Gebrauchsspuren im Toni-Areal

Gewaltfreie Kommunikation mit dem Beamerknopfkästli

Update, 18. November: Beim Lesen dieses Beitrags bitte bedenken, dass die Firma Extron nicht sehr viel für die Missstände kann. Das Beamerknopfkästli seht zwar unelegant aus, funktioniert aber offenbar viel besser als hier beschrieben, wenn man es richtig konfiguriert. Das ist nur im Toni-Areal bisher nicht geschehen.

Ich: Dieses Beamersteuerungs-Dings da in den Seminarräumen: Funktioniert das bei dir?

Dozent: Ü-ber-haupt nicht. Da hab ich schon ein paar Zwischenfälle gehabt, wo ich fast ausgerastet bin. Das erste Mal war vor ein paar Tagen, da hatte ich bei einem neuen Modul eine Kick-off-Veranstaltung. Ich, professionell wie ich bin, bin vor der angesetzten Zeit dort gewesen, hab mich eingerichtet und alles, und musste feststellen, dass ich zu viel Zeit eingeplant hatte. Ich war eingerichtet, und was mach ich jetzt? Okay, dann fang ich halt einfach wieder an, hier zu arbeiten. Das war so ein Raum, wo man durch die Fenster von draußen reinschauen kann, da hab ich gedacht: Ja, klar, häng ich den Beamer kurz ab. Warum hab ich das nur gemacht! Die Studenten kamen dann irgendwann rein, und dann hat’s schlussendlich, also, gefühlt zwanzig Minuten gedauert, bis ich dieses Teil wieder zum Laufen gebracht hab. Und heute habe ich was präsentiert, da ist auch der Beamer plötzlich in den Schlafmodus gefallen, und dann war wieder alles … katastrophal.

Und vor zwei Wochen hab ich mir bei unseren Master-Leuten eine Präsentation angeschaut, und da hab ich dann das erste Mal dieses Problem mitbekommen, wie die da hinten dann an der Steuerung rumgemacht haben, und ich hab mir nur gedacht: So schwierig kann doch das Ganze auch nicht sein!

Ich: Das befürchte ich auch immer, dass sich das die Studierenden denken, wenn ich da zwanzig Minuten basteln muss jedesmal. Wenn es funktioniert und du dann zum Bild auch noch Ton haben willst, dann geht ja nicht nur der Ton nicht, dann fällt auch das Bild aus. (Eine Fehldeutung des Geschehens. Aber dazu unten mehr.)

Dozent: Aber in der Zwischenzeit hat sich’s schon rumgesprochen – alle haben das mitgemacht und alle fluchen nur. Da muss man sich schon fragen, wer sich das überlegt hat.

Ich: Eben, deshalb möchte ich da eigentlich gern mal mit dem Designer von diesem Steuerungsdings sprechen. Das sieht so selbstgebaut aus, der ist ja vermutlich irgendwo im Haus. (Später gemerkt: Das sieht nur so aus. Es handelt sich um das Extron MLC 226 IP, man kann es fertig kaufen.) Ich finde das von der Usability her …

Dozent: Und weil die Beschreibung, die nebendran ist …

Ich: Ja, die ist ja nicht so schlecht, aber …

Dozent: Aber es reagiert nicht so, wie es da steht.

Ich: Genau. Ich finde die Reaktion dieser Knöpfe sehr undurchschaubar.

Dozent: Ja. Kann ich dir voll und ganz zustimmen. Da bist du nicht alleine.

Auf dem Weg zu einer experimentellen Erforschung des Problems begegne ich Stefan Kreylser von der Hochschulkommunikation und erfahre, dass die Extron-Geräte in den Seminarräumen eigentlich noch im Auslieferungszustand sind und erst in den nächsten Tagen allmählich konfiguriert werden. Mit einer Besserung der Lage ist also zu rechnen.

Dann widme ich mich dem Beamerknopfkästli zum ersten Mal ohne bohrende Zuschauerblicke im Rücken und finde unter Anlegen von drei Seiten Labornotizen Folgendes heraus:

  • Alle Knöpfe sind hintergrundbeleuchtet und sehen dadurch immer ein bisschen aktiv aus. Aktiv sind aber nur die Knöpfe, die noch etwas heller leuchten als die anderen.
  • Wenn Knöpfe blinken, bedeutet das: Es passiert gerade etwas, das ein bisschen dauert. Es hat keinen Sinn, in dieser Zeit panisch noch weitere Knöpfe zu drücken. Ich habe zwar nicht getestet, was dann passiert, aber im günstigen Fall bringt es einfach nur nichts, im ungünstigen Fall verwirrt man die Maschinerie dadurch weiter.
  • Braucht man einfach nur das Bild, aber keinen Ton, drückt man „On“. Der „On“-Knopf blinkt dann etwa 60 Sekunden lang, auch der Beamer blinkt mit einem grünen Licht, danach sollte man das Bild sehen. Achtung: Je nach Kabel, das man verwendet hat, muss der richtige Knopf auf der rechten Seite gedrückt sein. Man kann aber mit den sechs Knöpfen rechts experimentieren, dabei passiert nichts Schlimmes (außer dass die Knopfabdeckungen bereits abfallen, vermutlich zermürbt durch zu viel panisches Knöpfedrücken).
  • Will man zum Bild auch Ton, drückt man „Audio Anlage On“. Jetzt geht das Bild aus, unvorbereitete Nutzer rufen „Hilfe! Alles kaputt!“, und beginnen auf den Knöpfen herumzuhämmern. In Wirklichkeit passiert aber das Richtige, man kann es nur nicht ahnen. Nach etwa 60 Sekunden leuchtet der „Audio Anlage On“-Knopf, und man hat zwar kein Bild, aber wenn der Rechner irgendwas mit Ton abspielt, sollte der Ton jetzt zu hören sein. Falls nichts zu hören ist, dreht man am Extron-Lautstärkeregler, bis der Ton kommt. Dann drückt man wieder den „On“-Knopf. Es dauert weitere 60 Sekunden, der Beamer startet neu, dann sollte sich das Bild zum Ton gesellen. Allerdings fällt dabei – zumindest in dem Raum, in dem ich meine Experimente durchgeführt habe – die Lautstärke so weit ab, dass man glauben könnte, der Ton sei jetzt wieder weg. Wenn man jetzt in Angst und Not weitere Knöpfe drückt, macht man alles Erreichte zunichte. Stattdessen muss man nur die Lautstärke noch etwas höher drehen.
  • Zusatztipp von Magnus Rembold: Wenn man mehrere Präsentationen nacheinander hat und dabei unterschiedliche Rechner anschliesst, startet der Beamer neu, sobald er kein Signal mehr bekommt, und man muss wieder eine Minute warten. Um das zu vermeiden, schliesst man einen Zweitrechner an eins der ungenutzten Kabel der Beamersteuerung an, schaltet dann während des Umbaus mit den Knöpfen rechts auf der Beamersteuerung zum anderen Eingang um (also zum Beispiel von VGA auf HDMI), schliesst den neuen Rechner an das erste Kabel an und schaltet dann wieder zurück.

Das war’s. Bild und Ton in unter fünf Minuten, ohne Angst und Schweissvergiessen! Und wenn die Anlage erst konfiguriert ist und die losen Knopfabdeckungen wieder festgeklebt sind, wird bestimmt alles noch viel komfortabler.

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