Sie haben immer so gute Laune. Sie sind, glaub ich, der bestgelaunteste Mensch im ganzen Gebäude. Wie geht das?
Danke! Wie geht das … Ich mach das einfach gern. Ich habe Sozialpädagogik studiert, und als ich hergekommen bin, habe ich zuerst fürs Rote Kreuz gearbeitet, ich bin auch Pflegehelferin. Jeden Tag war ich deprimiert, weil ich den alten Leuten gern helfen wollte. Und ich war bei der Arbeit immer traurig, ich bin nach Hause gekommen und war immer traurig. Ein Jahr lang war ich immer traurig. Jetzt, wenn die Leute zu mir kommen, wenn sie essen und trinken kommen, kommen sie mit einer besseren Laune.
Wo kommen Sie ursprünglich her?
Aus Venezuela.
Ah. Ich kenn mich nicht so aus mit spanischen Akzenten. Ich hör Sie ja öfter Spanisch sprechen, erstaunlich viele hier bestellen auf Spanisch.
Wenn die Leute auf Spanisch bestellen, dann sprech ich auch mit ihnen Spanisch, aber sonst nicht. Das hab ich nicht gern.
Wieso nicht?
Da fühlen sich die Leute ausgegrenzt, wenn sie kein Spanisch können. Das ist wie eine Mauer.
Sie sind immer hier unten? Im oberen Café stell ich es mir ja sehr anstrengend vor, da ist es so eng und heiss.
Ja, ich bin fast immer hier unten. Heute habe ich Ruhe, aber wenn man manchmal immer nur diese Bewegung macht (dreht sich zur Kaffeemaschine und zurück), das ist zum Verrücktwerden. Am Samstag ist es viel schlimmer. Am Samstag bin ich allein.
Wie lang dauert da die Schicht?
Am Samstag von sieben bis sechs Uhr. Offen ist von acht bis fünf, aber man braucht eine Stunde länger.
Ist das bezahlt? Die zwei anderen Stunden?
Jaja. Natürlich. Es ist ein gutes Unternehmen, ich bin gern hier.
Haben Sie irgendwelche Wünsche, was die Gäste anders machen könnten? Geht Ihnen was auf die Nerven?
Wenn so viele Leute kommen, dann sind manche ohne Geduld. Es ist eine lange Schlange, aber wir spielen das ja nicht nur, dass die Leute warten müssen. Für mich wäre super, wenn die Leute einfach ein bitzeli tauschen …
Ich hab mir das schon überlegt, ob ich auch mal hinter dem Tresen stehen darf, aber man braucht wahrscheinlich eine Genehmigung, oder?
Da müssen Sie meinen Chef fragen, dann geht das vielleicht. Aber sonst: Ich genieße es mit den Leuten. Ich versuche immer, wenn sie nicht mit einem Lächeln kommen, dann sollen sie mit einem Lächeln wieder weggehen. Man akzeptiert so, es kommt ziemlich alles gleich, und mit jungen Leuten arbeiten ist immer einfach gut. Gestern hab ich geredet mit welchen, und sie schimpfen über die Universität, und ich denk mir immer: Ja, sie arbeiten noch nicht! Drum!
Kommentare von Kathrin Passig
In der Sowjetunion
Danke, Barbara, danke, Thomas! Ist beides im Beitrag korrigiert.
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