An den meisten Spielen der Diplomausstellung Game Design habe ich nur die Beschreibung gelesen, weil mir schon die Vorschau auf das Spielgeschehen zu anstrengend war. Schliesslich bin ich zum Arbeiten hier, da wollte ich nicht auch noch in Galaxien herumfliegen und die Geliebte des Pandas suchen (Panda Lost in Space) mich mit halluzinierten Monstern auseinandersetzen (Finsterlinge), eine kranke Inselwelt von einer verhängnisvollen Seuche befreien (Panakeia), gegen unzählige Gegner kämpfen, um das Böse zu verbannen (Tesylia), das Energieproblem der Mulkins lösen (Mulkin) oder Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten (This World Ends). Far von Don Schmocker sah vergleichsweise erholsam aus, ein bisschen nach Myst, ein bisschen nach Machinarium.
Die nächste halbe Stunde (gefühlt ungefähr zwei Wochen) brachte ich damit zu, die Segel auf meiner Dampflokomotive zu hissen und zu bergen, Knöpfe zu drücken, hin- und herzulaufen und Brennmaterial zu schleppen, noch mehr Knöpfe zu drücken, Brände im Maschinenraum zu löschen und wieder Brennmaterial zu schleppen. Bei jedem Problem blieb meine Lokomotive liegen und ich musste schuften, um sie wieder zu befreien, bevor sie komplett im Sand versank. Wenn alles gut ging, kam ich ein Stück voran, die Wüste sah am neuen Ort aber genau wie am alten aus. Don Schmocker hatte hart und unablässig gearbeitet, um meinen Arbeitstag mit einer Simulation harter, unablässiger Arbeit zu verschönern.
Wenn ich heute nicht schon so viel Brennmaterial geschleppt und Knöpfe gedrückt hätte, würde ich an dieser Stelle darüber schreiben, dass die Arbeit immer unbestimmter, den-Eltern-nicht-mehr-erklärbarer wird, so dass man Geld für Spiele ausgibt, in denen man eine Farm bewirtschaften, eine Stadt verwalten oder Kohle durch die Wüste tragen muss. Aber das ist ja wahrscheinlich auch Blödsinn, in Wirklichkeit wird alles ganz anders zusammenhängen, und sobald ein anderer Game-Design-Absolvent ein Spiel entwickelt, in dem man ohne Unterlass Feuilletonartikel schreiben muss, um die Welt vor dem Untergang zu bewahren, werde ich mich gründlich mit dem Thema befassen.
Kommentare von Kathrin Passig
In der Sowjetunion
Danke, Barbara, danke, Thomas! Ist beides im Beitrag korrigiert.
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