Die Mitarbeitenden des «Museum für Gestaltung – Schaudepot» erzählen über die Situation am neuen Ort. Nach Chandra Brandenberger, Assistentin Leiterin Museumsdienste und Mitarbeiterin Museumsshop, und Bernadette Mock, Leiterin Kommunikation, ist im letzten Teil der Serie Vanessa Gendre, Dokumentarin in der Grafiksammlung, im Gespräch.
Was ist Deine Aufgabe hier?
Einerseits habe ich als Dokumentarin mein Alltagsgeschäft: die Erschliessung der Objekte, die wir in der Grafiksammlung haben. Da ist der Altbestand, den wir ständig aufarbeiten und digitalisieren. Zudem bin ich an der Recherche und Auswahl für neue Objekte beteiligt. Wenn neue Objekte ins Haus kommen, erledige ich die Aufnahme in die Datenbank, indem ich das Objekt anhand eines Kriterienkatalogs beschreibe. Andererseits gehört die Vermittlung des Sammlungsguts zu meiner Aufgabe als Dokumentarin. Auch das ist nicht neu – bereits in der Förrlibuckstrasse, unserem alten Standort, hatten wir Führungen und im Schnitt alle zwei Jahre eine Ausstellung.
Was hat sich für Euch als Dokumentarinnen durch den Umzug verändert?
Für uns hat sich sehr viel geändert, nicht nur das Team und die Räumlichkeiten: Die vier Sammlungen sind zusammengekommen, die vorher auf unterschiedliche Standorte verteilt waren. Zudem ergibt sich durch die räumliche Nähe zwischen den Sammlungen ein viel engerer Austausch, was toll ist! Ganz allgemein ist die Nähe zum Museum neu: Man sieht plötzlich die Leute von der Werkstatt, vom Museumsbetrieb, der Kommunikation – man kann kurz hinein, mit ihnen sprechen. Ich finde, das Museum ist sehr gut am neuen Standort angekommen. Mit dem «Schaudepot» haben wir uns zudem eine neue Öffentlichkeit erschlossen. Das Feedback, das ich bei meinen Führungen bekomme, ist durchweg positiv.
Wie wirkt sich die neue «Wohnsituation» auf Euch als Team aus?
Es ist nicht vergleichbar, weil es anders ist. Ich denke, dass sich dieses «andere» nur bedingt auf das Gebäude zurückführen lässt. Wo wir vorher vier Kulturen hatten, haben wir jetzt eine Kultur, auch wenn die vier Sammlungen eigenständig sind. Im Zusammenhang mit dem Umzug hat es eine Reorganisation gegeben. Die Teambesetzung hat sich geändert – und dadurch auch die Zusammenarbeit. Das Team muss noch zusammenwachsen.
Hat sich mit dem neuen Standort auch das Publikum verändert?
Es sind viel mehr Besucherinnen und Besucher. Früher haben wir vor allem Fachführungen durchgeführt – Gestaltungsschulen waren unsere Stammkunden. Auch heute bekommen wir noch Anfragen von Leuten, die nur die Grafiksammlung sehen wollen. Doch hauptsächlich geben wir Führungen durch das ganze «Schaudepot» für interessierte Laien und viele Fachleute. Das Gebiet unserer Vermittlung ist breiter geworden.
Wie reagierst Du auf diese neuen Bedürfnisse?
Bei einer «Schaudepot»-Führung will ich eher einen Überblick vermitteln und erzähle viel aus dem Alltag: Wie sammelt man? Was sammelt man? Wie gehen wir mit einem Objekt um, wenn es in die Sammlung kommt? Welches Klima braucht es? Wie archiviert man? Ich gehe auch auf die Objekte ein, und es kommen Objekte aus allen vier Sammlungen vor. Bei einer Führung durch die Grafiksammlung hingegen muss ich weniger über meine Tätigkeit und mehr über die Objekte sprechen. Ich reagiere sehr sensibel auf die Bedürfnisse der Gruppen, und wenn es sich um Fachleute handelt, gehe ich mehr in die Tiefe.
Wie hast Du Dir das Wissen über die anderen Sammlungen angeeignet?
Oh, ich habe viel dazugelernt in den letzten Monaten. Wir Kollegen und Kolleginnen haben untereinander Termine vereinbart und Rundgänge gemacht – zusätzlich zu den Einführungen von den Kuratorinnen.
Begreifen die Besucherinnen und Besucher den Unterschied zwischen «Schaudepot» und Sammlung?
Das «Schaudepot» besteht aus dem Hochregallager, den verschiedenen Archivräumen, dem Katalograum, zwei Fotostudios, zwei Werkräumen, der Bürozone und den Ausstellungsräumen. Ich glaube schon, dass die Besucher verstehen, dass das Museum vier Sammlungen hat und diese Teil des «Schaudepots» sind. Bei einer Führung besuchen wir nur eine Auswahl an Archiven: Ich gehe beispielsweise nie ins Fotoarchiv, denn es ist nicht zur Präsentation angelegt. Zudem wähle ich immer nur eines von zwei Plakatlagern.
Wie zufrieden seid Ihr mit den räumlichen Begebenheiten des neuen Museums?
Für die Objekte bedeutet der Umzug eine massive Verbesserung der räumlichen und klimatischen Verhältnisse. Auch mit unserem Büro, ein Grossraumbüro, bin ich zufrieden. Es gibt gute Abtrennungen durch Büchergestelle. Mühsam sind die Alarme, die permanent irgendwo ertönen. Im Büro ist es eher kalt, aber das hat sich schon sehr verbessert inzwischen. Insgesamt komme ich gerne hierher.
Hast Du einen Lieblingsort?
Den Musikklub Mehrspur finde ich super. Auch das Chez Toni finde ich toll, vor allem am Abend. Es hat wirklich eine gute Stimmung dort und es gefällt mir, dass die Studis am Abend noch ein bisschen dort bleiben. Und die Dachterrasse … Aber ich merke, dass ich das Haus noch kaum kenne und mich eher in meinem Gebiet aufhalte. Vor allem bei der Diplomausstellung musste ich mich manchmal fragen, wo ich eigentlich gerade bin.