Ich: Ihr habt ja jetzt jetzt offenbar keine Adminrechte mehr auf euren Rechnern, hab ich gehört, und dass das nicht alle uneingeschränkt glücklich macht.
Dozent: Ich find’s einfach hochinteressant, dass uns diese Adminrechte entzogen wurden. Ich nehme positiv zur Kenntnis, dass dadurch auch eine gewisse Sicherheit im Umgang mit den Daten, was so Cloud-Dienste anbelangt, einhergeht. Ich seh das als Kritiker des Verlustes dieser Adminrechte auch selbstkritisch. Alle schreien immer Snowden, Google etcetera, und jetzt hat der Kanton mal etwas gemacht. Also, er hat tatsächlich sichergestellt, dass diese Computer gewisse Sicherheitsanforderungen erfüllen. Was ich aber einfach problematisch finde an einer Kunsthochschule, wo Leute mit Plug-ins arbeiten, wo Software installiert und ausprobiert, wo auch mal in periphere Bereiche von Softwareapplikationen vorgedrungen werden muss: Das ist mir einfach zu reguliert. Das schmeckt mir nicht.
Ich wüsste zum Beispiel gerne, warum der Kanton so restriktiv damit umgeht. Was ist eigentlich die Agenda, dass die so restriktiv mit diesen Administratorenrechten umgehen? Man muss dazusagen, es geht ja um Mitarbeitergeräte, die auch der Kanton bezahlt. Es ist ja nicht so, dass die Studierenden keine Adminrechte auf ihren Maschinen hätten. Mich ärgert’s als jemand, der einfach neue Software auch mal ausprobieren möchte, auch in einer Betaversion. Und jetzt, wenn ich hier mein neues E-Mail-Programm in einer Betaversion testen möchte, dann muss ich jedesmal, wenn ich das updaten möchte, runter, und dann muss ein Admin das Passwort eingeben. Das ist ein bisschen entmündigend.
Ich hab auch von verschiedenen Leuten gehört, dass es ein Problem ist, dass man jetzt keinen Googlekalender mehr verwenden darf und keine Dropbox. Ist das so, und wie kommt ihr damit klar?
Nein, also ich verwende das weiterhin. Ich kann es einfach nicht mehr als lokale Applikation verwenden, sondern nur noch über den Webbrowser. Also es ist noch nicht so, dass der Internettraffic kontrolliert wird.
Irgendjemand meinte, das Departement hätte darunter gelitten, dass es jetzt keinen Googlekalender mehr zur Koordination gibt.
Ja. Ich arbeite natürlich nach wie vor für gewisse Projekte mit Googlekalendern, aber offizielle Geschichten laufen nicht mehr über den Googlekalender.
Und was macht ihr dann stattdessen?
Ich konnte das, was ich bisher machen musste, noch mit Google lösen, und in Zukunft: Weiss ich nicht. Ich gehe davon aus, dass die IT so Ersatz-Clouddienste anbieten wird. Es gibt jetzt schon einen Dropbox-Ersatz, SWITCHdrive heisst der, der sehr gut ist. Spricht nichts dagegen, dass nicht auch mal sonst ein kollaboratives Tool kommt, wie zum Beispiel Google Documents. Ich kann gewisse Module fast nicht machen ohne dieses kollaborative Tool inzwischen. Ich gebe aber zu, ich bin kein Spezialist, ich hab jetzt nicht alle möglichen Alternativen schon abgeklärt.
Aber ich glaube, wenn’s in die Cloud geht, wird’s eh kritisch. Ob jetzt Google der Anbieter ist oder jemand anders. Ich finde, es ist eine relativ drastische Einschränkung, die aber eine berechtigte Ursache hat, nämlich diese ganze Datendiskussion. Aber ob sich das nicht mittelfristig irgendwo wieder dazwischen einpendelt? Es ist nicht alles, was auf Google-Clouddiensten ist, sofort eine Persönlichkeitsverletzung der beteiligten Leute. Finde ich jetzt. Also wenn ich mit den Studierenden etwas produziere, dann müssen so viele Leute gleichzeitig alle Datenänderungen, alle Termine, alle Koordinationsschritte online zur Verfügung haben – natürlich mach ich da eine Whatsapp-Gruppe mit den Handys, natürlich mach ich da ein Googledoc, das ich austausche. Da sind in der Regel Informationen drin, die auch sonst irgendwie publik oder zugänglich sind. Und da find ich’s persönlich ein bisschen übertrieben. Aber ich find’s eigentlich grundsätzlich gut, dass der Kanton dieser Sammelwut von Google und Facebook nicht einfach bedingungslos Folge leistet. Das find ich gut. Hab ich mich jetzt gerade als Nichtkritiker geoutet?
So ein bisschen, ja.
Den Anlass finde ich richtig. Aber man könnte den Leuten ein bisschen mehr vertrauen. Dass ich das schon selber unterscheiden kann, ob ich jetzt etwas in die Cloud hochlade oder nicht. Aber die Begründung ist ja: Mit diesen ganzen Dropbox-Applikationen wissen die Leute nicht mehr, wo ihre Daten sind.
Find ich nachvollziehbar. Ich glaub schon auch, dass die Bequemlichkeit am Ende immer siegt. Oder vielleicht nicht Bequemlichkeit, aber der Wunsch nach benutzerfreundlichen Lösungen. Und die kommen nun mal oft von Google und eher selten von anderen. Und wenn doch, werden sie gleich von Google aufgekauft.
Also was vielleicht interessant ist: Ich hab zum Beispiel mitbekommen, wie in diesen hochmodernen Schnitträumen hier unten, wie restriktiv da das Internet abgekoppelt ist von diesen Geräten. Da ist der Kanton ganz erpicht darauf, sicherzustellen, wer von aussen Gerätezugriff hat und was im Haus von wem nach aussen über solche Geräte verschickt wird. Das ist schon auch eine Kontrollwut des Kantons. Das ist nicht nur, dass man verhindern will, dass Google und Facebook Daten sammeln, sondern der Kanton will auch wissen, wer an welchen Geräten was macht.
Aber warum jetzt gerade die Schnittplätze? Warum sind die besonders sicherheitskritisch?
Da ist sehr teure Software drauf, und wenn da irgendwas kaputtgemacht wird, Schlüssel verlorengehen, wenn die nicht genau wissen, wer wann wo war, kostet es einen Haufen Geld. Die Kehrseite ist auch, dass wir sehr genau verfolgt werden vom Kanton. Wo wir sind, was wir machen, wann, wie. Und nicht nur unsere Daten beschützt werden, damit sie nicht Google in die Hände fallen. Aber ich meine, ich kann mir einfach selber einen Rechner kaufen. Dann hab ich die Adminrechte.
Kommentare von Kathrin Passig
In der Sowjetunion
Danke, Barbara, danke, Thomas! Ist beides im Beitrag korrigiert.
Gewaltfreie Kommunikation mit dem Beamerknopfkästli
Heute war ich in einem Seminarraum, in dem das Anschliessen ...
Persönliche, unpersönliche und unpersönliche persönliche Arbeitsplätze
Zum Einwand gegen Ironie 1: Joel Spolsky hat zwar immer ...
Die Mensa ist zu klein, aber gross genug
Julia: Das Semester hat am 16. angefangen. Frank hat recht, und ...