Oh, ich bin zum ersten Mal in einem Meetingraum. Nein, ach so, das ist ein richtiges echtes privates Büro! Du bist der erste, mit dem ich rede, der eines hat.
Tut mir leid.
Ich dachte schon, das ist ja ein gut eingerichteter Meetingraum – aber es ist einfach deins! Wie kommt’s, dass du ein eigenes Büro hast? Ich habe ja einen flexiblen Arbeitsplatz beim Departement für Kulturanalysen und Vermittlung, da gibt es gar keine eigenen Büros.
Also ich find die Situation beim DKV genial. Ich find das superspannend, wie die das durchspielen. Wir in der Musik haben früh gesagt: Wir brauchen Einzelbüros für die Studiengangsleitenden, um die Gespräche mit den Studierenden und alle anderen Gespräche führen zu können. Wir haben auch Grossraumbüros daneben, und wir haben Besprechungsräume. So wollten wir uns um diesen Lichtschacht versammeln. Wir haben das irgendwie durchsetzen können, keine Ahnung, warum.
Wieso durchsetzen, gab es da Vorgaben? Ich hatte den Eindruck, dass das DKV freiwillig zum jetzigen Ergebnis gekommen ist. Die wollten ursprünglich auch mehr Meetingräume und Einzelbüros und haben sich dann nach irgendeiner Beratung anders entschieden.
Mit Vitra, genau. Es gab Vorgaben, dass es kein Einzelbüro mehr gibt. Deshalb findet man das nirgends mehr. Auch das Rektorat, du siehst, es hat kein Einzelbüro mehr …
Ja, das hab ich gleich gezeigt bekommen bei meinem ersten Besuch, dass der Rektor kein eigenes Büro mehr hat.
Genau. Jetzt sieht man ihn manchmal in diesem Büro oder in sonst einem Besprechungsraum in Ruhe arbeiten.
Ja gut, aber das ist ja immer noch was völlig anderes, als wenn er ein eigenes Büro hätte.
Absolut. Wir haben jetzt so entschieden. Ich bin sehr glücklich.
Hast du das Gebäude im vorigen Zustand gekannt?
Ja. Ich war mehrfach da drin. Ich bin beeindruckt, was die aus diesem Gebäude gemacht haben. Absolut faszinierend. Und ich merk auch, dass ich wirklich gern zur Arbeit gehe. Ich hab vorher einen Container gehabt im Hof draussen und hab etwa zehn Jahre in diesem Container gearbeitet, das war schön und natürlich romantisch. Aber jetzt hier hab ich endlich meine Ruhe, das ist wirklich toll. Ich konnte von Anfang an sehr gut da arbeiten. Ich kann auch mein Material da haben. Das ist auch spannend, alle anderen haben gar kein Material mehr.
Das wollte ich dich sowieso noch fragen, ob das wirklich Material ist, mit dem du arbeitest. Ich hatte manchmal in anderen Büros das Gefühl, dass da die Regale so ein bisschen mit Blindtext bestückt worden sind, damit es so aussieht, als hätte man Arbeitsmaterial, aber in Wirklichkeit nutzt das überhaupt niemand. Aber das sind jetzt tatsächlich Sachen, die du regelmässig in die Hand nimmst?
Ich kann’s dir zeigen. Also das hier, diese beiden, das sind Diplomarbeiten, wenn Studierende kommen … ich habe ständig Studierendengespräche … Oder das hier beispielsweise, das ist jetzt eine Bachelorarbeit …
Die müssen das bei euch auf Papier einreichen?
Nein, die haben die Möglichkeit, das elektronisch zu machen. Es ist zunehmend alles nur noch elektronisch, aber es gibt immer wieder auch solche. (Zeigt eine Arbeit auf Papier, auf die ein USB-Stick aufgeklebt ist) Also, das sind jetzt Studierendenarbeiten, die ich sofort zücken kann. Das sind Noten, die ich dringend brauche. Das sind alte Studienführer, die wir immer wieder zücken für alle möglichen Nachfragen: Wie ist das jetzt geregelt? Natürlich wäre das auch im Internet. Aber es ist bequemer, hier nachzuschauen. … Ja, dann hat es sich schon fast. Dann, ich muss relativ viel Musik hören, oder auch, wenn neue Studierende kommen, bewerben sie sich mit Tonträgern, welcher Art auch immer, und dann muss ich die irgendwie abhören können.
Aber jetzt mal angenommen, dieser Plan wäre vollständig umgesetzt worden und niemand hätte mehr Einzelbüros: Wie würdest du das dann alles lösen? Man kann das ja vermutlich auch anders lösen.
Ich müsste Mal für Mal irgendeinen Raum mieten, der eine optimale Abhörsituation bietet. Ich hätte die Möglichkeit nicht, hier Studierendengespräche zu führen, ich müsste sie verweisen auf das Medienzentrum. Wäre möglich.
Das ist ja gerade ein allgemeiner Umbruch auch anderswo am Arbeitsplatz, und hier sieht man auf kleinem Raum die verschiedenen Möglichkeiten und Entwicklungsstadien.
Ja. Ein Kollege vom DKV beispielsweise hat mir gesagt, dass die Leute von Vitra bei der Beratung gesagt haben, mit dem Grossraumbüro kämen die Leute sowieso nur 30 Prozent zur Arbeit. Und er würde aber behaupten, es seien dann höchstens 15 bis 20 Prozent. Also noch weniger.
Bedingt durch das Grossraumbüro?
Bedingt durch das Grossraumbüro. Und die 20 Prozent, die dann anwesend sind, die sind dann aber in Kontakt und in ständig wechselnden Positionen und so weiter. Er hat das bisher als überaus positiv erlebt.
Ist es für mich natürlich auch. Immer, wenn ich mich zum Arbeiten hinsetze, sind andere Menschen um mich herum. Ich hätte wenig Kontakt mit denen, wenn sie Einzelbüros hätten.
Ja, kann ich mir vorstellen. Bei uns ist die Situation insofern so, als wir ständig miteinander zu tun haben, und dann kennen wir uns auch. Also das funktioniert genauso gut. Ich bin glücklich über die Ruhe, die ich habe. Ich kann die Tür offen lassen, ich kann sie zumachen, jetzt stören wir niemanden, der draussen arbeitet.
Ist es normal, dass es draussen so leer ist?
Nein. Jetzt ist noch späte Mittagszeit, und hier gerade ist es etwas dünner besetzt als bei anderen. Nein, normalerweise ist es hier voller. Ich bin sehr glücklich über diese Situation. Wie gesagt, ich hab zehn Jahre im Container gelebt, und das war toll, und jetzt geniesse ich’s, nicht mehr an den Füssen zu frieren.
Kommentare von Kathrin Passig
In der Sowjetunion
Danke, Barbara, danke, Thomas! Ist beides im Beitrag korrigiert.
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