Neuchâtel

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Liste Kulturgüterinventar Neuchâtel Perreux
Liste Kulturgüterinventar Neuchâtel Préfargier

CNP: Centre Psychiatrique Neuchâtelois, Site de Préfargier, Préfargier Collections, Fondation Préfargier. Site Perreux, Perreux Collection (beide seit 2018 in den Archives Cantonales)

Die „Maison de Santé de Préfargier“ wurde 1848 als wohltätige Stiftung des reichen Neuenburger Kaufmanns Auguste-Frédéric de Meuron (1789–1852) für Geisteskranke aus einkommensschwachen Verhältnissen erbaut. De Meuron stammte aus einer Unternehmerfamilie und hatte in Brasilien mit dem Anbau von Schnupftabak ein Vermögen erworben. Die „Maison de Santé de Préfargier“ wurde ein vorbildlicher Anstaltsbau: abgelegen, aber in einem der schönsten Landschaftsgärten in der Schweiz, der direkt an den See anstiess, ein eleganter, mit gelbem Jurasandstein verkleideter Bau mit einer der ersten zentralen Warmwasserheizungen in der Schweiz. Der Anstaltsalltag bestand jedoch vor allem in Arbeit in der Landwirtschaft, im Garten und Haushalt. Wegen finanzieller Engpässe wurde 1867 im Park eine „Villa“ für Privatpatienten erbaut. Durch den Bau der zweiten Anstalt im Kanton, der Pfleganstalt Perreux 1897, konnte Préfargier als „unheilbar“ begutachtete Patient_innen dorthin entlassen. Bis 2008 lag die Geschäftsleitung in den Händen der Familie de Meuron, heute ist der „Site de Préfargier“ Teil der Psychiatrischen Dienste des Kantons Neuenburg (CNP). Im Archiv der Anstalt werden alle Akten seit der Klinikgründung aufbewahrt. Es wurden von insgesamt ca. 16’000 Krankenakten aus dem Zeitraum 1848–1930 3208 Akten (ein Fünftel) durchgesehen. Hierin fanden sich 199 Werke von 28 Männern und 12 Frauen, darunter auch Zeichenhefte. Von der Patientin Eugénie P. waren 1922 drei Werke in die Sammlung Prinzhorn nach Heidelberg geschickt worden, ihre Krankenakte ist jedoch nicht auffindbar. (Inv. Nr. 1657-59, Fall Nr. 120). Ungefähr ein Duzend der Werke stammt aus der Klinik Perreux, die 1897 als Kantonale Pflegeanstalt gegründet wurde. Im Archiv der Klinik fanden sich in den Krankenakten jedoch praktisch keine persönlichen Dokumente mehr. Der Aktenbestand wurde stichprobenartig durchgesehen.

Ausstellung
2018-2019 „Extraordinaire! Unbekannte Werke aus psychiatrischen Einrichtungen in der Schweiz um 1900“, Sammlung Prinzhorn, Heidelberg, Kunstmuseum Thun, LENTOS Kunstmuseum Linz (Katalog d/e)

Literatur
Bovet-Wolff, Louis, Notice sur la maison de Santé de Préfargier, Canton de Neuchâtel en Suisse, Neuchâtel 1848 de Meuron Guy (Hrsg.), La Maison de santé de Préfargier 1849-1949, Neuchâtel 1949

Fussinger, Catherine, Tevaearai, Deodaat, Lieux de folie. Monuments de raison. Lausanne, 1998

Jelmini, Jean-Pierre, „Présence et traitement des maladies mentales dans les hôpiteaux publics de Neuchâtel dans la première moitié du XIX siècle“, in: Louis- de Meuron Dominique (Hrsg.), 1849-1999 Préfargier. 150 ans au service de la psychiatrie, Neuchâtel 1999

Luchsinger, Katrin, Hirsch, Helen, Röske Thomas (Hrsg.), Extraordinaire! Unbekannte Werke aus psychiatrischen Einrichtungen in der Schweiz um 1900 / Extraordinairy! Unknown works from Swiss Psychiatric Institutions, Zürich 2018

Luchsinger, Katrin, „’Faut-il alors diriger ma pensée?’ Eugénie P. in der Maison de Santé de Préfargier“, in: Die Vergessenskurve. Werke von Patientinnen und Patienten in psychiatrischen Kliniken um 1900. Eine kulturanalytische Studie, Zürich 2016, S. 343-380

Steinlechner, Gisela, „Eigenwillige Handschriften. Ästhetische Strategien und Modelle weiblicher Autorschaft in der Sammlung Prinzhorn“, in: Brand-Claussen, Bettina, Micheli, Viola, (Hrsg.), Irre ist weiblich. Künstlerische Interventionen von Frauen in der Psychiatrie um 1900, Heidelberg 2004, S. 15-25