch eine Verortung und Positionierung der Bewegung.

/3 1:54 0:10-1:00 platzDada!

platz dada, platz dadadada

platz dada, platz dadadada

platz dada, platz dadadada

platz DADA platz!…

Das Stück von John Wolf Brennan wird von verschiedenen Sprecher_innen in einer Art Kanon aufgesagt. Es beginnt langsam und einstimmig und wird im Verlauf immer lauter und vielstimmiger. Das Stück besteht ausschließlich aus den Worten des Projektes: Platz, Dada. Platz könnte für eine Sitzmöglichkeit, einen Freiraum, eine Position, eine Platzierung oder auch als Zurechtweisung verstanden werden.

 

Millers: Roue-à-rebours

Es handelt sich um das Intro der Ouvertüre zum Film «Owego» von Daniel Mouthon und Dieter Ulrich. Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2007 und dienten D.  Mouthon und D. Ulrich als Referenz fü die Komposition der Kammeroper «Roue, à rebours». Absurde Situationen werden gezeigt. Zum Beispiel macht eine Schneeschippe, die mit auf Reisen genommen werden soll, Probleme beim Ticketkauf oder es wird ein Schaufenster gefilmt, in dem eine Toilettenschüssel steht, die als Sockel für zwei Modelle von Badezimmern mit Modelltoiletten dient.

/4 5-10 Min. 3.10 – 3.20 Intro (=Ausschnitt aus Ouverture)

«Jetzt trüb di um»: Die Worte auf Schweizerdeutsch sind durch starke Windgeräusche nur schwer verständlich. In dieser Kombination wirken sie Laute, die gegen den Wind ankommen wollen. Ein Wechselspiel findet statt: Sprache und Lärm werden einander gegenübergestellt und spielen sich gegeneinander aus.

3.53 – 4.08 Intro (=Ausschnitt aus Ouverture)

«Jetzt-Jetzt»: Wie Da-Da. Die Worte werden langsam gesprochen und vermitteln in der Sprechart nicht ihre inhaltliche Bedeutung. «Jetzt» verstärkt eine Aussage und bedeutet «in diesem Augenblick». Der Moment ist bei dem Wort wichtig: Das «Jetzt» verneint eine längere Zeitspanne: Es bedeutet Gegenwart und nicht Zukunft oder Vergangenheit. Auch «Dada» hat in einer bestimmten Zeit und vor allem in einem kurzen Zeitraum stattgefunden: es hatte ihr «eigenes» Jetzt. Die Fragen: Was bedeutet Dada heute? Kann man Dada wiederholen und neu interpretieren? müssen verhandelt werden.

5:01 – 5:31 Intro (=Ausschnitt aus Ouverture)

Eine abstrakte Geräuschkulisse, aus wirren und vielschichtigen Frequenzen ist zu hören und nimmt Bezug auf den beabsichtigten «NonSense».

 

Münsterhof: Dieter Schnebel / Stefanie Weismann, Harley Davidson-Konzert, Aufnahme einer früheren Aufführung

Dieter Schnebel und Stefanie Weismann haben ein Stück für acht Harley-Davidson-Maschinen, eine Trompete und einen Synthesizer komponiert. Wie bei einem klassischen Konzert gibt es eine kreisförmige Anordnung von Musikern, Motoradfahrer_innen und eine_r/m Dirigenten/Dirigentin. Die ausgewählten Ausschnitte fangen die interessantesten und absurden Momente ein. Diese werden im Folgenden zu beschreiben versucht:

5/ 5:52 0.52 – 1.04

Atmosphäre stimmungsvoll, Magen- und Körpergeräusche, leichtes Wasserplätschern

1.42 – 2.09

tragisch-komische Melodie, Umbruchstimmung, Neuanfang

3.40 – 3.55

Neuanfang Fanfaren, Willkommensmusik, Erhabenheit

4.33. -.47

Aufbruchstimmung, Drama, Theatergeräuschkulisse

4.14 – 4.30

Zirkusmusik, Aufbruchstimmung

5.03 – 5.15

Klatschen, Applaus, Festlichkeit, stimmungsvoll

 

Schauspielhaus (Eröffnungsmatinée): Jaap Blonk: Schwitters Ursonate

Das «Fümms bö wö tää zää Uu, pögiff, kwii Ee.» und «Oooooooooooooooooooooooo, dll rrrrr beeeee b, dll rrrrr beeeee bö fümms bö.» von Kurt Schwitters sind bekannt. Jaap Blonk kennt die Sonate aus Urlauten auswendig und führt diese seit seinem 26. Lebensjahr auf. Die Ursonate hat die klassischen Eigenschaften einer Sonate oder Symphonie. Es handelt sich aber auch um ein Lautgedicht. Für die Rückwärtsaufnahmen wurden insgesamt sieben Ausschnitte aus den verschiedenen Teilen der Sonate ausgewählt: Verschiedene Emotionen werden vermittelt.

/6 Teil 1 11:11 2.25 -2.55

eine Steigerung mit einem Wechsel von Emotionen wird mit den Lauten Baba ausgedrückt.

3.28 – 4:41

Wechsel zwischen abgehackten, kurzen und langen Lauten

/8 Teil 3 5:36 0:10-1:00

Frage- und Antwortspiel in Dialogform

/10 Teil 5 10:47 0:00-:1:00

wirkt bedächtig und erklärend

/11 Teil 6 3:18 00:00-1:08

Steigerung vom leisen Ton bis lautes Schreien

/13 Teil 8 12:20 1:40-2:20

Abfolge immer ähnlicher Laute,

wirkt durch die Wiederholungen wie Teil eines Ritus

/14 Teil 9 2:55 1:06-1:47

Ende der Ursonate