Ich war bei einer Führung, wo es zu dem flachen schwarzen Konzertsaal hiess, er sei zu niedrig geraten. Wie ist das passiert, ich höre immer, dass es doch relativ viel Mitspracherecht gab bei der Gestaltung?
Ja, aber nicht bei der Raumhöhe. Wenn der Raum doppelt so hoch wäre, wäre er auch gut. Das ist das Problem. Aber es gibt wirklich fast nur gute Räume, das muss ich dann schon auch sagen. Auch wenn sie zu klein sind, tendenziell. Konzertsaal 1 und 2, die sind wunderbar. Der Orgelsaal oder auch der Konzertraum daneben, wunderbar. Ich finde, es gibt unglaublich viel Gelungenes in diesem Haus.
Ich fand den niedrigen schwarzen Konzertsaal als Laie jetzt nicht besonders bedrückend, das ist ein interessanter Raum. Ist das ein ästhetisches oder auch ein technisches Problem?
Ich glaube, beides. Es ist vor allem ein akustisches Problem, dass sich der Ton nicht entfalten kann.
Und es gibt auch keine Art Musik, für die das genau richtig wäre?
Man kann ein Cembalo und eine Blockflöte hineintun, das klingt wie Nähmaschine. Der Hall kann sich nicht entfalten. Und ohne Hall ist es staubtrocken. Als Musiksaal ist er missraten. Wir haben das immer gesagt, als wir die Raumhöhe wahrgenommen haben. Wir konnten es nicht verhindern.
Kann man das als Herausforderung begreifen und vielleicht was komponieren, was genau für diesen Raum und nichts anderes funktioniert?
Man kann natürlich mit synthetischen Mitteln ganz vieles machen, mit Lautsprechern und so. Das ist kein Problem. Aber das ist vielleicht als Herausforderung dann mässig spannend. Wir haben ja den Konzertsaal 1 ausgestattet – also, er ist noch nicht fertig, aber er wird dann ausgestattet sein mit Lautsprechern in den Wänden …
Das ist der ganz grosse, oder?
Nein, das ist der zweitgrösste, der Konzertsaal 1.
Der mit dem vielen Holz auf der Innenseite? Mit diesen Spanplatten?
Ja, genau. Der aber schwarz ist.
Ach so, schwarz …?
Nein, nicht die Sauna.
Also, nur zur Verständigung: Es gibt den ganz grossen, der im Moment noch nicht fertig ist …
Das ist die 3. Und dann gibt’s die Sauna, das ist der Kammermusiksaal 1. Und dann gibt’s den Kammermusiksaal 2. Das ist der elektroakustische. Der ist auch toll. Der ist auch schwarz und ist sehr multifunktional eingerichtet, da ist viel machbar. Wobei der mit dem langen Podium da etwas auch zu kurz geraten ist.
Aber da ist man wahrscheinlich einfach eingeschränkt durch das, was das Gebäude halt vorgibt.
Absolut.
Weisst du zufällig … das ganze Gebäude hat ja überall diese Metallstützen. Wie kommt’s, dass in dem grossen Konzertsaal keine einzige davon ist?
Das hängt mit der alten Bauhülse zusammen. Die klassischen statischen Träger gehen durchs ganze Haus, und dieser Saal ist auf das Gebäude aufgebaut. Deshalb sind die ganz oben. Im siebten Stock findest du die dann nicht mehr.
Ach so, weil der ganze siebte Stock neu ist.
Ja, genau. Der ist quasi aufgestockt. Und im sechsten, das ist eben dieser schwarze Saal, und im fünften ist der Kammermusiksaal 1, die Sauna. Sechs und fünf, das ist so das, was musiklastig ist, da sind diese vielen Unterrichtsräume, die etwas grösseren …
Sind die wirklich so schräg wie hier auf dem Plan, die Wände von den Unterrichtsräumen?
Ja. Aus akustischen Gründen auch wieder. Wenn die rechtwinklig sind, dann verdoppeln sich die Schallwellen, und du kriegst ein Flatterecho. Und mit diesen schrägen Wänden ist das massiv minimiert worden. Das ist der Grund.
