Das Interview (Valerie Stucki)

Interviewerin: Toni, Du hast in den letzten fünfzehn Jahren einen grossen Wandel vollzogen. Wie fühlst Du Dich zum jetzigen Zeitpunkt?
Toni: Ich bin etwas nervös. Am 15. September werden 5000 Studierende in und um mich herum lungern. Sie kommen von der ZHdK und der ZHAW. Zudem wohnen auch Privatpersonen hier. Ich bin ja gespannt, wie sich das alles unter einen Hut bringen lässt.

Hast Du denn genug Platz für all diese Leute?
Die Bauleute haben sich da schon einiges überlegt. Es gibt beispielsweise eine breite Treppe. Da sollten alle aneinander vorbei kommen. Und ein Teil der Leute wird sowieso draussen stehen und rauchen. Ich habe gehört, dass bei der Treppe auch Sachen ausgestellt werden. Aber frag mich nicht, was. Ich hab nicht so viel Ahnung von Kunst.

Wie gehst Du denn damit um, dass Du regelrecht als Kulturzentrum und als Treffpunkt für Kunst, Kultur und Design gehandelt wirst?
Ja, ich kenne diese Erwartungen. Aber man muss bedenken, ich war bis 1999 ein Milchverarbeitungsbetrieb. Mein Aushängeschild was nicht die Kunst, sondern ein überdimensionales Joghurt. Das einzige, was ich an Kulturellem mitbekam, spielte sich im Rohstofflager ab – dem Club an meiner vorderen Ecke.

Vermisst Du etwas?
Mir gefiel, dass ich auch am Wochenende von Leuten aufgesucht wurde. Klar, lief da nicht immer alles sauber, aber es war lebendig. Und … [schmunzelt] ich vermisse meinen Joghurt, für das ich doch oft belächelt wurde. Vor allem von den Leuten, die mit dem Zug vorbeifuhren. Heute schauen sie mich ganz anders an – die einen kritisch, die anderen bewundern meine Erscheinung. Ich bin sehr froh, dass sie mir die Rampe gelassen haben. Damit verbinde ich gute Erinnerungen. Die Skater waren immer willkommen.

Das klingt nun doch etwas nostalgisch …
Ja vielleicht. Aber ehrlich gesagt erinnere ich mich nicht mehr an vieles. Schliesslich wurde ich bis auf den Grund abgerissen und neu aufgebaut …

… und anscheinend noch nicht ganz fertig?
Nein, leider. Ich hätte ja schon vor einem Jahr fertig sein sollen. Aber ich bin geduldig.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Ich hoffe, dass Leben hier einzieht, dass es gut riecht und die Leute bei der Essensausgabe nicht zu lange anstehen müssen. Das kann schlechte Stimmung verbreiten. Ich freue mich darauf, den Gesprächen zuzuhören, ich werde viel Neues sehen und kennenlernen. Zudem glaube ich nicht, dass ich lange so aussehen werde – wie frisch aus dem Ei gepellt. Das hoffe ich zumindest.