Privates Testgerufe. Die offiziellen Betrufer und -innen kamen erst später.

Beim CreativeCity-Fest am Samstag gab es einen Alpaufzug auf der Rampe. Wenn man aufmerksamer war als ich, bekam man irgendwo faltbare Tüten für Smartphones und eine App, die Alpaufzugsgeräusche abspielte. Der bestimmungsgemässe Gebrauch sah ungefähr so aus, man konnte aber auch selber muhen.

Der Alpaufzug führte eigentlich bis zum Dach, und aus der Tatsache, dass er überwiegend nicht dort, sondern ganz woanders endete, kann man lernen, dass Menschen sich bei Grossveranstaltungen in mancher Hinsicht nicht wesentlich anders benehmen als Rinder. „Genau hier hätte man ein paar Hunde gebraucht“, sagte A. an der entscheidenden Stelle, an der man scharf links abbiegen muss, um den Weg aufs Dach zu finden. „Oder einen Wegweiser“, sagte ich. „Aber Kühen hilft ein Wegweiser praktisch gar nicht“, sagte A., „eine Leitkuh, das ginge.“

Wer trotz fehlender Hunde auf dem Dach ankam, konnte dort drei Betrufern zuhören, die mit Hilfe sehr grosser Schalltrichter Segenswünsche für das Toni-Areal vorbrachten. In Alpentälern hört man das in so einen Schalltrichter Hineingerufene vielleicht bis zur gegenüberliegenden Talseite, auf dem Dach kam der Schall nur wenige Meter weit und versickerte dann in der Menschenmenge. Wenn man aber nah genug an einem der drei Schalltrichter stand, klang es sehr gut. Ich würde das belegen, wenn nicht alle meine Aufnahmen von den Betrufen missraten wären. Schuld ist eine Kombination meiner Fahrlässigkeit und der Fahrlässigkeit der Nexus-5-Entwickler, vielleicht hatte ich aber auch in meinem technischen Betruf (siehe unten) nicht alle Eventualitäten berücksichtigt oder einige Spezialgottheiten der Tonaufnahmequalität beleidigt.

Der künstlerische Betruf stammte von mir und wurde für den Vortrag ins Schweizerdeutsche übersetzt, vorher lautete er so:

Wo das Milchpulver gewesen ist
Da soll Kunst werden
Wo die Glacen gewesen sind
Da soll Kunst werden
Wo der Käse gewesen ist
Da soll Kunst werden
Alles soll Kunst werden.
Wo es mit der Milch und den Glacen und dem Käse bald wieder aus gewesen ist
Soll die Kunst lange bleiben.
Wo die Kuh nichts mitzureden gehabt hat
Da sollen die Künstler etwas zu sagen haben.
Und nicht nur Käse machen.

Der technische Betruf stammte auch von mir und wurde auf Hochdeutsch vorgetragen:

Loben,
O loben zu loben, in unser aller Namen loben
Die uns die Herberg erhalten
Den Hausdienst und das ITZ.

Wenn wir das Licht einschalten
Lasst uns das Licht leuchten
Wenn wir den Beamer einschalten
Lasst uns den Beamer leuchten
Wenn wir zum Bild den Ton brauchen
Lasst uns nicht das Bild schwarz werden
Gebt uns Steckdosen, wo wir Steckdosen brauchen.

Wo wir kein Backup haben von unseren Daten
Da rettet uns aus der Not
Wo wir den Adapter vergessen haben
Da sorgt für uns
Wo wir nicht wissen, welchen Knopf wir drücken sollen
Da steht uns bei

Vor dem Heisenbug bewahret uns
Vor dem Bohrbug bewahret uns
Vor dem Mandelbug bewahret uns
Vor dem Schrödinbug bewahret uns
Vor dem Hindenbug bewahret uns

Vor Wasserschaden, Brandschaden und Stromausfall
Und vor den bösen Geistern all
Beschützt uns jetzt und alle Zeit.

Vom dritten Betruf weiss ich nicht mehr, als dass er von einem Berner Künstler stammte, auf Berndeutsch verfasst war und mit „Toniareaaaal“ endete. Sobald mir der Text oder eine Aufnahme zulaufen, trage ich hier die Details nach.