Zürich Burghölzli

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Liste Kulturgüterinventar Zürich Burghölzli

Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, „Burghölzli“
Sammlung Burghölzli im Staatsarchiv des Kantons Zürich

Die „Kantonale Irren-Heilanstalt Burghölzli“ ersetzte 1870 das Irrenhaus im Predigerspital im Stadtzentrum. Sie bot drei Behandlungsklassen an: Patient_innen erster Klasse verfügten über mehrere Zimmer und privates Pflegepersonal, Zweit- und Drittklassepatient_innen waren in „Arbeitsabteilungen“ untergebracht. Unter Direktor Eugen Bleuler (1857–1939) wurde die Universitätsklinik europaweit bekannt und von zahlreichen Psychiatern zu Ausbildungszwecken besucht. Bleuler legte 1908 ein neues Konzept der Schizophrenie vor. Patient_innen verblieben in der Regel höchstens zwei Jahre im „Burghölzli“ und wurden anschliessend, falls sie nicht entlassen werden konnten, in die Pflegeanstalt Rheinau verlegt. Das Archiv, welches 2001 dem Staatsarchiv des Kantons Zürich übergeben wurde, enthält 25’321 Akten aus dem Zeittraum von 1870 bis 1930. In den 5’064 untersuchten Akten (ein Fünftel des Gesamtbestandes) fanden sich 349 Werke. Die Vorschriften zur Anonymisierung sind hier besonders streng. So wird eine Zeichnung des (männlichen) Patienten mit der Krankenaktennummer 14’573 aus einer Reihe von 35 Tierabbildungen gekennzeichnet mit (m) 14’573. In der Akte der Stickkünstlerin Johanna Natalie Wintsch (1871-1944), über die bereits mehrfach publiziert wurde, befinden sich Entwürfe und Erläuterungen; ausserdem besitzt die PUK drei grossformatige Stickereien, die der Sammlung Rheinau (im StAZH) beigestellt wurden.

Ausstellung
2010-2012 „Rosenstrumpf und dornencknie. Werke aus der Psychiatrischen Pflegeanstalt Rheinau 1867-1930“. Medizinhistorisches Museum der Universität Zürich, 16.6.2011-19.1.2013, (Katalog)

Literatur

Bernet, Brigitta, Schizophrenie. Entstehung und Entwicklung eines psychiatrischen Krankheitsbildes um 1900, Zürich 2013

Bleuler, Eugen, Dementia praecox oder die Gruppe der Schizophrenien, Leipzig und Wien 1911

Brand-Claussen, Bettina, «Zünde deine Augen an. Gestickte Liebesarabesken von Johanna Wintsch», in: dies. und Viola Micheli (Hrsg.), Irre ist weiblich. Künstlerische Interventionen von Frauen in der Psychiatrie um 1900, Heidelberg 2004, S. 93-103

dies. „‘Je me déclare Dieu-Mère, Femme-Créateur’. Die Schöpfungen der Stickkünstlerin Johanna Wintsch (1871-1944)“, in: Katrin Luchsinger (Hrsg.), Pläne. Werke aus psychiatrischen Kliniken in der Schweiz 1850-1920, Zürich 2008, S. 45-58

http://www.hls-dhs-dss.ch, Texte zu Psychiatrie, Bernhard von Gudden, Auguste Forel, Eugen Bleuler

Meier, Marietta, Bernet, Brigitta, Dubach, Roswitha, Germann, Urs, Zwang zur Ordnung. Psychiatrie im Kanton Zürich, 1870-1970, Zürich 2007

Luchsinger, Katrin, Die Vergessenskurve. Werke von Patientinnen und Patienten in psychiatrischen Anstalten um 1900. Eine kulturanalytische Studie, Untersuchung. Dissertation, 2016

Z., Anna (1916), „Lebensbeschreibung einer (Unglücklichen!) sowie die Schilderung der Erlebnisse während zehn Jahren im Irrenhaus“, Luchsinger, Katrin, (Hrsg.), Zürich 2013