Weisst du schon was drüber, wie es den Studierenden da drin gefällt?
Ich glaub, die Unterrichtsräume, die sind richtig toll. Sie sind akustisch zu wenig dicht, aber …
Das ist mir auch schon aufgefallen: Wenn man draussen vorbeigeht, hört man ja doch einiges.
Gegen aussen hin ist gar nicht mal das Problem, aber die Wände dazwischen. Man hört seine Nachbarn.
Aber das ist doch wahrscheinlich ein Problem, das man vorher hätte absehen können, oder?
Ja, natürlich. Ich glaube, man hat alles Mögliche probiert, und es ist einfach nicht besser geworden.
Warum?
Ich glaube, wenn man wirklich akustisch schalldichte Situationen haben wollte, müsste man das Gebäude neu bauen, mit schwimmenden Böden … wobei wir zum Teil sogar schwimmende Böden haben, glaube ich. Das Problem ist, es sind Übergeschosse gewesen, sieben Meter hoch, und die hat man zweigeteilt. Dann fällt noch ein Meter weg für die Installationen, und dann gibt’s zweieinhalb Meter hohe Räume. Das ist ein bisschen zu niedrig. Deshalb klingt’s im Wohnzimmer zu Hause auch nicht so wie im Konzertsaal: Weil sich der Ton nicht entfalten kann. Das ist bei allen diesen Räumen so.
Wie war das vorher, vor dem Umzug?
Das war höher. Weil es ein altes Gebäude war. Nichtsdestotrotz sind die Unterrichtszimmer sehr schön geworden.
Die haben ja auch alle Fenster nach aussen.
Absolut. Die sind richtig toll. Und auch die Musiktheoriezimmer hier rund um den Lichtschacht, die sind sehr angenehm geworden.
Ich würde ja gern mal mit jemandem über die Akustik des Gebäudes reden. Die Architekten haben sich offenbar viele Gedanken über Ästhetik, also über visuelle Ästhetik gemacht, und nicht so viele über Akustik. Oder meinst du, sie haben sich diese Gedanken gemacht, aber durch die Einschränkungen von Budget und Gebäude ist das einfach das Beste, was zu machen war?
Ich gehe sehr davon aus, dass es das zweite ist. Es gab eine Kommission im Jahr 2000, und da hat man das Toni-Areal untersucht, ob hier ein Konzertsaal gebaut werden kann, und die Antwort war negativ, weil die Immissionen von rundherum und das alles viel zu gross war. Und dass nach diesem Bericht jetzt eine so tolle Situation hat hergestellt werden können, deutet schon stark in die Richtung, dass die Architekten sich extrem viel Gedanken darüber gemacht haben.
Ich bin auch sehr beeindruckt von dem Büro, in dem ich ab und zu arbeite: Da gehen die Fenster direkt auf die Hochbahnstrecke raus, auf derselben Höhe. Wenn da der Zug vorbeifährt, hörst du nichts. Na gut, im Moment steht immer das Fenster offen, dann hörst du ihn doch wieder. Aber wenn das Fenster mal zu ist, ist es wirklich still.
Ich finde auch die Arbeitsfläche des MIZ da hinten wunderbar. Das ist der obere Stock des MIZ, wenn du da hochgehst und du da arbeitest, das ist ein Traum. Da stehen die Noten, das ist super.
Da war ich noch gar nicht.
Das lohnt sich total. Es ist toll. Hier findest du eine Unmenge an Periodika, die einfach aufliegen, wöchentlich, monatlich, vierteljährlich. Du hast Sitze da, du kannst gegen Süden sehen, du kannst gegen Westen sehen, da fährt der Zug vorbei, wenn du Fernweh hast …
Als es anfangs hiess, man kann keinen Konzertsaal einbauen, was waren das für Gründe, die dagegensprachen?
Es waren die Lärmimmissionen, wenn der Zug vorbeifährt, und solche Dinge.
Und das ist jetzt wirklich so gelöst, dass es geht? Wenn man Aufnahmen macht zum Beispiel?
Ja. Also im Moment, die Tonmeisterabteilung ist einfach glücklich. Und das heisst was. Wenn die glücklich sind, dann scheint’s zu funktionieren.